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Monat: März 2025

  • Drei Morde an einem Nachmittag

    Am 11. Mai 1946 machte sich die Gastwirtstochter Irmgard Helmberger, 22 Jahre alt, mit dem Fahrrad auf den Weg von Kammer nach Traunstein, um ihren Verlobten vom dortigen Bahnhof abzuholen. Sie wurde auf ihrem Weg von einem bis heute Unbekannten überfallen, mehrfach vergewaltigt, beraubt und mit einem Kopfschuss ermordet. Der Täter erschoss im Anschluss auf gleiche Weise den Jungbauern Josef Huber, welcher offensichtlich Zeuge der Tat geworden war. Des Weiteren schoss der Täter kurze Zeit später – mit einer Waffe vermutlich tschechischen Ursprungs – auf den Litauer Romualdas Libus, der als Displaced Person im Lager in Traunstein untergebracht und mit dem Rad zu einem Freund nach Kammer unterwegs war, und verletzte diesen. Jedoch gab es noch ein Opfer an diesem Blutvormittag, nämlich Anna Renz, auch sie mit dem Fahrrad unterwegs. Der Mörder, der anschließend mit ihrem Radl floh, hatte auch diese junge Frau mit einem Kopfschuss aus kurzer Entfernung umgebracht. Neben der Traunsteiner Polizei schaltete sich auch die amerikanische Militärpolizei in die Ermittlungen ein, da man zunächst einen der Displaced Persons als Täter vermutete. Bald kamen auch andere in den Fokus der Ermittler, selbst ein Polizist wurde verdächtigt. Jedoch wurde der dreifache Mord bis heute nicht aufgeklärt, er wird wohl ein Cold Case bleiben.

    Der Schrecken nahm kein Ende

    Polizist als Mörder?

    Der Mordfall Helmberger bleibt Mysteriös.

  • Gemetzel in Weinzirl

    Das Hinterkaifeck von Oberösterreich

    Ein vierzehnjähriger Oberösterreicher erschlug im März 1935 bei Leonfelden mit einer Axt drei Menschen, raubte Geld und steckte den Vierkanthof in Brand, auf dem er gearbeitet hatte. Am Faschingssonntag, dem 3. März 1935, um ca. 23 Uhr, bemerkten Nachbarn, dass der Vierkanthof des Bauern Josef Preining, vulgo Enzenhofer, in Weinzierl Nr. 4 bei Leonfelden (seit 1961 Bad Leonfelden) im Mühlviertel in Oberösterreich brannte. Die Nachbarn liefen zum Hof, um den Brand zu löschen und verständigten die Feuerwehr. Feuerwehrleute fanden im Stall den 64-jährigen Bauern, seine 54-jährige Frau Katharina und die 21-jährige Tochter Maria, genannt Marie, leblos und blutüberströmt vor. Die Leiche des Bauern befand sich in kniender Stellung, den Oberkörper gegen eine Bank gelehnt. Die Schädel der drei Toten waren zertrümmert, Teile der Gehirne klebten am Boden. Die Feuerwehrleute befürchteten, dass auch der Halterbub des Bauernhofs getötet worden sein könnte. Sie wollten im Getreidekasten nachsehen, der vom Feuer verschont geblieben war. Die Tür war versperrt und der Schlüssel war in der Küche nicht auffindbar. Als die Feuerwehrleute die Türe zum Getreidekasten aufbrechen wollten, hörten sie eine Stimme. Sie brachen ein Fenster auf und zogen den 14-jährigen Johann Uebermasser ins Freie. Der Bub behauptete, um Hilfe geschrien zu haben, aber niemand habe ihn gehört. Johann Uebermasser stammte aus einer kinderreichen Familie, die auf dem Binderbauerngut in Haid bei Leonfelden als „Inwohner“ lebte. Er galt als überdurchschnittlich intelligent und als guter Schüler, aber auch als aufsässig, frech und gewalttätig. In einem Schulbericht wurde vermerkt, er sei mürrisch und bösartig und habe verbrecherische Anlagen. Einige Verwandte seiner Mutter waren Trinker und Epileptiker. Als Dreizehnjähriger kam Uebermasser im Februar 1934 auf den Bauernhof der Familie Preining, wo er als Hüterbub und Kleinknecht arbeitete – für Kost und 100 Schilling Jahreslohn, das entspricht heute einem Wert von 430 Euro. Nebenbei besuchte er den verkürzten Schulunterricht. Mit der Magd verstand er sich gut. Vom Bauern fühlte er sich gut behandelt; Josef Preining gab ihm einmal für besonderen Fleiß zehn Schilling Extrageld.

