Jahr: 2021

  • Wie es wirklich war – Teil 4

    Cilli lag, die Muskeln sprungbereit angespannt, im Bett und lauschte den Atemzügen ihres Bruders. Halbbruders eigentlich, aber für sie war es ihr kleiner Bruder. Sie fürchtete sich und malte sich die schlimmsten Szenen aus. Was, wenn niemand zurückkäme? Was, wenn am Heuboden wirklich Fremde wären? Wenn diese ihr oder dem kleinen Josef weh tun wollten? Sollten sie sich dann verstecken oder weglaufen. Aber der kleine Josef konnte noch nicht sonderlich schnell laufen. In ihrer Angst fing sie an zu beten: „Bitte, lieber Gott, mach, dass Mama und Oma und Opa bald wieder da sind.“ Immer und immer wieder wiederholte sie in Gedanken diese Zeile. Sie versprach dem lieben Gott, wenn er Mama, Oma und Opa heil wieder heim kommen ließ, würde sie jeden Sonntag mit der Mama in die Kirche gehen ohne zu murren. Und sie würde jeden Tag beten. Und immer brav sein und machen, was Mama oder Oma zu ihr sagen. Und nie wieder … da, endlich, die Haustür ging auf. Gedämpfte Stimmen klangen zu ihr, sie lauschte angestrengt, ob sie hören konnte, wer alles da war. Der Opa auf jeden Fall, den erkannte sie am Schritt. Dann ging die Schlafzimmertüre auf und die Mama guckte kurz rein und Cilli hörte, wie die Oma beim Vorbeigehen sagte: „Die schlafen doch.“ Ah, was für eine Erleichterung, alles war gut ausgegangen, Cilli war so dankbar und glücklich und konnte dann auch endlich einschlafen.

    Am nächsten Morgen half alles nichts, alle mussten wieder raus. Alle waren müde. Naja, nicht alle, Josef war munter wie immer. Aber die Erwachsenen waren müde und Cilli war todmüde. Sie hätte so im Sitzen einschlafen können. Aber das ging nicht, sie musste in die Schule. Dort würde sie sogar während des Unterrichts einschlafen. Der Lehrer nähme sich vor, mit ihrer Mutter darüber zu sprechen, aber dazu würde es nie mehr kommen.

    Auf dem Hof ging derweil das Alltagsgeschäft wie üblich weiter. Viktoria und ihr Vater arbeiteten nachmittags nochmal auf dem Feld. Beim Hinausgehen erinnerte Viktoria nochmal ihre Mutter daran, dass die neue Magd heute noch ankommen sollte. Gestern hätte sie sie schon auf dem Rückweg von Schrobenhausen mitnehmen wollen, aber da war sie nicht bei Ihrer Schwester Franziska Schäfer.

    So gegen 17 Uhr, die Sonne stand noch über dem Horizont, kam dann endlich die Magd Maria Baumgartner mit ihrer Schwester Franziska Schäfer in Hinterkaifeck an. Sie waren spät dran, weil sie sich verlaufen hatten. Die alte Frau Gruber war mit den Kindern allein im Wohnhaus, ihr Mann und ihre Tochter waren noch auf dem Feld. Nach einer kurzen Begrüßung zeigte Frau Gruber der neuen Magd das Kammerl, in dem sie wohnen würde. Die Schwester der Magd drängte auf ihren schnellen Aufbruch, denn um 19 Uhr würde es schon wieder dunkel sein und sie hätte eine einstündige Wegstrecke vor sich. Aber sie war noch da, als um halb sechs Viktoria mit ihrem Vater vom Feld heimkehrten und wechselte noch ein paar belanglose Worte mit Viktoria. Der Bauer Gruber ging gleich in den Stall, ohne bei den Frauen in der Küche reinzusehen. Nach dem kurzen Wortwechsel mit Viktoria brach Franziska Schäfer eilig auf. Maria Baumgartner sah ihr noch von der Haustür aus nach und sie winkten sich zu.

