Verbrechen aus Bayern

Mord, Raub und andere Fälle

Schlafkammer mit Kinderwagen
Bauernhofmuseum Amerang

Kategorie: Motiv

  • Raubmord an Bartholomäus Eder in Steinhöring

    Gedenktafel Bartholomäus Eder
    Gedenktafel Bartholomäus Eder

    Steinhöring – Es ist das Jahr 1920. Eine Nacht im Februar. Schreie hallen übers Ebrachtal. Schreie der Angst. Maria Lederhuber kann sie ganz genau hören, daheim in ihrem warmen Bett. Ein letztes Mal ruft Bartholomäus Eder um Hilfe. Aber es kommt niemand. Noch ein fürchterlicher Schrei. Dann ist es ruhig. Eder hatte keine Chance. Hinterrücks wurde er erschlagen und ausgeraubt.

    Der Ebersberger Anzeiger schrieb in seiner Ausgabe von Dienstag, 17. Februar 1920 im Wortlaut: „Am 14. Februar früh um 07:00 Uhr fanden Schulkinder den Schuhmacher Bartholomäus Eder von Endorf, Gemeinde Steinhöring, 400 Meter unterhalb seines Anwesens auf der von Steinhöring nach Endorf führenden Straße tot auf. Eder ist auf dem Heimwege vom Bahnhof Steinhöring in der Nacht vom Freitag auf Samstag – vermutlich gegen 22:00 Uhr – von einem Unbekannten überfallen und durch ungemein schwere Hiebe auf den Kopf, welche das Schädeldach zertrümmerten, getötet worden. Eder wurde vollkommen ausgeraubt. In seinem Rucksack, der ebenfalls geraubt ist, hatte er die Brieftasche mit dem Erlöse aus verkauften Häuten – es sollen 12000 Mark gewesen sein – verwahrt. Eder war in der Umgebung sehr beliebt und es wird seiner Familie allgemein die größte Teilnahme entgegengebracht. Über die ruchlose Tat ist das sonst so friedliche Steinhöring selbstredend sehr empört und wäre nur wünschen, dass der Mörder, der die Tat, anscheinend durch Ortskenntnis unterstützt, mit großer Überlegenheit ausgeführt hat, möglichst bald vom Arm der irdischen Gerechtigkeit erreicht wird. Die Sektion fand am Sonntagnachmittag in Steinhöring statt. Die Leiche wird nach St. Christoph überführt und dortselbst am morgigen Dienstag beerdigt werden. Möge dort der so jäh den Seinen entrissene einem besseren Leben entgegen schlummern.“

    Rosenheimer Anzeiger Samstag/Sonntag 27 – 28. März 1920

    Laut Rosenheimer Anzeiger soll der Täter verhaftet worden sein. Diese furchtbare Geschichte hat auch Gabriele Chrastny bis heute nicht losgelassen. Ihre Nachbarin, die inzwischen verstorbene Maria Lederhuber, hat der kleinen Gabi vor Jahrzehnten von dem grausamen Mord erzählt. „Es gab oben am Bankerl auf dem Weg nach Endorf sogar ein Schild, das an die schreckliche Tat erinnerte“, sagt die ehemalige Dorflehrerin Chrastny.

    https://www.merkur.de/lokales/ebersberg/dorf-huellt-sich-schweigen-3593034.html

    Überfall und Raubmord
    Überfall und Raubmord

    Rosenheimer Anzeiger vom Mittwoch 13. Oktober 1920.Im Fall von Bartholomäus Eder gab es tatsächlich einen Tatverdächtigen, aber die Beweismittel reichten nicht aus.

  • Raubmörder Weibel ermordet eine vierköpfige Familie

    Ich musste nochmal über die bayerischen Grenzen hinaus schauen und mein Blick fiel diesmal nach Saarbrücken. Die Geschichte spielte so um Mitte 1922. Der Raubmörder August Weibel, der in der Nacht zum Montag die vierköpfige Familie Neumann in der Fröschengasse ermordete und drei Tage später in einem Kino festgenommen wurde, hat nach hartnäckigem Leugnen ein Geständnis abgelegt. Er gab unter anderem an, seine Tante, die Frau Neumann, geliebt zu haben. Am vergangenen Sonntagabend habe er mit dem Ehemann, der hinter die Liebelei gekommen war, einen Streit gehabt. Über die Tat selber erzählt er:

