• Wie es wirklich war – Teil 3

    Andreas Gruber ging in die Küche, um seinen Muckefuck zu trinken. Bohnenkaffee gab es nur am Sonntag. Er stärke sich noch mit einem Kanten Brot. Eigentlich hatte er heute vor, zwei Äcker zu eggen, damit er dort noch den Hafer säen konnte, aber da nun eine Schneedecke lag, war das noch nicht der richtige Zeitpunkt. Er ging also hinaus, um Holz zu holen. Bei den tiefen Temperaturen werden sie noch ein bisschen mehr brauchen als wenn es wärmer gewesen wäre, dachte er sich. Sein Nachbar, Lorenz Schlittenbauer, pflügte derweil mit seinen Pferden den Acker, auf dem er später Kartoffeln legen wollte. „Griaß di“ schrie Schlittenbauer rüber. Gruber erwiderte den Gruß. Beide Männer standen ca. 50 Meter voneinander entfernt. Schlittenbauer rief rüber, dass auf dem schneebedeckten Platz Fußspuren zu sehen seien. Gruber wusste es – die Spuren würden Ärger machen. Er versuchte möglichst unirritiert zu wirken. Ja, antwortete Gruber, das wüsste er, es hätte heute Nacht einen Einbruchversuch in der Motorenhütte und in seiner Futterkammer gegeben. Die Zeiten wären derzeit so schlecht, die Leute wären so verzweifelt, dass sie sogar das Heu schon stehlen würden, antwortete Schlittenbauer. „Aber“, so Schlittenbauer weiter, „pass auf, die Spuren gehen nicht mehr von deinem Hof weg. Die Halunken sind da noch irgendwo.“ Schlittenbauer bot an, dem Gruber mit seiner Pistole zu Hilfe zu kommen, sie könnten miteinander den Stadel und den Heuboden durchsuchen. „Nein, nein“, wehrte Gruber innerlich erschrocken ab, „das schaffe ich schon alleine. Denen werde ich es schon zeigen.“ „Wie du meinst“ erwiderte Schlittenbauer und pflügte weiter. Gruber hackte weiter Holz, da ging auch schon der Bauer Stegmair vorbei, blieb stehen und grüßte. Gruber machte auch ihn auf die Spuren aufmerksam und dass er davon ausging, dass das ein paar Spitzbuben wären. Nach einem kurzen Plaudern setzte Stegmair seinen Weg fort und Gruber ging mit dem Brennholz in den Stall und von dort in die Küche. Die Tür von der Küche direkt nach draußen war, seit dort die Wasserleitung gelegt war, nicht mehr passierbar. Er schlichtete das Holz neben dem Ofen auf. Seine Frau saß am Tisch und schälte Kartoffeln und der kleine Josef spielte am Fußboden unter dem Tisch mit Bauklötzen. Gruber begab sich wieder in den Stall, in dem Viktoria ihre Arbeit verrichtete und sagte ihr, sie solle mitkommen. Sie hob erstaunt den Blick, folgte ihm aber nach draußen. Dort zeigte er ihr die Fußspuren und auch die von ihm selber getürkten Einbruchsspuren. Justament zu dem Zeitpunkt kam auch noch der Postbote und brachte die Zeitung. Gruber wollte Viktoria jetzt noch nicht einweihen, das würde er erst heute Abend erledigen. Aber er musste mögliche Gerüchte vor ihrem Entstehen entkräften, deswegen beschloss er, noch heute nach Schrobenhausen in die Eisenwarenhandlung zu gehen und auch dort von dem Einbruch zu berichten. Zu seiner Tochter sagte er, dass er in die Stadt ginge und sie könne ja mitkommen, denn sie brauchte neue Zündholze. Sie willigte ein. Beide gingen wieder in den Stall zurück und da war es zu hören – deutliche Schritte auf dem Heuboden. Viktoria erschrak und sagte zum Vater: „Da sind ja Gestalten oben!“ Gruber beruhigte sie, er würde am Abend nach dem Heimkommen von Schrobenhausen nachsehen und dem Spuk ein Ende bereiten. Aber jetzt sollten sie sich beeilen, damit sie noch im Hellen wieder heimkämen.

    Am Abend war es dann soweit. Nach dem Essen – es gab Brennsuppe, schließlich war Fastenzeit –