    Als Maria Baumgartner in die Küche zurückkehrte, sagte Viktoria zu Maria, dass sie ihr die Stallarbeit morgen früh zeigen würde, jetzt solle sie sich erst mal von dem anstrengenden Marsch erholen. Damit wollte Viktoria unbedingt verhindern, dass Maria Baumgartner gleich davon erführe, dass sich noch zwei weitere Menschen auf dem Hof befinden. Diese Tatsache würden sie ihr erst nach dem Essen mitteilen, den dann wäre die Nacht schon so weit hereingebrochen, dass Maria unmöglich umgehend noch zurück nach Kühbach gehen könnte. Und bis morgen sähe vieles schon wieder anders aus. Maria ging also der alten Frau Gruber bei der Vorbereitung der Brotsuppe zur Hand, Josef saß derweil unter dem Küchentisch. Viktoria und ihr Vater waren im Stall mit melken, misten und füttern beschäftigt und stellten auch Brot und Milch für die beiden Männern im Heuboden oben auf die Treppe zum Heuboden hin.

    Danach kehrte sie in die Küche zurück und zum ersten und auch zum letzten Mal saßen die Altbauern mit ihrer Tochter, ihren Enkeln und der neue Magd gemeinsam am Küchentisch, der alte Gruber sprach ein Tischgebet und danach wurde gemeinsam die Brotsuppe gegessen. Allerdings blieb ein ziemlich großer Rest übrig, die alte Gruberin hätte gedacht, dass die Magd mehr essen würde.

  • Doppelmord an den Eheleuten Strasser in Kleinheckenwies

    Landshut. Fast sieben Jahre nach der Tat wurde unter dem Verdacht des Doppelmordes der Bauhilfsarbeiter Gottfried Wilceck aus Gangkofen im Landkreis Eggenfelden auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft Landshut festgenommen. Aufgrund der niemals eingestellten Ermittlungen der Kriminalaußenstelle Landshut haben sich gegen Wilceck dringende Verdachtsmomente ergeben. Am 05. November 1950 waren abends die Bauersleute Karl und Katharina Strass(er) auf ihrem Einödhof Kleinheckenwies im Landkreis Eggenfelden erschossen worden. Der Täter hatte dabei den Fensterladen der Küche des Anwesens von außen geöffnet und mit einer Pistole08 auf den mit dem Rücken zum Fenster sitzenden Bauern geschossen. Als die Ehefrau des tödlich Getroffenen zu Hilfe eilen wollte, wurde auch sie durch einen Pistolenschuss getötet. Die Staatsanwaltschaft Landshut konnte noch keine näheren Angaben machen über Motiv und andere Einzelheiten der Tat machen.

    WBA  01.06.1957

    Polizist begünstigt einen Mörder

    Die große Strafkammer des Landgerichts Landshut verurteilte den 39-jährigen Polizeihauptwachmeister Josef Kiermeier aus Wittibreuth bei Pfarrkirchen wegen Meineids zu einem Jahr und sechs Monaten Gefängnis. Die Verhandlung war ein Nachspiel zu dem Doppelmordprozess Wilczek, der Ende des vergangenen Jahres Aufsehen erregt hatte. Das Schwurgericht Landshut hatte den 38-jährigen Straßenbauarbeiter Gottfried Salomon, genannt
    Wilczek, aus Gangkofen im Landkreis Eggenfelden am 22. Dezember 1958 wegen Mordes an den Landwirtseheleuten Karl und Katharina Straßer aus Kleinheckenwies bei Gangkofen zu zweimal lebenslang Zuchthaus und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit verurteilt. Kiermeier, der mit Wilczek gut befreundet war und häufig im Gasthaus „Zur Post“ in Gangkofen verkehrte, dessen Wirtin Sabine Grötzinger die Geliebte Wilczeks war, hatte nach dem Mord eigenmächtig Nachforschungen während der Tatzeit angestellt. Seine Wahrnehmungen hatte er jedoch seinem Vorgesetzten und der Mordkommission verschwiegen und in der Schwurgerichtsverhandlung gegen Wilczek unter Eid bestritten, dass er sich vor Wilczeks Vernehmung bereits bei dessen Freundin nach Wilczeks Alibi erkundigt hat. Kiermeier gab in der Verhandlung zu, einen Meineid geschworen zu haben. Er verteidigte sich damit, dass er ein Strafverfahren und ein Disziplinarverfahren wegen Begünstigung befürchtet habe. Sowohl der Staatsanwalt als auch das Gericht erkannten an, dass Kiermeier unter Eides-Not gestanden habe. In der Urteilsbegründung stellte der Vorsitzende fest, dass Kiermeier wegen des gegen ihn bestehenden Verdachts und der Wahrscheinlichkeit, dass er als Zeuge die Unwahrheit sagen würde, seinerzeit nicht hätte vereidigt werden sollen. Die 49-jährige Wirtschaftspächterin Sabine Grötzinger wurde wegen Begünstigung und uneidlicher falscher Aussage zugunsten Wilczeks zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Ihre damalige Bedienung Hermine Rettenmeier, die unter der gleichen Anklage stand, wurde freigesprochen.

