Unsere Hinterkaifeck Facebook-Gruppe

Monat: August 2022

  • Johann Berchtold

    Münchens schlimmster Frauenmörder um die Jahrhundertwende

    Am 15. Februar 1896 fand Georg Fürst, Stationskommandant der 6. Münchner Gendarmerie Brigade, auf Anzeige der Köchin Pauline Pfefferl in der Karlstraße Nr. 33 die Leichen von Julie und Caroline von Roos sowie von deren Köchin Maria Gradl. Die Öffentlichkeit spekulierte in verschiedene Richtungen: Zum einen vermutete man einen dreifachen Selbstmord, zum anderen dachte man an einen Unglücksfall, denn auf dem Küchentisch war ein Fläschchen mit der Aufschrift „Arsenik“ gefunden worden. Die Obduktion ergab jedoch eindeutig, dass die drei Frauen erdrosselt worden waren. Demnach muss die Köchin Maria Gradl den Mörder, den sie offensichtlich kannte, ahnungslos in die Wohnung eingelassen haben. Als sie ihn gerade ihrer Herrin melden wollte, erwürgte er sie von hinten auf dem Korridor. Durch das Geräusch aufmerksam gemacht, ging Caroline von Roos aus dem Wohnzimmer in den Korridor, erhielt dort einen Schlag auf die Stirn und wurde anschließend mit einem Tuch oder der bloßen Hand erstickt. Anschließend stieß der Täter im Schlafzimmer auf Julie von Roos, die er ebenfalls erwürgte. Bei der polizeilichen Durchsuchung des Tatortes wurde festgestellt, dass neben 800 Mark in bar auch zahlreiche Pfandbriefe der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank fehlten. Somit wurde als Motiv Raubmord festgestellt. Da die Roos ein sehr zurückgezogenes Leben geführt, das Haus nur selten verlassen hatten und auch unbekannten Personen niemals geöffnet wurde, konzentrierten sich die Ermittlungen zunächst auf die näheren Verwandten, da der Täter ohne Gewaltanwendung hatte eindringen können. Allerdings mussten alle infrage kommenden Personen als Täter ausgeschlossen werden. Einigermaßen ratlos, gaben Hinweise seitens der Bevölkerung den festgefahrenen Ermittlungen der Gendarmerie einen neuen Impuls. Der Tischler Erasmus Ringler machte auf der Station der Brigade des 17. Bezirks die Aussage, dass er den Maurer Johann Berchtold aus Schwabing verdächtige. Gerüchten zufolge habe er seine Hand bereits bei der Ermordung der Frau Emetskofer in der Quellenstraße und des Johann Schneider am Paulaner Platz im Spiel gehabt. Ein Nachweis war indes bislang nicht gelungen. Den Verdacht glaubte er deshalb haben zu dürfen, da Berchtold für die Installationsfirma Holzmann & Co. im vergangenen August im besagten Haus Karlstraße Nr. 33 die Maurerarbeiten in dem Klosett besorgt hatte und deshalb über genaue Ortskenntnisse verfügte. Ein am selben Tag eingegangener anonymer Brief bei der Polizeidirektion äußerte dieselben Verdachtsmomente. So wurde am 21. Februar 1896 Johann Berchtold festgenommen. Allerdings fehlte der eindeutige Nachweis der Täterschaft, denn mehr als Indizien konnten nicht beigebracht werden und Berchtold war nicht zu einem Geständnis zu bewegen. Ab 1. Oktober 1896 fand vor dem Schwurgericht beim Landgericht München I, der Prozess gegen Berchtold statt. Als Indizienbeweise gegen ihn wurden verschiedene Umstände angeführt, vor allem, dass seine Familie, die bis zum Zeitpunkt des Mordes in dürftigen Verhältnissen gelebt hatte, plötzlich über ansehnliche Mittel verfügte. Ferner spielten die Aussagen der Zeugen, die Berchtold im und vor dem Haus gesehen haben wollten, eine erhebliche Rolle. Das Resultat der 14-tägigen Verhandlungen war, dass Berchtold am 14. Oktober 1896 zum Tode verurteilt, am 28. März 1897 aber zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt wurde. Berchtold beteuerte immer wieder seine Unschuld, auch nach seiner Verurteilung. Sein Rechtsanwalt Dr. von Pannwitz versuchte, die Wiederaufnahme des Verfahrens zu erreichen, da er eine neue Zeugin benennen konnte, die Berchtold zur Tatzeit in Schwabing gesehen haben wollte. Der Antrag fand jedoch keine Zustimmung, und obwohl es immer wieder zu Zweifeln an der Glaubwürdigkeit einiger Zeugen kam, wurde das Verfahren niemals neu aufgerollt. So verbüßte Berchtold seine Strafe zuerst im Gefängnis am Anger und ab 1. April 1897 im Zuchthaus in Kaisheim, wo er am 18. August 1925 verstarb.