    „Nachdem ich mir Zutritt zur Wohnung verschafft hatte, habe ich zuerst die Frau erschlagen, dann, als der Mann mir an den Hals sprang, tötete ich diesen auch. Da die Kinder inzwischen anfingen zu schreien, schlug ich auch sie tot.“

    An Geld hat der Mörder nach vollbrachter Tat 120.000 Mark und 70 Franken mitgenommen. Bei seiner Festnahme wurden nur noch 9.020 Mark vorgefunden. Über seine Tat zeigte Weibel keine Spur von Reue. Auf die Frage, warum er anfangs so hartnäckig geleugnet habe, gab er zur Antwort:

    „Ich habe mich geschämt.“

    Weibel soll nach einer anderen Meldung geisteskrank und schon verschiedentlich in Irrenanstalten untergebracht worden sein. Er ist bereits mehrfach vorbestraft. Soweit der Zeitungsartikel, der französische Scharfrichter Anatole Deibler, der nur zweimal außerhalb Frankreichs als Scharfrichter tätig war, enthauptete den vierfachen Mörder August Weibel am 15. Juni 1923.

  • Doppelmord an den Eheleuten Strasser in Kleinheckenwies

    Landshut. Fast sieben Jahre nach der Tat wurde unter dem Verdacht des Doppelmordes der Bauhilfsarbeiter Gottfried Wilceck aus Gangkofen im Landkreis Eggenfelden auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft Landshut festgenommen. Aufgrund der niemals eingestellten Ermittlungen der Kriminalaußenstelle Landshut haben sich gegen Wilceck dringende Verdachtsmomente ergeben. Am 05. November 1950 waren abends die Bauersleute Karl und Katharina Strass(er) auf ihrem Einödhof Kleinheckenwies im Landkreis Eggenfelden erschossen worden. Der Täter hatte dabei den Fensterladen der Küche des Anwesens von außen geöffnet und mit einer Pistole08 auf den mit dem Rücken zum Fenster sitzenden Bauern geschossen. Als die Ehefrau des tödlich Getroffenen zu Hilfe eilen wollte, wurde auch sie durch einen Pistolenschuss getötet. Die Staatsanwaltschaft Landshut konnte noch keine näheren Angaben machen über Motiv und andere Einzelheiten der Tat machen.

    WBA  01.06.1957

    Polizist begünstigt einen Mörder

    Die große Strafkammer des Landgerichts Landshut verurteilte den 39-jährigen Polizeihauptwachmeister Josef Kiermeier aus Wittibreuth bei Pfarrkirchen wegen Meineids zu einem Jahr und sechs Monaten Gefängnis. Die Verhandlung war ein Nachspiel zu dem Doppelmordprozess Wilczek, der Ende des vergangenen Jahres Aufsehen erregt hatte. Das Schwurgericht Landshut hatte den 38-jährigen Straßenbauarbeiter Gottfried Salomon, genannt
    Wilczek, aus Gangkofen im Landkreis Eggenfelden am 22. Dezember 1958 wegen Mordes an den Landwirtseheleuten Karl und Katharina Straßer aus Kleinheckenwies bei Gangkofen zu zweimal lebenslang Zuchthaus und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit verurteilt. Kiermeier, der mit Wilczek gut befreundet war und häufig im Gasthaus „Zur Post“ in Gangkofen verkehrte, dessen Wirtin Sabine Grötzinger die Geliebte Wilczeks war, hatte nach dem Mord eigenmächtig Nachforschungen während der Tatzeit angestellt. Seine Wahrnehmungen hatte er jedoch seinem Vorgesetzten und der Mordkommission verschwiegen und in der Schwurgerichtsverhandlung gegen Wilczek unter Eid bestritten, dass er sich vor Wilczeks Vernehmung bereits bei dessen Freundin nach Wilczeks Alibi erkundigt hat. Kiermeier gab in der Verhandlung zu, einen Meineid geschworen zu haben. Er verteidigte sich damit, dass er ein Strafverfahren und ein Disziplinarverfahren wegen Begünstigung befürchtet habe. Sowohl der Staatsanwalt als auch das Gericht erkannten an, dass Kiermeier unter Eides-Not gestanden habe. In der Urteilsbegründung stellte der Vorsitzende fest, dass Kiermeier wegen des gegen ihn bestehenden Verdachts und der Wahrscheinlichkeit, dass er als Zeuge die Unwahrheit sagen würde, seinerzeit nicht hätte vereidigt werden sollen. Die 49-jährige Wirtschaftspächterin Sabine Grötzinger wurde wegen Begünstigung und uneidlicher falscher Aussage zugunsten Wilczeks zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Ihre damalige Bedienung Hermine Rettenmeier, die unter der gleichen Anklage stand, wurde freigesprochen.

    18.12.1959

    Quelle; Doppelmordsache 1950, Strasser, Kleinheckenwies, Lkr. Eggenfelden; Täter Gottfried Salomon, gen. Wilczek (Beiakte) – Archivportal-D

  • Hinterkaifeck, bekam Xaver Gabriel einen Brief?

    Das Geheimnis von Kaifeck gelüftet?

    Berliner Allgemeine
    Polizeipräsidium Berlin

    Im Januar 1935 schrieb die Berliner Allgemeine Zeitung über den Mordfall Hinterkaifeck. Die reißerische Überschrift lautet: Das Geheimnis von Kaifeck gelüftet? Der Korrespondent schreibt folgendes: „… Zuletzt richtete sich der Verdacht gegen den Mann der Frau Gabriel, der seit 1917 in Russland vermisst wurde. Seine Frau hatte dem im Feld stehenden Mann die Treue nicht gehalten und ihm nicht einmal auf seine Briefe geantwortet. Ihr jüngstes, ebenfalls ermordetes Kind, konnte nicht von ihm sein, und man nahm daher an, dass er nach seiner Entlassung aus der Gefangenschaft unerwartet zurückgekehrt sei und sich auf diese fürchterliche Weise für die Treulosigkeit seiner Frau gerächt habe, um sich nach der Tat heimlich wieder zu entfernen“. Ich habe in meinem schriftlichen Bericht an den Donaukurier auch erwähnt, Karl Gabriel habe nur zweimal nach Hause geschrieben. Woher ich dieses weiß, kann ich heute nicht mehr sagen. Wenn Gabriel 1914 schon in Frankreich gefallen ist, kann er später in Russland nicht mehr geschrieben haben. Ich habe weiter erwähnt, ein Bekannter des Gabriels habe diesem die häuslichen Verhältnisse in Hinterkaifeck nach Russland geschrieben. In dieser Sache kann ich nur angeben, dass der Landwirt Katzlmeier, mit dem Hausnamen zum Steierl in Wangen, etwa 55 Jahre alt, kurz nach dem letzten Kriege zu mir einmal gesagt hat, ein Hohenwarter habe den Karl Gabriel die Verhältnisse von daheim nach Russland geschrieben. Ich wollte damals schon von Katzlmeier den Namen des besagten Hohenwarters wissen. Er hat ihn mir aber nicht gesagt. Da nun aber Gabriel doch nachweislich 1914 gefallen ist, kann man ihm natürlich nichts nach Russland geschrieben haben. Ich habe nur das gehörte in dem Bericht für den Donaukurier verwertet.

    Anmerkung: Zur Aussage vom ehemaligen Waidhofner Gemeinde-Schreiber Dersch. Es dürfte sich um Josef Katzlmeier aus Wangen handeln, er war wie Xaver Gabriel an den Kämpfen am Stochod beteiligt. Xaver Gabriel wird seit dem 21. Juni 1916 vermisst, oder geriet er in russische Kriegsgefangenschaft. Außer Xaver Gabriel ist noch Bartholomäus Grosshauser seit dem 21.06.1916 vermisst. Nach dem Zusammenbruch des Zarenreiches und der Februarrevolution könnte er sich für eine demokratische Diktatur der Arbeiter und Bauern und ab August 1917 für eine Diktatur des Proletariats auf Basis von Arbeiterräten, in Russland Sowjets genannt, begeistert haben. Ob er in der Nachkriegszeit noch einmal Bayern besucht hat und einen Abstecher nach Hinterkaifeck unternommen hat, werden wir nie herausfinden.

    Auszug Kriegsstammrolle Katzlmeier

    Josef Katzlmeir war auch Mitglied der Einwohnerwehr Wangen.

    Katzlmeir

    Quelle; Aussage Xaver Dersch vom 11.12.1951

     

    Was nach der Oktoberrevolution im November 1917 alles möglich war, sollte die unteren Geschichten durchlesen.

    WBA; 1922

    Kriegsheimkehrer aus Sibirien

    München. Am Sonntag sind in München wieder 49 Personen, darunter 37 Kriegsgefangene, aus Russland eingetroffen. Die meisten Heimkehrer kamen aus Sibirien. Die aus Sibirien Kommenden haben in der Mehrzahl es nicht gerade schlecht getroffen. Nach der Revolution, so erzählten sie, waren sie auf sich selbst angewiesen. Wer arbeiten wollte und konnte, wer es verstand, zu handeln, der konnte Geld verdienen. Namentlich an dem an die Mandschurei stoßendem Gebiet entwickelten sich lebhafte Geschäfte mit den Chinesen, die Waren und Arbeitserzeugnisse mit ihrem Geld bezahlten. Einer der Heimkehrer, der in Tsingtau mitgekämpft hatte, war in japanischer Gefangenschaft: Er lobte das entgegenkommende Verhalten der Japaner. Ein anderer erzählte, dass er gelegentlich eines 14 tägigen Aufenthalts in Singapur die Wahrnehmung machte, dass die Inder sehr deutsch-freundlich waren. Kaufleute äußerten ihre lebhafte Freude, als sie deutsche sahen; wenn aber ein Engländer in den Laden kam, verstummte das Gespräch oder es wurde auf nichtige Dinge gebracht. Über die jetzigen Verhältnisse waren die Heimkehrer wenig unterrichtet. Sie meinten Deutschland und Russland stünden noch im Krieg und äußerten, dass Russland, Deutschland und Indien zusammenstehen müssten. Die Bolschewisten haben, so berichten die Heimkehrer, ihre Herrschaft auf Sibirien ausgedehnt. Wo sie kommen, wird es knapper. In den Städten haben sie Organisationen, die unter dem Befehl von Moskau stehen; auf dem Lande vermögen sie dagegen weniger Fuß zu fassen.

    (WBA 1922)

    42 Jahre in Sibirien gefangen

    Österreichischer Kriegsgefangener des Weltkrieges 1914/18 kehrte heim. Graz. Der 62 jährige Franz Napokoj kehrte nach 42 Jahren Gefangenschaft in Russland in sein Kärntner Heimatdorf Fürnitz zurück. Napokoj war 1915 während des ersten Weltkrieges, nachdem er bei Krakau verwundet worden war, in russische Gefangenschaft geraten. Er verbrachte den größten Teil seiner Gefangenschaft in verschiedenen sibirischen Lagern. Seine erste russische Frau und drei Kinder aus erster Ehe starben in Nowosibirsk. Der Kärntner Holzfäller heiratete zum zweiten Male eine Wolgadeutsche, die er mit seinen beiden Töchtern nach Österreich mitnahm. Napokoj erzählte, dass in Sibirien noch immer Kriegsgefangene aus dem ersten Weltkrieg leben. In Karaganda habe er zwei Österreicher aus dem Sudetengebiet getroffen, die bisher vergeblich um ihre Entlassung kämpften, da sie weder österreichische, deutsche oder slowakische Staatsbürger sind. Die Erlebnisse des Kärntners klingen wie ein Roman. Flucht aus dem Gefangenenlager, neuerliche Festnahme, Ausbruch der Revolution 1917, Schützengrabenbau für die rote Armee. Gründung einer Existenz in Nowosibirsk.

    Der Kärntner buk in Sibirien auf österreichische Art Brot und hatte in wenigen Jahren eine kleine Brotfabrik errichtet. Der Betrieb wurde 1925 enteignet.

    Kurz darauf wurde er als „kapitalistischer Ausbeuter“ zu fünf Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Wieder flüchtete er und begann in Irkutsk unter falschem Namen ein neues Leben, nachdem seine erste Frau und deren Kinder in Nowosibirsk gestorben waren. Vergeblich versuchte er um Erlaubnis, nach Österreich zurückzukehren. Als der zweite Weltkrieg ausbrach, wurde er in einem Lager in der Nähe Karagandas interniert und in diesem Lager lernte er seine zweite Frau, eine Wolgadeutsche, kennen. 1947 wurde er aus dem Lager entlassen und heiratete. Sein neuerliches Ausreisegesuch wurde mit dem Bemerken abgelehnt, dass er ja durch seinen langen Aufenthalt in der Sowjetunion schon Russe geworden sei. Nach Abschluss des Staatsvertrages schrieb er an die österreichische Botschaft, die schließlich seine Heimkehr erwirkte.

    31.12.56