    brachte Viktoria die Kinder ins Bett. Er, Andreas Gruber, blieb noch, entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten, am Tisch sitzen und wartete auf ihre Rückkehr aus dem Schlafzimmer. „Komm mit“, befahl er ihr, als sie auf dem Weg zum Stall nochmal durch die Küche kam. Seine Frau, schon am Spülstein mit dem Abwasch beschäftigt, horchte auf und drehte sich zu den beiden um. Er schlurfte zur Haustür, Viktoria hinterher, und öffnete die Türe. Seine Frau drehte sich ohne erkennbare Reaktion wieder dem Spülstein zu und widmete sich geschäftig dem schmutzigen Geschirr. Andreas Gruber ging zur Remise, dicht gefolgt von seiner Tochter. Viktoria sagte: „Aber wir wollten doch den Heuboden durchsuchen.“ Bei der Remise angekommen, drehte sich Gruber sich zur Viktoria um und begann mit seiner Ansprache, wie er das folgende im Geist nannte: „Auf dem Heuboden haben ich zwei Leute einquartiert. Die sind gefährlich und werden von der Polizei gesucht. Frag nicht, warum. Darüber darf ich nichts sagen. Aber niemand, ich wiederhole, niemand, wirklich niemand darf davon erfahren, sonst werden wir alle erschlagen. Hast du das verstanden?“ sprach er leise aber eindringlich zu Viktoria.  Viktoria aber, mit einem aufbrausendem Temperament gesegnet, kam ganz nah auf ihren Vater zu und grollte ihn leise, aber gefährlich an: „Wie stellst du dir das vor? Die Kinder werden das merken. Soll ich sie im Keller einsperren, so wie du früher? Du kannst doch kein gefährliches Pack unter unserem Dach beherbergen. Morgen früh wirfst du sie raus!“ Damit machte sie auf dem Absatz kehrt und stapfte entschlossen Richtung Haustür. Andreas Gruber sprang wie ein wildes Tier in ihren Rücken und hielt sie grob am Arm fest. „Du machst, was ich dir sage.“ herrschte er sie an. Sie aber konnte ihre Tränen der Wut und Ohnmacht nicht mehr zurückhalten und giftete nur: „Lieber gehe ich ja noch ins Wasser“, riss sich von ihm los und rannte davon.

    Andreas Gruber ging zurück ins Haus in die Küche. Die Haustür ließ er unverschlossen, Viktoria musste ja noch zurückkommen. Er setzte sich an den Küchentisch und seine Frau, die jetzt mit dem Abwasch fertig war, setzte sich zu ihm. Beide schwiegen gedankenverloren. So saßen sie eine ganze Weile, als die kleine Cilli in die Küche kam und sich verwundert erkundigte, wo denn die Mutter bliebe. Die alte Frau Gruber nahm die Enkeltochter an der Hand, beruhigte sie, die Mutter wäre noch spazieren gegangen und käme gleich wieder und führte die kleine Cilli wieder ins Schlafzimmer. Dort krabbelte Cilli ins Bett und ließ sich von der Oma zudecken. Auf dem Weg zur Tür senkte Cäzilia Gruber kurz den Zeigefinger in den neben der Tür hängenden Weihwasserkessel, drehte sich zur Cilli um und machte ihr mit dem Zeigefinger das Kreuzzeichen auf die Stirn. Dazu flüsterte sie: „Gott schütze dich.“. Sie kehrte wieder zur Tür zurück und schloss diese leise hinter sich. Dann ging sie wieder zurück in die Küche. Dort angekommen sagte sie ruhig und entschlossen zu ihrem Mann, dass sie jetzt rausginge und Viktoria suchen würde. Andreas Gruber stand vom Tisch auf, nahm eine Laterne und sagte zu seiner Frau, dass er mitkäme.

    Cilli lag hellwach im Bett und konnte vor Sorge nicht schlafen. Die Deckenbalken knarzten mehr als sonst, als ob jemand im Heuboden wäre, dachte sie. Nur sie und Josef waren noch im Haus, das war sehr beunruhigend.

  • Hinterkaifeck, bekam Xaver Gabriel einen Brief?

    Das Geheimnis von Kaifeck gelüftet?

    Berliner Allgemeine
    Polizeipräsidium Berlin

    Im Januar 1935 schrieb die Berliner Allgemeine Zeitung über den Mordfall Hinterkaifeck. Die reißerische Überschrift lautet: Das Geheimnis von Kaifeck gelüftet? Der Korrespondent schreibt folgendes: „… Zuletzt richtete sich der Verdacht gegen den Mann der Frau Gabriel, der seit 1917 in Russland vermisst wurde. Seine Frau hatte dem im Feld stehenden Mann die Treue nicht gehalten und ihm nicht einmal auf seine Briefe geantwortet. Ihr jüngstes, ebenfalls ermordetes Kind, konnte nicht von ihm sein, und man nahm daher an, dass er nach seiner Entlassung aus der Gefangenschaft unerwartet zurückgekehrt sei und sich auf diese fürchterliche Weise für die Treulosigkeit seiner Frau gerächt habe, um sich nach der Tat heimlich wieder zu entfernen“. Ich habe in meinem schriftlichen Bericht an den Donaukurier auch erwähnt, Karl Gabriel habe nur zweimal nach Hause geschrieben. Woher ich dieses weiß, kann ich heute nicht mehr sagen. Wenn Gabriel 1914 schon in Frankreich gefallen ist, kann er später in Russland nicht mehr geschrieben haben. Ich habe weiter erwähnt, ein Bekannter des Gabriels habe diesem die häuslichen Verhältnisse in Hinterkaifeck nach Russland geschrieben. In dieser Sache kann ich nur angeben, dass der Landwirt Katzlmeier, mit dem Hausnamen zum Steierl in Wangen, etwa 55 Jahre alt, kurz nach dem letzten Kriege zu mir einmal gesagt hat, ein Hohenwarter habe den Karl Gabriel die Verhältnisse von daheim nach Russland geschrieben. Ich wollte damals schon von Katzlmeier den Namen des besagten Hohenwarters wissen. Er hat ihn mir aber nicht gesagt. Da nun aber Gabriel doch nachweislich 1914 gefallen ist, kann man ihm natürlich nichts nach Russland geschrieben haben. Ich habe nur das gehörte in dem Bericht für den Donaukurier verwertet.