    18.12.1959

    Quelle; Doppelmordsache 1950, Strasser, Kleinheckenwies, Lkr. Eggenfelden; Täter Gottfried Salomon, gen. Wilczek (Beiakte) – Archivportal-D

  • Raubmord beim Stettnerbauern in Neuharting

    Am 2.Februar 1876,während des Gottesdienstes wurde in Neuharting, Pfarrei Pemmering, Landgericht Erding, beim Stettnerbauern ein schauderhafter Raubmord begangen. Der Mörder, welcher wahrscheinlich wusste, dass außer der Stallmagd, einer Schwester der Bäuerin, Niemand zu Hause sei, schlich sich in den Stall und ließ daselbst den Stier und eine Kuh ab, um so die Stalldirne in den Stall zu locken, welche auch durch den Lärm veranlasst sich dort hin begab, wo sie von dem Mörder erschlagen wurde. Der Täter sprengte nun in der Schlafkammer der Bauerseheleute 3 Kästen auf und und nahm eine Summe von 250 fl. zu sich, während er andere Wertsachen unberührt liegen lies. Die Erschlagene schleppte er in die Schlafkammer und legte den Kopf seines Opfers auf eine Burd Wied, welche er vor seinem Abgange anzündete, um das Anwesen in Brand zu stecken und so die ruchlose Tat zu verbergen; glücklicherweise löschte aber das Feuer aus. – Dem Täter soll man bereits auf der Spur sein.


    06.02.1876
  • Ein ähnliches Verbrechen wie in Hinterkaifeck

    Bluttat im Einödhaus

    Bluttat in Stuben

    Ein Racheakt?

    In der Nacht zum Donnerstag ereignete sich in dem mitten im Walde gelegenen Weiler Stuben, einige Kilometer von Pöttmes, eine schwere Bluttat, bei der zwei Einbrecher dem Gütler und Rechenmacher Haberl und seiner 12-jährigen Tochter die Schädeldecke einschlugen, sodass bei beiden Lebensgefahr besteht. Das am Ortsrande gelegene Anwesen bewohnte der Gütler mit seinen beiden Töchtern und einer zwölfjährigen Enkelin. Das Kind hatte schon beim Einschlafen im Wohnzimmer Geräusche gehört. Kurz nach dem Zubettgehen der Erwachsenen hörten die Töchter aus ihrem gemeinsamen Schlafzimmer vom Wohnzimmer her Schläge gegen die Mauer. Es ergab sich, dass aus dem Fensterstock Mauersteine herausgebrochen waren. Die beiden Frauen wagten sich nicht vors Haus, sondern legten sich nach einiger Zeit in der Küche schlafen. Als bald darauf weitere Mauersteine herausgebrochen wurden und die Täter eingestiegen waren, flüchtete das 12-jährige Mädchen ins Freie, während die Täter ins Schlafzimmer Haberl gelangten, dem sie mit einem schweren Gegenstand die Schädeldecke einschlugen. Die beiden Töchter flüchteten in den Obstgarten, wo sich Therese Haberl mit einer Mistgabel zur Wehr setzte. Sie erhielt einen Schlag auf den Kopf, sodass ihr ebenfalls die Schädeldecke zertrümmert wurde. Bis nun die andere Schwester Hilfe herbeigeholt hatte, waren die Verbrecher im Wald verschwunden.

