Gut gekillt ist halb gewonnen
Diese Schreckenskunde durcheilte am Samstagnachmittags die Stadt Deggendorf und erzeugte allenthalben entsetzliche Aufregung. In dem eine halbe Stunde von dort entfernten Weiler Hirzau hatte sich im Juli dieses Jahres, der Gütler Joseph Schober von Metten ein einzeln stehendes Haus gekauft, welches er mit seiner Frau und Schwester bewohnte.
Sie führten ein ziemlich abgeschlossenes Leben und verkehrten nur wenig mit ihren Nachbarn. So fiel es auch nicht besonders auf, dass dieselben in den letzten Tagen nicht gesehen wurden. Am Samstagnachmittag wollte der Gemeindediener von Schaching, der schon mehrmals die Woche am Hause vorgesprochen hatte, wiederholt hinein, fand aber dasselbe versperrt und erblickte zu seinem Entsetzen durch ein Kammerfenster das Weib Schobers entseelt am Boden liegen.
Nachdem mithilfe herbeigerufener Nachbarn der Eingang ins Haus erzwungen war, bot sich ein entsetzlicher Anblick dar. In einer Kammer zur ebenen Erde lag die Ehefrau Schober mit durchstochenem Halse tot am Boden; in der Dachkammer fand man die Schwester Schobers in gleicher Weise ermordet, während der Ehemann Schober in einem daneben befindlichen Verschlage mit zehn Stich- und Schnittwunden in Hals, Kopf und Brust, welche alle absolut tödlich waren, tot in seinem Bette lag. Die Körper der Ermordeten, namentlich der des Ehemanns, waren schon sehr in Verwesung übergegangen, da das Verbrechen nach allen Anzeichen bereits in der Nacht vom Montag verübt worden sein muss.
Sämtliche Kästen waren zerbrochen, selbst die Betten durchwühlt; denn die Raubmörder hatten es auf das Geld der Ermordeten abgesehen, welche als vermöglich galten und in der Tat, in der Woche vor ihrer Ermordung einen größeren Geldbetrag für ihr in Metten verkauftes Haus eingenommen hatten. Noch Abends begab sich eine Gerichtskommission an den Tatort und Tags darauf wurde die gerichtliche Obduktion der unglücklichen Opfer vorgenommen.
Von dem oder den Tätern hat man keine Spur, eben sowenig ist bis jetzt festgestellt, ob die Verbrecher eine größere Summe erbeuteten; an barem Gelde wurde im Unglücks-hause nur der Betrag von 36 Mark vorgefunden, welche die Schwester Schober’s in ihrem Bette versteckt hatte und der den Räubern entgangen war. Möge die Entdeckung der ruchlosen Täter gelingen!
WBA 23.12.1891
Es ist bereits gelungen, den Mörder der Schober’ischen Familie von Hirzau bei Deggendorf zu entdecken. Derselbe, ein armer Verwandter der Ermordeten, auf welchen sofort der Verdacht fiel, wechselte in Straubing mehrere Obligationen um, wodurch sich der Verdacht bestätigte, worauf seine Festnahme erfolgte; er soll auch die Tat bereits eingestanden haben. In Deggendorf, wohin der Täter am vorigen Montagmittags durch zwei Gendarmen verbracht wurde, war bei seiner Ankunft alles auf den Beinen und musste die Feuerwehr alarmiert werden, um den Verbrecher vor der Wut des Volkes zu schützen. Begleitet von den Verwünschungen der Menge schritt der dreifache Mörder erhobenen Hauptes kalt lächelnd dahin und gelang es nur mit Mühe, denselben unverletzt in das Gefängnis zu verbringen.
WBA 02.01.1892