Gab es sie in Oberbayern?
Im Laufe der folgenden Monate wird jedoch deutlich, dass sich vor allem rechtsradikale Organisationen wie die „Orgesch“, die „Organisation Consul“ und Angehörige der eigentlich aufgelösten Freikorps mit Waffen versorgen. Offensichtlich haben viele Rechte den Stichtag 1. November 1920, bis zu dem illegale Waffen straffrei abgegeben werden konnten, ungenutzt verstreichen lassen.
Militärische Kontrolle auf unbestimmte Zeit? Nach Erklärungen der ‚Times‘ hat die englische Regierung ihre Zustimmung zu dem von Mitgliedern der interalliierten Militärkontrollkommission ausgedrückten Wunsch gegeben, wonach die militärische Kontrolle in Deutschland noch während einer unbestimmten Zeit fortzusetzen ist. Nach einer Londoner Havasmeldung stützt sich dieser Entschluss Englands auf die jüngsten Waffenfunde und die geheimen Waffenlager.
(Berliner Tageblatt am 22. Februar 1922)
Zwei Zeitungsartikel aus dem Jahr 1922
München. Vor dem Volksgericht München I fand Verhandlung gegen den pens. 29 jährigen verheiratete Volkschullehrer und Schriftsteller Rudolf Wolff von Nennhausen, BA. Dachau, und den 30 Jahre alten verheirateten Ingenieur bzw. Feinmechaniker Frz. Hemberger von Erding wegen eines Verbrechens des Landesverrats bzw. Beihilfe hierzu statt. Es handelt sich um den Verrat von Heeresgut an die Entente (Mai 1920) in Höhe von mehreren Millionen Mark. Wolff wurde zur Zuchthausstrafe von 15 Jahren, Hemberger zur Zuchthausstrafe von 6 Jahren und je 10 Jahren Ehrverlust verurteilt.
(14.03.1922)
Hart bei Traunstein, 6 Oktober 1922. Zwei Offiziere der Entente, die einen genauen Situationsplan hatten, holten da hier aus einem Versteck mehrere hundert Gewehre hervor. Ein feiger Deutscher verriet um einige Silberlinge an Fremdländische sein Heimatland; hoffentlich wird er entdeckt, damit er seinen verdienten Lohn empfangen kann. Die eine erfreuliche Erscheinung an der Affäre ist, dass die von den Entente-Offizieren beschlagnahmten Gewehre noch vor dem Bahnversand wieder gestohlen wurden.
(11.10.1922)
Freiheit“ und der „Vorwärts“, die Zeitungen der beiden sozialdemokratischen Parteien, berichten darüber:
„Waffenlager der Orgesch. Waffenfunde und Waffenschiebungen“
„Waffenfunde in Frankfurt a. M.“
„Waffenlager in Cottbus“
„Die Prenzlauer Waffenfunde“
„Reichswehr und Waffenverschiebung. Geheime Waffenlager bei Görlitz“
„Wieder ein Waffenlager entdeckt!“
„Die Potsdamer Waffenschieber“
„Orgesch entlarvt! Das Geständnis eines Offiziers. Diebstahl beschlagnahmter Waffenlager. Bewaffnete Geheimverbindungen überall“
„Waffenlager in Schöneberg. Das Rathaus mit der schwarz-weiß-roten Fahne“
„Entdeckung eines Waffenlagers“
„Ein Waffenlager bei Brandenburg“
Ein parteienübergreifender Wehrkonsens sorgt dafür, dass auch die Demokraten über die illegale Aufrüstung hinwegsehen. 1927 richtet die Reichsregierung unter dem Zentrumspolitiker Wilhelm Marx sogar einen Ausschuss ein, der aufpassen soll, dass die illegale Aufrüstung nach den Regeln des ordentlichen Haushaltsrechts abläuft.
Noch 1930 wurden bei einem Kommunisten Waffen ausgehoben, scheinbar standen die roten Brüder den braunen Brüdern in nichts nach, je nach Quellenlage ist von Unterschiebung von Waffen die Rede.