    Über das Motiv der Tat ist man noch vollkommen im Unklaren. Bereits am 29. September abends hatten zwei Männer einen Einbruch versucht. Einer der Täter wurde vermutlich durch einen Stich mit einer Mistgabel verletzt. Vielleicht führt dieser Umstand zur Entdeckung der Täter und zur Aufklärung der Untat, denn im Einödhaus Haberl dürfte nicht viel zu holen gewesen sein.

    Im Übrigen erinnert der blutige Überfall an das Verbrechen in Hinterkaifeck, das heute noch im Dunkel(n) liegt. Es sei auch darauf hingewiesen, dass auch der Ort dieser neuen Bluttat in der Gegend von Aichach-Schrobenhausen liegt, wie Hinterkaifeck.

    Die Bluttat in Stuben

    Zu dem schweren Verbrechen auf dem Weiler Stuben teilt die „Augsburger neueste Nachrichten“ ergänzend mit, dass ein Racheakt als ausgeschlossen gelten könne. Nach der ganzen Sachlage müsse angenommen werden, dass es die Einbrecher auf Geld abgesehen hatten. Haberl, der im Volksmund den Namen „Baron von Stuben“ führte, galt als sehr vermögender Mann, trotzdem zurzeit des Überfalls, der ganze Barbestand im Hause Haberls nur 30 Mark betrug. Als Täter kommen zwei Leute in Betracht, welche die örtlichen Verhältnisse bei dem Landwirt Haberl sehr gut kannten. Die beiden Töchter befinden sich noch immer in Lebensgefahr.

    Stadtarchiv Wasserburg WA 13.10.1931-S.5

    Hinterkaifeck liegt vom Weiler Stuben 30 km entfernt. Viktoria Haberl, starb als Rentnerin am 19.01.1956, ihr Berufs – oder Lebensort war Kühnhausen. Theresia Haberl starb am 15.02.2003 in Germaringen, wie die Schwester lebte sie in Kühnhausen.

  • Raubmord in Hainstetten

    Der Gütler Zwickl und sei Schwester san um’brocht won

    Hengersberg, 5.Jan. Soeben verbreitet sich in unserem Markte die erschütternde Nachricht, dass in dem benachbarten Hainstetten ein doppelter Raubmord an dem Gütler Zwickl und seiner Schwester gestern verübt worden ist. Diese traurige Tatsache ist wieder ein beleg hierfür, dass es noch langen nicht an der Zeit ist, die Todesstrafe abzuschaffen. (Donau – Zeitung)

    Hengersberg, 6.Jan. berichtet die Passauer Zeitung zu dem in Hainstetten verübten Raubmorde, dass der Austrägler Zwickl neun Stich- und Schnittwunden hatte, davon zwei absolut tödliche im Herzen. Dessen Haushälterin Pledl scheint zuerst mit dem Haustürriegel, der abgeschlagen sich vorfand, Tod oder mindestens bewusstlos geschlagen worden zu sein. Derselben war die Gurgel total durchschnitten; sie hatte außerdem noch zehn Schnitt- und Stichwunden. Die Pledl scheint im Wohnzimmer des Zwickl erschlagen oder erstochen worden und dann erst in ihre Nebenkammer geschleppt worden zu sein, wobei sie der Täter an den Füßen gezogen hat. Zwickl scheint in seinem Bette ermordet und dann auf den Zimmerboden heruntergerissen worden zu sein, weil Bettteile über ihm lagen. Alle Behältnisse waren geöffnet und durchstöbert. Wieviel Geld geraubt wurde, ist noch unbekannt. Nach den Fußspuren wird nur ein Täter vermutet.

    Landshuter Zeitung 1873

  • Warum wollten die Hinterkaifecker einen Stallneubau

    Besuch im Bauernhofmuseum

    Im Bauernhofmuseum Amerang fand ich vielleicht die Antwort auf die Frage, warum die Hinterkaifecker einen Stall Stallneubau planten.