    Anmerkung: Zur Aussage vom ehemaligen Waidhofner Gemeinde-Schreiber Dersch. Es dürfte sich um Josef Katzlmeier aus Wangen handeln, er war wie Xaver Gabriel an den Kämpfen am Stochod beteiligt. Xaver Gabriel wird seit dem 21. Juni 1916 vermisst, oder geriet er in russische Kriegsgefangenschaft. Außer Xaver Gabriel ist noch Bartholomäus Grosshauser seit dem 21.06.1916 vermisst. Nach dem Zusammenbruch des Zarenreiches und der Februarrevolution könnte er sich für eine demokratische Diktatur der Arbeiter und Bauern und ab August 1917 für eine Diktatur des Proletariats auf Basis von Arbeiterräten, in Russland Sowjets genannt, begeistert haben. Ob er in der Nachkriegszeit noch einmal Bayern besucht hat und einen Abstecher nach Hinterkaifeck unternommen hat, werden wir nie herausfinden.

    Auszug Kriegsstammrolle Katzlmeier

    Josef Katzlmeir war auch Mitglied der Einwohnerwehr Wangen.

    Katzlmeir

    Quelle; Aussage Xaver Dersch vom 11.12.1951

     

    Was nach der Oktoberrevolution im November 1917 alles möglich war, sollte die unteren Geschichten durchlesen.

    WBA; 1922

    Kriegsheimkehrer aus Sibirien

    München. Am Sonntag sind in München wieder 49 Personen, darunter 37 Kriegsgefangene, aus Russland eingetroffen. Die meisten Heimkehrer kamen aus Sibirien. Die aus Sibirien Kommenden haben in der Mehrzahl es nicht gerade schlecht getroffen. Nach der Revolution, so erzählten sie, waren sie auf sich selbst angewiesen. Wer arbeiten wollte und konnte, wer es verstand, zu handeln, der konnte Geld verdienen. Namentlich an dem an die Mandschurei stoßendem Gebiet entwickelten sich lebhafte Geschäfte mit den Chinesen, die Waren und Arbeitserzeugnisse mit ihrem Geld bezahlten. Einer der Heimkehrer, der in Tsingtau mitgekämpft hatte, war in japanischer Gefangenschaft: Er lobte das entgegenkommende Verhalten der Japaner. Ein anderer erzählte, dass er gelegentlich eines 14 tägigen Aufenthalts in Singapur die Wahrnehmung machte, dass die Inder sehr deutsch-freundlich waren. Kaufleute äußerten ihre lebhafte Freude, als sie deutsche sahen; wenn aber ein Engländer in den Laden kam, verstummte das Gespräch oder es wurde auf nichtige Dinge gebracht. Über die jetzigen Verhältnisse waren die Heimkehrer wenig unterrichtet. Sie meinten Deutschland und Russland stünden noch im Krieg und äußerten, dass Russland, Deutschland und Indien zusammenstehen müssten. Die Bolschewisten haben, so berichten die Heimkehrer, ihre Herrschaft auf Sibirien ausgedehnt. Wo sie kommen, wird es knapper. In den Städten haben sie Organisationen, die unter dem Befehl von Moskau stehen; auf dem Lande vermögen sie dagegen weniger Fuß zu fassen.

    (WBA 1922)

    42 Jahre in Sibirien gefangen

    Österreichischer Kriegsgefangener des Weltkrieges 1914/18 kehrte heim. Graz. Der 62 jährige Franz Napokoj kehrte nach 42 Jahren Gefangenschaft in Russland in sein Kärntner Heimatdorf Fürnitz zurück. Napokoj war 1915 während des ersten Weltkrieges, nachdem er bei Krakau verwundet worden war, in russische Gefangenschaft geraten. Er verbrachte den größten Teil seiner Gefangenschaft in verschiedenen sibirischen Lagern. Seine erste russische Frau und drei Kinder aus erster Ehe starben in Nowosibirsk. Der Kärntner Holzfäller heiratete zum zweiten Male eine Wolgadeutsche, die er mit seinen beiden Töchtern nach Österreich mitnahm. Napokoj erzählte, dass in Sibirien noch immer Kriegsgefangene aus dem ersten Weltkrieg leben. In Karaganda habe er zwei Österreicher aus dem Sudetengebiet getroffen, die bisher vergeblich um ihre Entlassung kämpften, da sie weder österreichische, deutsche oder slowakische Staatsbürger sind. Die Erlebnisse des Kärntners klingen wie ein Roman. Flucht aus dem Gefangenenlager, neuerliche Festnahme, Ausbruch der Revolution 1917, Schützengrabenbau für die rote Armee. Gründung einer Existenz in Nowosibirsk.

    Der Kärntner buk in Sibirien auf österreichische Art Brot und hatte in wenigen Jahren eine kleine Brotfabrik errichtet. Der Betrieb wurde 1925 enteignet.

    Kurz darauf wurde er als „kapitalistischer Ausbeuter“ zu fünf Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Wieder flüchtete er und begann in Irkutsk unter falschem Namen ein neues Leben, nachdem seine erste Frau und deren Kinder in Nowosibirsk gestorben waren. Vergeblich versuchte er um Erlaubnis, nach Österreich zurückzukehren. Als der zweite Weltkrieg ausbrach, wurde er in einem Lager in der Nähe Karagandas interniert und in diesem Lager lernte er seine zweite Frau, eine Wolgadeutsche, kennen. 1947 wurde er aus dem Lager entlassen und heiratete. Sein neuerliches Ausreisegesuch wurde mit dem Bemerken abgelehnt, dass er ja durch seinen langen Aufenthalt in der Sowjetunion schon Russe geworden sei. Nach Abschluss des Staatsvertrages schrieb er an die österreichische Botschaft, die schließlich seine Heimkehr erwirkte.

    31.12.56

     
     
     
     
  • Wie es wirklich war – Teil 2

    Es sollte und durfte doch keiner wissen, wem er auf seinem Heuboden Quartier gewährt hatte. Noch war alles rings herum ruhig, noch waren die Nachbarn nicht unterwegs. Er nahm geschwind eine Brechstange und verpasste damit der Tür zur Futterkammer Einbruchspuren und er riss damit den Verschluss von der Tür zum Motorenhäuschen ab, so dass man dort ungehinderten Zugang hatte. Im Motorenhäuschen war der Benzinmotor des Bauernhofes untergebracht, er war mal der ganze Stolz von Andreas Gruber. Derzeit war er – also der Motor – aber schon wieder defekt und der Monteur, der schon lange bestellt war, ließ bereits wochenlang auf sich warten. In diesem Zustand war der Motor jedenfalls keine Erleichterung bei der Arbeit auf dem Hof. Vom Motorenhäuschen gingen nur kleine Löcher in den Stadel, durch die die Riemen liefen. Ein Mensch kam von hier aus nirgends hin, es war wie eine Sackgasse und da der Motorblock zu schwer zum Stehlen war, schien es Andreas Gruber keine große Gefahr, die Tür unverschlossen zu lassen, auch in diesen schweren Zeiten, in denen viel Gesindel, Hausierer und Verbrecher unterwegs waren. Angriff ist die beste Verteidigung, er würde nachher selber seine Nachbarn auf die Spuren aufmerksam machen und ihnen von den Einbruchspuren erzählen.

    Und noch eine wichtige Mission hatte er zu bewältigen, seine Frau und Viktoria mussten informiert werden. Das würde wieder ein Gezeter geben. Insbesondere Viktoria war von seinen Geschäften gar nicht angetan, sie hatte Angst. Sie wollte weder etwas von den Waffenschiebereien wissen, die über den Hof liefen, noch wollte sie sich politisch auf eine Meinung festlegen lassen. Sie hatte Angst um ihre Kinder und Angst vor der Zukunft. Der Hof war für sämtliche Transaktionen vorbei am Auge des Gesetzes und unbehelligt von Blicken durch neugierige Nachbarn ideal, denn ein Pferdefuhrwerk oder ein Motorwagen konnte ganz schnell von Gröbern an Hinterkaifeck vorbei nach Schrobenhausen oder nach Brunnen oder von Brunnen nach Schrobenhausen oder nach Gröbern oder andere Strecken zurücklegen. Nie konnte jemand mit Sicherheit sagen, ob an Hinterkaifeck gehalten wurde und wenn ja, für wie lange Zeit. Das machte den Hof so ungemein interessant für die Waffenschiebereien, denn das Abladen oder Aufladen beanspruchte ja doch einige Zeit. Allein die Lage des Hofes führte ja schließlich dazu, dass Andreas Gruber trotz seiner Zuchthausstrafe in die örtlichen Gemeinschaft wieder voll integriert war. Er war sogar Mitglied der Einwohnerwehr Wangen und daher auch im Besitz eines Gewehres 98K.

  • Wie es wirklich war

    Alte Aufzeichnungen lassen einem unter Umständen den Atem stocken. Zu erkennen, dass die eigenen Vorfahren fähig zu Raub, Mord und Totschlag waren, erschreckt im ersten Moment. Aber dann obsiegte die Neugier und mein eigenes Schreibtalent und deswegen wird es hier innerhalb des nächsten Jahres die wahre Geschichte als Fortsetzungsroman geben. Und so werden alle zum 100. Todestag der Hinterkaifecker die wahre Geschichte kennen. 
     

