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Monat: Juni 2024

  • Der Würger von Nürnberg

    Die bisher ungeklärten Morde an dem aus Jugoslawien stammenden Diplomlandwirt Neidenbach und seiner Zimmervermieterin Frau Wiggen stehen noch immer im Mittelpunkt des Interesses der Bevölkerung in und um Nürnberg.

    Inzwischen läuft die Fahndung nach dem Mann, dem der Volksmund bereits den Beinamen „Würger von Nürnberg“ gab, noch immer auf vollen Touren. Die Polizei geht jedem Fingerzeig nach, der ihr aus der Bevölkerung heraus gegeben wird. Sie unterstützte auch eine für Donnerstag Abend vorgesehene Sonder-Reportage des Deutschen Fernsehens zu den Mordfällen, bei der möglicherweise neue Anhaltspunkte durch Reaktionen bei den Fernsehteilnehmern herauskommen. Sie geht außerdem – wie der Nürnberger Polizeipräsident Erich Heß erklärte – Hinweisen des Utrechter Hellsehers Gerard Croiset nach, die dieser vor einigen Tagen einem Reaktionsmitglied einer Nürnberger Zeitung gegeben hatte. In einem Gespräch, das auf Tonband festgehalten ist, versucht der Hellseher, den mutmaßlichen Täter zu skizzieren, wobei er die nach berichten von Augenzeugen – die den Täter gesehen haben wollen – bereits angefertigte Porträtskizzen in verschiedenen Linien berichtigt. Croiset gab ferner eine Beschreibung des angeblichen Wohnortes des Mörders. In der Nähe steht eine Mühle, meint er. Nach einer Skizze, die der Hellseher anfertigte, läge der Wohnort des Würgers unweit des Fundortes einer der beiden Leichen im Landkreis Lauf bei Nürnberg.

    Im Fall Hinterkaifeck wurden in Nürnberg 1922 spiritistische Sitzungen mit drei verschieden Hellseherinnen abgehalten, das Ergebnis war eher bescheiden. Bei diesem Fall setzte man auf Gerard Croiset.

    Der Würger von Nürnberg ist tot

    Der Mordfall Neidenbach – Wiggen scheint nach zwölf wöchiger Untersuchung jetzt zum Teil aufgeklärt zu sein, erklärten am Montag Mitglieder der Sonderkommission Nürnberg. Als „Würger von Nürnberg“, steht der 53 Jahre alte Berufssoldat Otto Rudorf aus Feucht bei Nürnberg, der wegen Betrugs vorbestraft ist, unter dringendem Tatverdacht. Er muss jedoch nach Ansicht der Polizei mindestens noch einen Mittäter gehabt haben. Während Otto Rudorf kurz nach seiner Festnahme wegen Betrugs am vorigen Freitagabend Selbstmord durch Einnehmen von Zyankali begehen konnte, befindet sich der unbekannte Mittäter noch auf freiem Fuß.

    Wie die Sonderkommission Nürnberg bekanntgab, wurden bei einer Durchsuchung von Rudorfs Wohnung in Feucht mehrere Pistolen vom Kaliber 7,65 mm mit Schalldämpfer gefunden. Mit Feuerwaffen dieses Kalibers wurden die Morde an dem 36jährigen Diplomlandwirt Mathias Neidenbach und dessen ehemaliger Zimmervermieterin, der 65jährigen Witwe Elisabeth Wiggen, am 22. Juli 1958 ausgeführt. Weiterhin fand die Kriminalpolizei bei der Haussuchung Notizen, die nach Angaben eines Mitgliedes der Sonderkommission darauf hinweisen, dass Rudorf der geheimnisvolle Würger von Nürnberg war. Außerdem wurde ein gefälschter Ausweis in der Wohnung sichergestellt, der auf „Polizeiamtmann Betz“ ausgestellt war. Die Kriminalpolizei hat ermittelt, das Elisabeth Wiggen am 22. Juli 1958 von einem falschen Kriminalbeamten aus ihrer Wohnung unter einem Vorwand abgeholt und anschließen getötet wurde. Ein Bankbeamter hat ferner nach Mitteilung von Mitgliedern der Sonderkommission den Toten Rudorf als den Unbekannten identifiziert, der vermutlich nach dem Mord an Mathias Neidenbach von dessen Bankkonto 20.000 Mark ohne Vollmacht abheben wollte. Der zweite Bankbeamte, der damals dem Würger von Nürnberg ebenfalls gegenüberstanden hatte, äußerte jedoch angesichts des Toten Zweifel. Rudorfs Auto wurde inzwischen zum Gerichtsmedizinischen Institut nach Erlangen geschafft. Die Sonderkommission hat ermittelt, dass die Bluttaten an Neidenbach und Frau Wiggen in einem Automobil ausgeführt wurden. Schließlich stimmt der Fahndungsbrief der gegen Otto Rudorf vor mehreren Wochen wegen größerer Betrügereien erlassen wurde, weitgehend mit der Täterbeschreibung des Würgers von Nürnberg überein.

