Hinterkaifeck-Andreas Gruber im Zuchthaus Straubing

Arbeitsplan im Zuchthaus
Arbeitsplan im Zuchthaus

Was hat Andreas Gruber im Zuchthaus gelernt?

Ob Andreas Gruber in Straubing im angegliederten landwirtschaftlichen Betrieb gearbeitet hat, ist nicht überliefert. Anfang der 1920er Jahre wurden im Zuchthaus Straubing alte Heeresbestände zu Schuhzeug, Hosenträgern und Lederwaren verarbeitet. Laut der Aussage von Alois Langer, geb. 11. Juni 1897, von Beruf Metzger soll Andreas Gruber im Februar 1920 graues und grünes Militärtuch gekauft haben, zum Meterpreis zwischen 23 oder 26 Mark. Beim dritten Besuch soll er Flanellstoff und etwa 600 Meter Stuhltuch gekauft haben.

Gefängniszelle Straubing

Als Andreas Gruber im Februar 1916 nach Straubing kam, waren im Deutschen Reich die gesamten Lebensmittelvorräte rationiert. Die durchschnittliche wöchentliche Verbrauchsmenge für Butter und Fett beträgt zwischen 60 und 75 Gramm gegenüber 100 Gramm vor dem Krieg. Die Mindestzuteilung beträgt 50 Gramm, tatsächlich ist aber nicht mal diese Menge vorhanden.

Schwarzhandel, Verteilungsschwierigkeiten und der empfindliche Viehrückgang sind die hauptsächlichen Ursachen.

In Straubing wurden zur Deckung des Butterbedarfs seit Juni 1916 Butterkarten eingeführt. Im November 1916 beträgt die Wochenkopfmenge Butter bloß mehr 20 Gramm, damit steht Straubing am untersten Ende der bayerischen Fettversorgungstabelle, nur Landshut ist mit 14 Gramm noch schlechter dran. Im Januar 1917 wird zwar die Verteilung besser geregelt als in den Vormonaten, aber Schleichhandel und Hamsterei greifen immer weiter um sich. Andreas Gruber bekam eine höhere Zuteilung von 55 Gramm Fett wöchentlich, weil die Landesfettstelle das Zuchthaus Straubing direkt belieferte, was in der Bevölkerung zu einem großen Unmut führte.

„Im Jahre 1919, es wird im August gewesen sein, ging ich mit meiner Schwägerin Regina Bund, wohnt Göggingen, Waldstr .2, nach Hohenwart zum Hamstern. Wir kamen auch nach Hinterkaifeck in den Hof, wo die schwere Bluttat verübt wurde. Mit der Tochter, die damals hochschwanger war, habe ich längere Zeit gesprochen. Sie erzählte, dass ihr Mann gefallen und sie von einem Bauer in Gröbern in der Hoffnung sei. Sie gab mir ein Pfund Schweineschmalz, welches aber nicht gut war, für 15 Mark. Etwa 14 Tage später kam ich wieder nach Hohenwart und traf dort mit dem Bauern zusammen, der die Bäuerin geschwängert haben soll. Ich sagte zu ihm: „Du darfst Deine Alte anders erziehen, die hat mir verdorbenes Fett gegeben.“

(Auszug: Aussage Satzinger Johann vom 12.11.1923)

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