    Johann Berchtold

    Quelle: Kriminalfälle (19./20. Jahrhundert) | bavarikon

    München, 1. Oktober. Der dreifache Raubmord in der Karlstraße zu München, jene grausige Tat vom 14. Februar dieses Jahres, welche nicht nur durch die Zahl ihrer Opfer, sondern auch durch ihre geheimnisvolle Ausführung weit über München hinaus das größte Aufsehen erregt hatte, versetzt durch die Schwur-gerichtliche Verhandlung die Gemüter in neue Aufregung und wohl selten ist ein ähnlich gelagerter Fall in den Annalen der Kriminaljustiz zu verzeichnen. Der Tatverdächtige Maurer Johann Berchtold wurde endlich nach langer Untersuchung vor die Geschworenen verwiesen, welchen die schwere Aufgabe zugefallen ist, darüber zu entscheiden, ob die seitens der Anklagebehörde mit großer Umsicht und großem Fleiß zusammengetragenen Verdachtsmomente ausreichend sind, um ein Schuldig über den Angeklagten auszusprechen. 210 Zeugen sind vorgeladen. Der Prozess nahm heute seinen Anfang. Als der Präsident die Hauptfrage an Berchtold richtete, ob er sich der ihm zur Last fallenden Verbrechen schuldig bekenne, antwortete er mit kräftiger Stimme: „Ich bekenne mich nicht schuldig!“ Unter den zu dem Sensationsprozesse ausgelosten Geschworenen befindet sich auch der Herr Gastwirt Dantl von Wasserburg.
    03.10.1896

    München. Der am Mittwochabend wegen des dreifachen Raubmordes an der Karlstraße und des Diebstahles an Emetskofer zum Tode und drei Jahren Gefängnis verurteilte Maurer Johann Berchtold hat in der Nacht zum letzten Samstag in seiner Zelle in der Angerfrohnfeste einen Ausbruch versucht. Berchtold hatte sich am Freitag unter dem Vorgeben, dass er durch die letzten 14-tägigen Strapazen gänzlich erschöpft sei und ärztliche Hilfe bedürfe, zum Arzt gemeldet. Wahrscheinlich wollte er hierdurch eine geringere Bewachung seiner Person erzielen. Nachts begann Berchtold nun nach der letzten Visitation mittels eines Stückes Holz, das er sich zu verschaffen gewusst hat, den steinernen Sockel des in seiner Zelle befindlichen Ofens zu bearbeiten, wobei ihm natürlich seine Kenntnisse als Maurer sehr zu statten kamen. Es gelang ihm indessen nur, den Verputz wegzureißen; sein ferneres Bemühen, den Ofen zu zertrümmern und als dann in den Kamin, durch denselben auf das Dach und von hier mittels des Blitzableiters auf den Boden zu gelangen, scheiterte an der dem Berchtold unbekannten Art der Einmauerung des Ofens. Am Samstag früh wurden die Spuren seiner nächtlichen Arbeit entdeckt. Über sein Beginnen vernommen, gab Berchtold an, die Verzweiflung über sein unverdientes Schicksal habe ihn zu diesem Schritte veranlasst. Er habe nur die Freiheit gewinnen wollen, um sich in der Isar zu ertränken.