     

     

    Ende März des Jahres 1922 irgendwo südlich des Donaumooses

    Es war zwanzig Minuten vor sieben Uhr morgens, draußen war alles ruhig. Die müde Wintersonne war noch nicht zu sehen, aber der Himmel im Osten verkündete schon ihren baldigen Auftritt. Ganz langsam musste die Dunkelheit weichen, sie musste Platz machen für einen Silberstreif am Horizont, der die Landschaft langsam aus den Schatten der Nacht holte. Der Winter war noch nicht zu Ende gegangen. In der Nacht hatte sich wieder eine dünne Schneedecke über die Felder gelegt. Jetzt aber war die Luft klar und klirrend kalt. Der helle Schnee machte das normalerweise im Morgengrauen Unsichtbare sichtbar, Rotwild lief über die Äcker in Richtung Hexenholz, dessen dunkle Silhouette sich deutlich gegen den Schnee abzeichnete und am oberen Rand sanft in Zwielicht des Himmels verschwamm. Schade, dass gerade Schonfrist war, sonst hätte sich dieser Morgen gut zur Jagd geeignet.
    Andreas Gruber stand an der Stalltüre und starrte regungslos in eben diese Nacht. Hinter ihm hörte er das gleichmäßige malmen der Kühe, die genüsslich ihr Heu verschlangen. Sie waren gemistet und gemolken, leise klirrten die Ketten, an denen sie im Stall fixiert waren, hin und wieder hörte man ein lautes Schnauben. Alles schien friedlich. Aber im Kopf von Andreas Gruber arbeitete es fieberhaft. Wie sollte er aus dieser Situation herauskommen? Auf dem Heuboden oben warteten zwei Menschen auf eine Lösung, aber es gab keine schnelle Lösung. Es musste ihm etwas einfallen, er muss seine Familie informieren. Das würde wieder ein Gezeter mit der Tochter geben. Dabei war sie an der Situation schuld, sie hatte die Geldübergabe vermasselt und ihn dadurch erpressbar gemacht. Dabei hatte er sich so sicher gefühlt, alles schien wunderbar zu laufen und dann lässt sich seine Tochter, das dumme Weibstück, das Geld vom Pfarrer abnehmen und es erreichte die eigentlichen Empfänger nicht. Viktoria, seine Tochter, nahm das Goldgeld und versteckte es in der Kirche im Beichtstuhl. Sie war die erste Sopranistin im Kirchenchor und wurde daher einmal in der Woche alleine ohne die anderen Sängerinnen und Sänger von dem Organisten unterrichtet. Das waren ideale Voraussetzungen, sie war immer ein paar Minuten vor ihm da und hatte dann Zeit, das Geld unbemerkt im Beichtstuhl zu verstecken. Der Geldbote kam dann und holten es in einem ebenso unbemerkten Moment ab und brachte es den eigentlichen Empfängern. Natürlich blieb da ein nicht erklecklicher Batzen Geld beim Gruber hängen, Geschäfte vorbei an Gesetzen und der Justiz waren nun mal nicht ganz ungefährlich und auch nicht billig. Jetzt aber, vor zwei Wochen, ist etwas schiefgelaufen. Viktoria hatte 700 Goldmark im Beichtstuhl zum vereinbarten Zeitpunkt deponiert. Aber wie es der Teufel so will, – oder war es gar Gottes Wille, der Beichtstuhl steht schließlich in einem Gotteshaus – fiel das Geld dem Pfarrer in die Hände. Wahrscheinlich hat es die vorwitzige Mesnerin gefunden und gleich dem Pfarrer gebracht. Sie wird es auch gewesen sein, die dem Pfarrer gesteckt hat, dass Viktoria eben vorher in der Kirche gewesen sein musste, denn sie sperrte ja immer die Kirche auf und zu. Und der Herr Pfarrer hatte nichts Besseres zu tun, als Cilli, seine, Andreas Grubers Enkeltochter, darauf anzusprechen, dass die Mama mal mit ihm reden müsste. Also musste sich Viktoria auf den Weg zum Pfarrer machen. Sie hat es hinterher daheim genau erzählt, daher konnte sich Andreas Gruber sehr gut vorstellen, wie es war. Erst bat sie der Pfarrer in sein Büro. Es war karg eingerichtet, die Wände waren gekalkt, auf den blanken Holzdielen des Fußbodens konnte man genau sehen, wo viel gelaufen wurde und wo die Sitzmöglichkeiten waren. Der Boden war an diesen Stellen durch die Schuhsolen so fein geschliffen worden, dass er glänzte und glatt wie ein Kinderpopo war. Viktoria setzte sich auf einen der beiden Stühlen vor den Holzschreibtisch, hinter den sich Pfarrer Haas setzte. Auf dem Schreibtisch stand nur ein Tintenfass, ein Tintenlöscher und in einer Schale aus grünem Onyx lag eine Schreibfeder und ein Brieföffner. Davor lag eine lederne Schreibunterlage in dunkelgrün, die schon deutliche Abnutzungsspuren aufwies. Man sah, dass ein Rechtshänder hier schon viel geschrieben hatte Pfarrer Haas legte seine gefaltete Hände auf die Schreibunterlage und blickte Viktoria durch seine Nickelbrille stumm und eindringlich an. Viktoria erwiderte seinen Blick, hatte aber nicht vor, als erste zu sprechen. Als Pfarrer Haas sie weiter nur schweigend ansah, schaute sie sich im Büro um. Sie wollte partout ihren Blick nicht vor ihm senken. Sie war eine schöne, großgewachsene Frau. Die beiden Schwangerschaften hatten kaum Spuren an ihrem Körper hinterlassen, im Gegenteil, ihre Formen sind weiblicher geworden. Wegen der schweren Arbeit war sie gut durchtrainiert. Ihre blauen Augen waren ein positiver Kontrast zu ihren brünetten Haaren, die sie sich als Zopf geflochten um den Kopf gelegt hat. Darauf war noch eine Haube mit Haarklammern befestigt. Sie trug zwar ihr Werktags Gewand, aber den guten wollenen Umhang und die warmen Stiefel, die sie sonst Sonntags in die Kirche anzog. Hinter Pfarrer Haas hing ein Ölgemälde, eine Mariendarstellung. Maria, in ein weißes Kleid und einen blauen Umhang gehüllt, stand auf einer blauen Kugel, zu ihren Füßen kringelte sich eine Schlange und in ihrer linken Hand hielt sie einen Lilienzweig. Marias Kopf war umhüllt von einer silbern glänzenden Aura und von links oben brach eine weiße Taube durch die Wolkendecke. Es war die Darstellung der jungfräulichen Empfängnis von Maria, aber das wusste Viktoria nicht. Rechts und links davon waren hohe Bücherschränke, vollgestopft mit Büchern und Papieren. Das Durcheinander in den Schränken war ein erschreckender Kontrast zu dem asketisch wirkendem Schreibtisch. Rechts von Viktoria war in der Ecke der Herrgottswinkel und darunter ein kleiner Altar. Rechts davon wiederum stand noch ein riesiger Bücherschrank an der Wand. Diesem Bücherschrank gegenüber waren zwei quadratische weiß lackierte Sprossenfenster in der Wand. Was hinter ihr war, konnte sie jetzt nicht genau sehen, aber sie meinte, auch dort einen Bücherschrank beim Hereinkommen ausgemacht zu haben. Es roch hier muffig nach Staub und Schweiß, sie war sich aber nicht sicher, ob der Schweißgeruch von ihr oder vom Pfarrer stammte. Nun endlich wendete sie den Blick wieder Pfarrer Haas zu, der nun zu sprechen begann. Er konfrontierte sie damit, dass er 700 Goldmark im Beichtstuhl gefunden habe und er wäre sich sicher, dass das Geld nur von ihr stammen könne, sie sei ja schließlich die Bäuerin auf Hinterkaifeck. Er setzte ihr zu, sie solle sofort sagen, für wen das Geld wäre und warum sie so viel Geld da versteckt hätte. Und sie müsse beichten, wenn sie unrechte Sachen machen würde. Er würde alles der Polizei melden, wenn sie es nicht schlüssig erklären konnte. Sie könnte aber natürlich auch das viele Geld der Mission spenden, dann käme es einem guten Zweck zu Gute und das würde der Herrgott ihr sicherlich anrechnen. Nun ja, es kam, wie es abzusehen war, Viktoria überließ dem Pfarrer das Geld und sagte, es wäre für die Mission. Andreas Gruber ist fast froh, dass die Sache so glimpflich ausging, denn hätte der Pfarrer tatsächlich die Polizei informiert, hätten die sicherlich nur unangenehme Fragen gestellt und in Dingen herumgestochert, in denen die Polizei nach Andreas Grubers Meinung besser nicht herumstocherte. Wie auch immer, das Geld hatte die Empfänger nicht erreicht und die sind jetzt ungehalten und sauer, mit Recht sauer und sie vertrauen ihm nicht mehr uneingeschränkt. Das ist das aller schlimmste, denn wenn das Vertrauen weg ist, wird er bald nicht mehr an den lukrativen Geschäften partizipieren können. Also musste er sich jetzt unbedingt bewähren. Er seufzte, blickte noch einmal in Richtung Hexenholz und wollte sich gerade wieder zum Stall wenden, als er plötzlich inne hielt und mit schreckgeweiteten Augen auf den Acker vor sich sah. Sein Herz begann wild zu klopfen, es klopfte bis zum Hals, er dachte, es müsste gleich zerspringen. Ein Herzinfarkt, so dachte er, wäre auch eine Lösung, dann müsste er sich nicht mehr mit den an allen Enden und Ecken zusammenfallenden Karten des von ihm mühsam errichteten Kartenhauses herumschlagen. Jetzt, in der zunehmenden Helligkeit des Morgengrauens, sah er, was der Schnee letzte Nacht angerichtet hatte. Im Schnee war deutlich sichtbar, dass sich zwei Menschen vom Hexenholz zum Hof bewegt hatten. Es sah nicht so aus, als würde der Himmel eine weitere Schicht Schnee als Mäntelchen des Versteckens darüber bereiten, aber auch die Sonne hatte mit Sicherheit nicht genug Kraft, um den Schnee schnell genug zu schmelzen, so dass seine neugierigen Nachbarn diese Spur nachher nicht deutlich sehen würden.
  • Spitzbart