    Zwei unbekannte Männer

    Hansl Uebermasser erzählte den Gendarmen, dass zwei unbekannte Männer um halb neun Uhr abends an der Haustür geklopft hätten. Als er die Tür geöffnet habe, sei er überfallen und gefesselt worden. Dann hätten ihm die Räuber ein Tuch in den Mund gestopft und ihn mit dem Umbringen bedroht, sollte er schreien. Die Unbekannten hätten dann den Bauern, seine Frau und die Tochter erschlagen, Feuer gelegt und ihn nach einer Stunde in den Getreidekasten gesperrt. Uebermasser lieferte auch eine Beschreibung der Täter.

    Überraschende Wende

    Bei der näheren Befragung verstrickte sich Hansl Uebermasser in Widersprüche. Bei ihm wurden 663 Schilling (heutiger Wert ca. 2.800 Euro) gefunden, die Josef Preining bei einem Ochsenverkauf eingenommen hatte. Nach stundenlangem Verhör legte der Bursche ein Geständnis ab. Er habe einen Zorn auf die Bäuerin gehabt, weil sie ihn wegen Bettnässens beschimpft und verspottet habe. Er sei sehr gekränkt gewesen und habe sie deshalb erschlagen wollen, aber auf eine passende Gelegenheit gewartet. Die Bäuerin habe sich aber nie allein auf dem Hof befunden, deshalb habe er beschlossen, auch den Bauern und die Tochter zu ermorden. Er habe gehofft, die Bluttat dadurch glaubwürdiger auf unbekannte Raubmörder lenken zu können.

    Vor den Morden in die Messe

    Enzenhofergut in Weinzirl bei Leonfelden: Schauplatz eines Dreifachmordes
    Enzenhofergut in Weinzirl bei Leonfelden: Schauplatz eines Dreifachmordes
    © Archiv

    Uebermasser besuchte am 3. März, dem Faschingssonntag, die heilige Messe und war mit seinen Eltern in Reichenthal. Am Abend kehrte er zum Enzenhofer-Gut zurück. Als am Abend der Knecht eines benachbarten Hofes die Söhne der Bauernfamilie Preining zu einer Faschingsfeier im nahen Wirtshaus abholte, entschloss sich Uebermasser, seinen Mordplan umzusetzen. Er löste gegen 20:30 Uhr im Stall einen Ochsen von der Kette und berichtete dem Bauern, dass im Stall ein Ochse frei herum laufe. Als Josef Preining den Stall betrat, schlug Uebermasser mit einer Axt von hinten so lange auf den Kopf des Bauern ein, bis sein Opfer tödlich verletzt zusammenbrach. Dann lockte der Bursche die 21-jährige Marie zum Stalltor, wo er mit der Hacke auf sie einschlug. Die junge Frau stürzte bewusstlos zu Boden. Als Uebermasser nun sein drittes Opfer in den Stall holen wollte, hörte er, dass Marie noch röchelte. Er ging zu ihr zurück und zertrümmerte ihr den Schädel, bis sie sich nicht mehr rührte. Dann zerrte er die Tote an den Füßen in den Stall. Uebermasser rief nun nach der Bäuerin, die sich im ersten Stock des Hauses bereits zum Schlafen hingelegt hatte. Er sagte ihr, eine Kuh beginne im Stall zu kalben. Als Katharina Preining zum Stall kam, erschlug er auch sie mit Axthieben. Der Mörder durchsuchte nun den Wohnbereich nach dem Geld aus dem Ochsenverkauf, fand es aber nicht. Er ging wieder in den Stall, durchsuchte die Kleider der Leiche des Bauern, fand das Geld und nähte es in der Küche in seine Weste ein. Um Spuren zu verwischen, zündete Uebermasser den Hof an, indem er eine brennende Kerze in das Stroh steckte. Die Axt warf er ins Feuer, um seine Fingerabdrücke zu vernichten. Dann wälzte er sich im Schnee, um ein Handgemenge vorzutäuschen. Er sperrte sich im Getreidekasten ein und warf den Schlüssel beim Fenster hinaus. Der Vierkanthof brannte bis auf die Grundmauern ab. Landwirtschaftliche Geräte wurden vernichtet, auch das Vieh kam in den Flammen um. Über 2.000 Menschen nahmen am Begräbnis der drei Mordopfer am 7. März 1935 teil, darunter der Landesbauernführer Landesrat Josef Mayrhofer und Bezirkshauptmann Ernst Fraydenegg-Monzello.