    21.10.1896

  • Dreifacher Raubmord

    Der Raubmord von Wimm

    Im November 1918 ging es drunter und drüber, die Bevölkerung war kriegsmüde. In den Schützengräben hatten 200.000 bayerische Soldaten ihr Leben gelassen. Die Heim Kamen waren traumatisiert und einige starben in den Nachkriegsjahren noch an den zugezogenen Kriegsleiden. Das Bezirksamt München schreibt am 16.11.1918 an das SPD – geführte Innenministerium – nach einer Besprechung mit dem Polizeipräsidium sollen die Gendarmeriestationen durch Sicherheitssoldaten verstärkt werden. Die Gemeinden sollen Unterkunft und Verpflegung bezahlen. Wer soll aus leeren Gemeindekassen das bezahlen? Das Generalkommando schreibt an die Distriktverwaltungsbehörden: Hilfsgendarmen erhalten Löhnung, Beköstigungsgeld und eine Zulage von drei Mark am Tag. Unterhalt für Unteroffiziere, Mannschaften und Pferde müssen auf dem im Kriegsleistungsgesetz vorgeschriebenen Wege vergütet werden. Scheinbar klaffte eine Lücke zwischen Ist- und Sollzustand. In München fuhren Soldaten mit einem Auto in einem Kaffee in der Sonnenstraße vor und raubten mit vorgehaltener Pistole die Gäste aus. Vielleicht wurde einer der Soldaten erkannt, jedenfalls gaben sie ihre Beute wieder heraus und verschwanden. Am Freitag, dem 29.11.1918 berichteten die Zeitungen über einen Doppelmord im Mühlviertel, mir fiel der Bäcker Bärtl ein, obwohl er in der Zeit in einer Sanitätskompanie diente. Auf der bayerischen Seite in der Nähe von Simbach (Anm. es dürfte sich um Wimm bei Bad Birnbach handeln) ereignete sich ein dreifacher Raubmord. Der Landwirt Mühlberger, seine Schwester und sein Bruder, der noch flüchten wollte, wurden von zwei Tätern erschossen.

  • Josef Wilfling der Ehemalige Leiter der Münchner Mordkommission gestorben

    Der Mann der Columbo war

    Ob Josef Wilfling mit zerknittertem Mantel und gebeugter Körperhaltung herumlief kann ich nicht beurteilen, aber er war in Bayern an der Aufklärung zahlreicher Kapitalverbrechen beteiligt. Auf die schnelle fallen mir Namen wie David, Sedlmayr und Moshammer ein. In all den Dienstjahren hat er sich zu einem Experten entwickelt, nicht nur in Verhörtechniken sondern auch im Umgang mit denn Tätern. Wie Ernst Gennat verstand es auch Josef Wilfling seine Gegenüber aus der Reserve zu locken, mit teilweise unkonventionellen Methoden, er bezeichnete sich auch als Beichtvater. Keine Suggestivfragen, die den Befragten in Art und Weise der Fragestellung beeinflussen, dass hat er immer wieder gepredigt, als wäre es das ABC eines Mordermittlers. Er wurde auch nicht Müde Polizisten für den Kriminaldienst zu motivieren, er sagte immer, das Geld ist das gleiche, aber der Dienst härter und interessanter. „Abgründe“, „Unheil“, „Verderben“ und „Geheimnisse der Vernehmungskunst“, was wie gute Krimis aus dem hohen Norden klingt, diese Bücher hat er der Nachwelt hinterlassen. Josef Wilfling ist vor kurzem an den Folgen einer schweren Krankheit gestorben.