    Der Münchner Landru

    Wir schreiben heute den 30. März 1955, es ist 09:15 Uhr, ein kalter, regnerischer Tag. In der Löwengrube endete das obligatorische Weißwurstfrühstück. Amtmann Schmid geht in seinem Büro auf und ab, hinter seinem Rücken tuscheln seine Untergebenen:

    „Da Chef hod heid wieder a Laune.“

    Aber Amtmann Schmid kreisen viele Gedanken im Kopf herum.

    „Mein Gott, die Wirscht wan a scho a moi besser, de liegn einem direkt im Magen.“ 

    Er geht zum Schrank, öffnet sein Geheimfach und holt eine Flasche Obstler heraus, schenkt sich ein Stamperl ein und auf Ex runter. Mei tut des gut, i g’lab de Wirscht hat da Kollege Zeilinger vom Metzger Strasser mit bracht, a so a Hallodri, aber in einem anderen Mordfall (Hinterkaifeck). Er geht zu seinem Schreibtisch, setzt sich auf seinen mit Leder bezogenen Stuhl für gehobene Beamte und wählt die Nummer 32168, am anderen Ende der Leitung meldet sich H.Schmitt. 

    „Du kim a moi eina, i hob mit dir wos zu besprechen?“ 

    Nach fünf Minuten klopft es an die Tür. Herein, ruft Amtmann Schmid, jetzt steht Oberkommissar Schmitt vor seinem Chef und schlägt die Hacken zusammen. Härn’s auf Schmitt de Zeiten San scho lang vorbei, wos, woid i ena glei no sog’n.

    „Ach ja, Hinterkaifeck ist nicht der einzige unaufgeklärte Mehrfachmord, Schmitt.“

    Wir haben schon noch andere Leichen im Keller, und macht die Schublade auf und holt eine graue Aktenmappe hervor. Das ist die Akte „Spitzbart“ Schmitt, wie Reingruber werde ich nichts in meinem Tagebuch schreiben.

    „Das i den Kruzifix nia dawischt hob, Kreizsakra“.

    Amtmann Schmid ist erregt, bekommt kaum noch Luft, ja 33 Dienstjahre bei der Kriminalpolizei fordern ihren Tribut. Schmitt nehmen sie die Akte, so wie ich sie damals vom Kriminal Schneidhuber bekommen habe. Servus. 

     

    Was stand in der Akte „Spitzbart“?

     

    Das Geheimnis des Spitzbarts

     
    Vier Frauen verschwanden – Eine ungewöhnliche Kriminalgeschichte.
     
    „Passen Sie mir auf den Spitzbärtigen auf“, sagte Amtmann Johann Schmid, bislang Chef der Münchner Mordkommission, zu seinem Amtsnachfolger Hermann Schmitt, als er jetzt nach 33 Dienstjahren bei der Kriminalpolizei in Pension ging. 400 Mörder hat der heute 65-jährige Kripobeamte zur Strecke gebracht. Aber den Fall des Spitzbärtigen, an dem sich schon seine Vorgänger die Zähne aus gebissen hatten, konnte auch er nicht klären. Und dabei ist er felsenfest überzeugt, dass dieser unheimliche Greis, der immer noch wie ein Gespenst durch München geistert, ein vierfacher Mörder ist. Die Akten dieses höchst merkwürdigen Kriminalfalles, die Amtmann Schmid jetzt an seinen Nachfolger weiterreichte, gehen bis ins Jahr 1917 zurück.
    Damals war in München eine 42-jährige Frau spurlos verschwunden. Ihr Mann wurde unter Mordverdacht verhaftet. Man stellte fest, dass er seine Frau öfters schwer misshandelt hatte und dass er kurz vor ihrem Verschwinden mit einem zugedeckten Handkarren in seinem Heimgarten gefahren war. Das ganze Grundstück wurde fünf Meter tief umgegraben. Aber man fand keine Leiche. Der Mann wurde freigelassen. Es war der Spitzbärtige.
     
    Im Jahre 1932 verschwand in München wieder eine Frau, die 41-jährige Schuhmachers Witwe Maria Moser. „Ich habe einen einflussreichen Herrn kennengelernt“, hatte sie noch ihrer Nachbarin mitgeteilt, „der will mir eine Stellung verschaffen.“ Im Münchner Ausstellungspark wurde sie zum letzten Male in Begleitung eines kleinen, hinkenden Mannes gesehen. Es war wieder der Spitzbärtige. Aber auch diesmal konnte ihm die Polizei nichts nachweisen.
     