    Jugendstrafe

    Die Mordopfer Josef, Katharina und Maria Preining
    Die Mordopfer Josef, Katharina und Maria Preining
    © Archiv

    Bestrafung

    Hansl Uebermasser wurde zu zehn Jahren strengen Arrests verurteilt, mit einem Fasttag an jedem 3. März, dem Jahrestag der Morde. Es war die höchst zulässige Strafe im Jugendgerichtsgesetz für einen Jugendlichen. Der Verurteilte zeigte keine Reue und nahm das Urteil an. Da sein Vater als gesetzlicher Vertreter mit der Verurteilung einverstanden war, wurde das Urteil sofort rechtskräftig. Über das weitere Schicksal des Verurteilten ist nichts bekannt. Franz Steinmaßl erwähnt in seinem Buch „Arsen im Mohnknödel“, dass Johann Uebermasser während des Zweiten Weltkriegs in einem Strafbataillon gefallen sei. Nach einer anderen Version habe Uebermasser nach dem Krieg in einer Landeshauptstadt als Kaufmann gearbeitet.

    Werner Sabitzer

    Quellen/Literatur:
    Steinmaßl, Franz: Der rätselhafte Hüterbub. In: Arsen im Mohnknödel. Kriminalität im Mühlviertel von der Jahrhundertwende bis 1938. Edition Geschichte der Heimat, Grünbach 1992, S. 300-310
    Vierzehnjähriger Knabe verübt eine dreifache Mordtat. In: Erlafthal-Bote, 10. März 1935, S. 7
    Drei Raubmorde eines Vierzehnjährigen. In: Illustrierte Kronen Zeitung, 7. Juli 1935, S. 4-5
    Der dreifache Mörder von Weinzirl vor Gericht. In: Mühlviertler Nachrichten, 12. Juli 1935, S. 6-8