    Josef Wilfling
  • Raubmord in Grassau

    Der grausame Tod einer 18 jährigen Zimmermannstochter

    Maria Bosch aus Grassau trug eine gelbbraune Jacke, einen grün- blauen modernen Rock, hatte eine Umhängetasche um, eine Pappschachtel und ein Handkörbchen dabei. Sie liebte diese städtische Kleidung, dass Mädchen vom Lande. Maria war hübsch, hatte dunkle Haare und freute sich über die Bahnfahrt von Rosenheim in Richtung Heimat. Im Wagenabteil traf sie eine ältere Frau, die aber in Prien ausstieg. Ist hier noch ein Platz frei, fragte ein etwa 41 Jahre alter Mann? Die etwas ältere Frau nickte mit dem Kopf, er nahm neben der Alten Frau Platz um das junge Mädchen zu beobachten. Der Mann trug einen dunklen abgetragenen Anzug mit Rock, einen schweren Filzhut und helle Krawatte. Das Gesicht des Mannes war faltig und er fuhr sich immer wieder mit der rechten Hand durch seinen blonden Schnurrbart. In Übersee am Chiemsee müssen beide ausgestiegen sein. Maria wurde in Begleitung eines Mannes auf der Straße nach Grassau gesehen, ein Landwirt aus Übersee hatte noch mit Maria gesprochen. Der Zeuge war der letzte der Maria Bosch lebend gesehen hatte. Maria wurde im sogenannten Meyer-Holz unweit von Mietenkam wahrscheinlich erwürgt, ausgeraubt und in die Tiroler-Ache geworfen. Man vermutet, dass der Mann Maria zuerst mit Streu abgedeckt und zwei Tage liegen lies bevor er sich einen Karren in der Nachbarschaft auslieh um Marias Leiche in die Tiroler-Ache zu werfen um es als Selbstmord darzustellen. Die Gendarmerie kam durch Hinweise aus der Bevölkerung auf einen Mann, bei dem es scheinbar keine Hemmschwelle gab. Bei der Hausdurchsuchung fanden die Gendarmen Gegenstände aus verschiedenen Einbrüchen. Bei einem Einbruch mit einer Maske beim Eberlwirt hatte er die Frau fast erwürgt und dem alten Vater mit erwürgen gedroht. Die bayerischen Gendarmen fanden heraus, dass der Mann aus Tirol stammte und dort als Gendarm einen Meineid geschworen hatte um dauernd eidesunfähig zu sein. Ferner wurde er verdächtigt, während seiner Militärdienstzeit in Bosnien einen Mord begangen zu haben. Es handelte sich bei dem Mann um Alois Egger aus Kössen in Tirol der als Zementarbeiter in Staudach arbeitete. Es wurde vom königlichen Untersuchungsrichter Krazer vom Landgericht Traunstein eine Anzeige auf Hinweise in den Regionalzeitungen geschaltet.

    Rosenheimer Anzeiger

    Wie sich herausstellte, versuchte Egger einen Tag nach dem Mord Blutflecken aus seinem Sonntags-Anzug zu waschen. Egger versuchte noch den großen Unbekannten zu präsentieren, aber die Belastungsmomente waren derartig, dass man keinen Zweifel hatte, den richtigen Täter vor sich zu haben. Maria Bosch wurde unter großer Beteiligung der Bevölkerung zu Grabe getragen. Überliefert ist, dass der Pfarrer eine rührende Grabrede hielt. Alois Egger wurde vor dem Schwurgericht zum Tode verurteilt, sein Gnadengesuch wurde von seiner königlichen Hoheit dem Prinzregenten abgelehnt. Alois Egger hatte von der ihm angebotenen Gnadenfrist Gebrauch gemacht. Seine letzten Lebensstunden verbrachte er mit geistlichem Zuspruch. Um 7:00 Uhr früh wurde Egger zu dem bekannten weißen Tisch geführt, dort wurde ihm nochmals das Schwurgerichtsurteil vorgelesen. Egger war erdfahl, zeigte sich aber gefasst. Während ihm ein Kapuziner- Pater den Segen erteilte, wurde Egger eine schwarze Binde um die Augen gelegt und ihm die Hände auf den Rücken gefesselt. Unterstützt von zwei Nachrichter-Gehilfen und fortwährend betend trat er sodann den Gang zum Schafott an, während die Armsünderglocke seine schrillen Töne erschallen lies. Egger wurde auf das aufrecht stehende Brett geschnallt, dieses umgelegt und unter die Maschine geschoben. Ein dumpfer Schlag und das Haupt war vom Rumpf getrennt. Der Leichnam Eggers wurde in einem im Gefängnis eingerichteten Obduktionsraum seziert. So fand Alois Egger am 22. März 1899 in München sein Ende.