    Im Jahre 1943 hatte zum ersten Male der Kriminalbeamte Johann Schmid, der damals schon Chef der Mordkommission war, mit dem Unheimlichen zu tun. Wieder war eine Frau, die Hilfsarbeiterin Julie Wenrich, vermisst gemeldet. Der kleine Mann mit dem Hinkefuß und dem grauen Spitzbart, der damals beim NS-, Volksbildungswerk arbeitete, war bei der Frau gut bekannt und hatte ihr öfters Karten für Lichtbildvorträge besorgt. Aber wieder musste er nach tagelangem Verhör freigelassen werden. Ein Jahr später verschwand die Kellnerin Margarete Schreier, Schmid stellte fest, dass in der Wirtschaft, in der die Vermisste gearbeitet hatte, der graue Spitzbart Stammgast war. Einmal hatte man beobachtet, wie er der Kellnerin am Abend heimlich folgte. Er hatte dabei sein Gesicht durch einen Wollschal vermummt und sich unter den Mantel einen künstlichen Höcker geschoben. Aber zu einem Mord gehört eben auch eine Leiche. Der Spitzbart blieb wiederum ungeschoren.
     
    Im Mai 1945, wenige Tage nach dem Einmarsch der Amerikaner, hörten die Gäste in einer Münchner Wirtschaft gellende Schreie vom oberen Stockwerk. Als sie in das Zimmer eindrangen, überraschten sie einen kleinen Mann, der gerade auf eine junge Frau eindrang. Es war der Spitzbärtige. Die Überfallene, die Zeitungsträgerin Maria Wiedmann, sagte aus: „Er hatte mich gebeten, ihm bei einem Experiment mit ultravioletten Strahlen zu helfen. Ich musste mich mit einem kleinen Metallspiegel in der Hand auf einen Stuhl setzen. Er nahm einige Drähte auseinander, deckte mir ein Tuch über den Kopf und löschte das Licht. Plötzlich erhielt ich einen Schlag auf den Hinterkopf.“
    Im Jahre 1946 wurde der Spitzbart vom Landgericht München wegen versuchten Mordes zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt, aber schon nach fünf Jahren wegen guter Führung wieder entlassen. Vergeblich hoffte Amtmann Schmid, ihm endlich die Larve vom Gesicht reißen zu können. Vor einigen Monaten versuchte er es noch einmal mit einer Fahndungsmeldung:
     
    Von 1932 bis 1944 verschwanden in München drei Frauen auf rätselhafte Weise.
     
    Niemals mehr wurde von ihnen eine Spur entdeckt. Es darf angenommen werden, dass sie einem Verbrechen zum Opfer gefallen sind. Sachdienliche Mitteilungen erwünscht. 
    Aber der kleine Mann mit dem grauen Spitzbart geistert weiter unbehelligt durch München. Er ist heute 77 Jahre alt. Wird er sein Geheimnis mit ins Grab nehmen, das Geheimnis, ein „perfekter Mörder“ gewesen zu sein? Immer wenn ihn der jetzt pensionierte Amtmann Schmid irgendwo in den Straßen trifft, höhnt der unheimliche Greis mit seiner meckrigen Stimme.
     

    „Weisen sie es mir doch nach.“

     
     

    Henri Désiré Landru

    der französische Spitzbart hatte nicht so viel Glück, er landete am 25. Februar 1922 unter dem Fallbeil.

    Landrus Opfer waren vor allem Frauen, die er über Heiratsanzeigen kennengelernt hatte. Mit diesen traf er sich und gab dabei vor, ein gut situierter Herr zu sein.

  • Doppel-Raubmord in Feichten

    Zum Doppelraubmord bei Feichten erfahren wir noch


    Die furchtbare Tat wurde mit einem Armeerevolver ausgeführt. Der oder die Mörder haben die beiden Mädchen, von denen eines noch schwache Lebenszeichen gab, auf
    dem Küchen Boden gebettet.(!) Sämtliche Schränke und Kästen waren durchwühlt, doch fanden die Mordbuben das in einem Geheimfach versteckte Geld nicht. AIs einer der Täter kommt ein ca. 30 Jahre alter Bursche mit hellem Stroh Hut und Rucksack in Betracht. 

    Wie wir weiter erfahren, war der mutmaßliche Mörder der beiden Bauerstöchter von Geberting bereits dingfest gemacht, aber es gelang ihm, in der Nähe von Nußdorf wieder zu entkommen.
     
    Nußdorf, den 20.Juni 1919
     
     Viehmarkt in Feichten an der Alz
    Mit den Morden in Geberting hat sich die frühere Kreisheimatpflegerin Maria Perreiter in den Bänden „Oettinger Land“, Ausgabe 4/1984 Seite 169 beschäftigt.