    14. Oktober 1958

  • Hinterkaifeck – Bäcker Lang

    Peter Lang wurde am 14.12.1881 in Manching geboren, am 20.02.1954 verstarb er in Waidhofen. Peter Lang war zur Zeit der Morde in Hinterkaifeck Bäckermeister in Waidhofen. Der Bäcker- Laden war Hauptumschlagplatz für die neusten Nachrichten und Gerüchte im Mordfall Hinterkaifeck.

    Erst am 05. April 1922, fünf Tage nachdem das Verbrechen geschah, bringen die Zeitungen die ersten Meldungen von dem sechsfachen Mord in Hinterkaifeck. Bis von Augsburg und Ingolstadt kommen Menschen. Die Städter staunen über die riesengroßen Fässer mit eingepökeltem Fleisch, die Schmalztiegel und Eiertöpfe der Bäuerin. Wo doch zu dieser Zeit in der Stadt das Pfund Brot vier Mark und der Liter Milch zwischen sechs und acht Mark kostete. Dabei liefen sie auch über die Felder was den Unmut der Landwirte hervorrief. Dann gab es noch den Metzger Strasser aus München, der den Haus- und Hofmetzger Kaspar Wendelin der Hinterkaifecker als Konkurrenz gerne loswerden wollte. Von dem Bäcker Lang in Waidhofen habe ich (Anmerkung: Strasser) in der Reger`schen Wirtschaft erfahren bzw. Lang hat es dort öffentlich erzählt, dass Kaspar Wendelin nach dem Morde bei ihm einige Doppelzentner Mehl mit Goldgeld bezahlt hat. Auch ist dort jetzt überall bekannt, dass Kaspar Wendelin seiner Tochter die Aussteuer in Schrobenhausen glaublich bei Schuhbeck gekauft hat und ebenfalls mit Goldgeld bezahlte. Der 19 jährige Gütlerssohn Wendelin Kottmeier in Waidhofen brachte mir im Herbste vorigen Jahres etwa 80 Pfund Weizen, die er seinem Vater entwendet hatte, in meine Wohnung in Waidhofen. Diese 80 Pfund Weizen verkaufte ich an den Bäckermeister Lang in Waidhofen um 210 Mark, die wir zu gleichen Teilen unter uns teilten.

    Quelle; Karl Bichler, 04.05.1922

    Weiters erfuhr ich vom Bäckermeister Peter Lang in Waidhofen, dass K. Bichler den Bauern Walter in Koppenbach Schafe gestohlen habe. Dies hat er dem Lang auch zugestanden.

    Quelle; Michael Bichler, 26.04.1922

    So sagte insbesondere der ledige Metzger Andreas Kaspar von
    Waidhofen, 25 Jahre alt, einmal in der Wohnung des Bäckermeisters Lang in Waidhofen, “Ich tät schon wissen, wo die Hinterkaifecker ihr Geld haben“. Das ich jemanden darum ersucht hätte, mit mir das Geld in Hinterkeifeck zu stehlen, entspricht nicht den Tatsachen.

    Quelle; Karl Bichler, 04.05.1922