    Podcast: https://www.youtube.com/watch?v=0RheEeqMfss

  • Dragonerhans, Tagelöhner, Räuber, Verbrecher und der Luft-Geist

    Ein 35 jährige Taglöhner beging Verbrechen wider der Sittlichkeit und stammte aus Böhmen, er ist das Haupt einer förmlichen Räuberbande gewesen, die hauptsächlich in der Wasserburger Gegend ihr Unwesen getrieben hatte. Er hat schon oft mit dem Gefängnissen Bekanntschaft gemacht; seine letzte Strafe, 3,1/2 Jahre Zuchthaus, verbüßte er in Kaisheim und kehrte im Sommer vorigen Jahres, obwohl wegen Landesverweises nach Böhmen verschubt, wieder nach Bayern zurück; die Liebe hatte es ihm angetan. Gegenstand dieser Liebe war eine 53 jährige Hadernsammlerin Anna Hutterer von Feichten, eine würdige Genossin, welche damals hier wohnte, und die er sofort wieder aufsuchte. Ständig konnte er nicht bei seiner alternden Dulzinea wohnen, weil ihm die Gendarmerie auf den Fersen war; er hielt sich des Öfteren bei der Häuslers Witwe Maria Brandmeier auf, die ihm bereitwillig Unterschlupf gab und mit ihren Töchtern Julie und Marie die gestohlenen Sachen verwertete und verschleppte. Kaum war Bauer wieder in der Haager Gegend, als die Bevölkerung durch eine Reihe verwegener Einbruchdiebstähle beunruhigt wurde, welche in der Art der Ausführung immer auf eine gemeinsam operierende Bande unter einheitlicher Leitung schließen lies. Fast immer war in den Häusern, welche in finsteren und stürmischen Nächten heimgesucht wurden, ein Fenster des unteren Stockwerkes kunstgerecht aus dem Rahmen geschnitten, waren die Eisenstangen vor dem Fenster mit einem eigens zu diesem Zwecke konstruierten Schraubstücke aus-gebogen und weggebrochen worden. So wurde am 28. Oktober vorigen Jahres bei dem Bauern Mittermaier in Schönbrunn einzubrechen versucht, die Diebe wurden jedoch durch das zufällige Dazwischenkommen einer dritten Person verscheucht. In der nächsten Nacht versuchte man bei dem Bauern und Kirchenpfleger Räbinger in Lehnererhof einzubrechen; durch ein Geräusch verriet sich der Dieb, der es offenbar auf sie Kirchenkasse abgesehen hatte, und wurde von dem Bauern verjagt. Nicht mehr Glück hatte der Einbrecher bei dem bald darauf erfolgten Versuche, den Pfarrhof zu Kirchdorf bei Haag zu bestehlen. Pfarrer Abraham erwachte, schlug Lärm, und Beute los musste der Einbrecher abziehen. Am 5. November, in einer finsteren Nacht, wurde bei dem Krämer Voggenauer in Gänsbach eingebrochen, und sind verschiedene Waren im Werte von 250 Mark gestohlen worden. Am 30.November wurde der Hühnerstall des Bauern Andreas Weber in Kitzberg besucht und 10 Stück Hühner beraubt. Am 11. November stahl die Bande dem Bauern Diwald in Kirchdorf 15 große Ballen Leinwand im Werte von 360 Mark. Am 29. November wurde bei dem Bauern Wimmer in Kirchdorf eingebrochen und dort das bäuerliche, seit Urgroßvaters Zeiten aufgesparte Schmuckzeug im Werte von über 500 Mark gestohlen. Von den Dieben hatte man nirgends eine Spur, erst durch den Verkauf der gestohlenen Pretiosen (Kostbarkeiten, Geschmeide) verrieten sie sich. „Dragonerhans“ wurde in der Wohnung der Hutterer nach verzweifelter Gegenwehr verhaftet. Die Hutterer sucht hierbei einen gefüllten Sack zu verstecken, der Sergeant Walbrunn verhinderte dies und fand in dem Sack eine Anzahl aus verschiedenen Einbrüchen herrührender Gegenstände und sogar das Schraubstück, mit welchem die Eisenstangen der Fenster ausgebogen worden waren.

    Trotz dieser Überführungsgegenstände leugnet die ganze Bande; der „Dragonerhans“ behauptet, dass ihm alle die vorgefundenen Sachen der „Luft-Geist“, ein unter diesem Spitznamen bekannter Einbrecher geschenkt habe.

    Durch die Zeugenaussage überführt, wurde Bauer vom Landgericht München 2 zur Zuchthausstrafe von 12 Jahren, die Anna Hutterer zu einer solchen von 2,1/2 Jahren verurteilt und den üblichen Nebenstrafen. Die Hehlerinnen erhielten Gefängnisstrafen und zwar Maria Brandmaier 1,1/2 Jahre, Julie 6 Monate und Marie 3 Monate.

    Die Geschichte spielte im Jahre 1903.