Mord ist eine Wissenschaft

Was schon Agatha Christie über Rechtsmedizin wusste.

Die Forensik-Expertin Carla Valentine erzählt oder vielleicht sollte ich sagen, führt in ihrer Art durch die faszinierente Geschichte der Rechtsmedizin. Sie bedient sich dabei der Romane Agatha Christies und sie begleitet dabei Ermittler wie Miss Marple und Hercule Poirot. Anhand verschiedener Fälle beweißt Carla Valentine, dass Agatha Christie schon lange vor der modernen Forensik in Fingerabdrücken, Blutspuren und Schusswunden bewandert war. Vielleicht sind deshalb Agatha Christies Kriminalromane zeitlos und bis heute glaubhaft und authentisch.

In einer Einleitung einer 2014 erschienen Ausgabe von – Der Wachsblumenstrauß, schreibt die britische Autorin Sophie Hannah, Agatha Christie …

… versteht die Verdorbenheit, die Unbamherzigkeit und die gefährliche Schwäche der Menschen. Sie weiß alles über verzerrte Vorstellungswelten, lang gehegten Groll, qualvolle Bedürfnisse; all ihren Romanen liegt eine Vertrautheit mit den Nachtseiten der menschlichen Psyche zugrunde.

Poirots Persönlichkeit ist widersprüchlich. Doch das rührt vermutlich von seiner allumfassenden Genialität. Zwischen Genie und Wahnsinn ist nur ein kleiner Spalt. Wenn es ihm passt, ist Poirot keineswegs abgeneigt, herumzuschnüffeln und den Zigarettenstummel und das heruntergefallene Streichholz aufzusammeln. Er ist so selbstsicher und selbstgefällig, dass er sich selbst widerspricht, wann immer ihm danach ist. Vielleicht ein Querschuss, um mal ordentlich die Ermittlungsarbeit in Frage zu stellen, oder Poirot einen anderen Ansatz braucht. Ich liebe Sätze wie:

Genaueres kann ich ihnen erst sagen, wenn er bei mir auf dem Tisch liegt. Wie lange brauchen Sie? Zeitdruck schaffen, ein Schnüffler wie ein Hercule Poirot ist ein Rennpferd in Sachen Aufklärung.

In Carla Valetines Buch gibt es für jeden Hobbykriminalisten bestimmt etwas über Fingerabdrücke, Materialspuren, Forensische Ballistik, Dokumente und Handschriften, Autopsie und noch vieles mehr. Ob es leicht zu lesen ist? Es ist geschmacksache jedes einzelnen und wie schmückt ein Autor seine Geschichten aus, überraschen lassen.

Hier eine Leseprobe.

https://www.book2look.com/book/9783426303009

Eines noch, die sich mit dem Mordfall Hinterkaifeck beschäftigen.Die Ansicht von Frederick Treves aus dem Buch von Carla Valentine regt mich zum Nachdenken an.

Auch wenn der Tatort von größter Bedeutung ist, gilt es bei forensischen Ermittlungsarbeiten, viele verschiedene Facetten zu berücksichtigen. In Kurz vor Mitternacht beklagt Kriminologie-Experte Frederick Treves den Umstand, dass Detektivgeschichten meist mit einem Mord beginnen, dieser seiner Meinung nach jedoch das Ende der Geschichte markieren müsste: »Die Geschichte beginnt lange davor. Manchmal Jahre davor – mit den Ursachen und Ereignissen, die bestimmte Menschen zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Tag an einen bestimmten Ort verschlagen [… ]

Frederick Treves

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert