Kategorie: Rückblick

  • Wie der Schumacher Anton Quell eine Marktlücke fand?

    Ein origineller Gauner stand dieser Tage in der Person des Schuhmachers Anton Quell aus Augsburg vor der Mannheimer Strafkammer. Quells Spezialität war die Brandschatzung von Hundebesitzern, denen er sich mit blutenden Bisswunden vorstellte, die er angeblich von deren Hunden erhalten, in Wirklichkeit sich aber mit Hilfe von Blutegeln selbst beigebracht hatte. Er trieb sein Geschäft, dass sich gelohnt haben muss, da er Entschädigungen bis zu 30 Mark Herauszupressen wusste, schon seit langer Zeit. Sobald wird er aber wohl nicht wiederkommen, da er auf 2 ½ Jahre ins Zuchthaus geschickt worden ist.

    22.11.1904

    Anton Quell erinnert mich an…………

    Der Autor Jaroslav Hašek starb mit nur 39 Jahren. Um die genaue Todesursache gab und gibt es viele Spekulationen.
    Wie Schwejk schlug er sich als Hundehändler durch, kam 1915 mit der k. u. k. Armee an die Front und trat – nach einem Intermezzo in der Tschechoslowakischen Legion – zur Roten Armee über.

    In der Satire „Wie ich dem Autor meines Nachrufs begegnete“ nahm Hašek das Rätselraten um sein Ableben vorweg:

    Im Verlauf der fünf, sechs Jahre meines Aufenthalts in Russland wurde ich von verschiedenen Organisationen und auch Einzelpersonen mehrmals totgesagt und umgebracht. In mein Vaterland zurückgekehrt, erfuhr ich, dass ich dreimal gehängt, zweimal erschossen und einmal von wilden aufständischen Kirgisen am Kale – Yschela gevierteilt worden war. Schließlich wurde ich dann definitiv bei einer Schlägerei mit betrunkenen Matrosen in einer der Kneipen von Odessa erdolcht.“

    https://www.deutschlandfunk.de/jaroslav-hasek-100.html

    Totgesagte leben länger, Xaver Gabriel seit 1917 in Russland vermisst

    Xaver Gabriel
    Des Xaverl wars – Teil 1
  • Ein Raubmord in Kiefersfelden

    Der Raubmörder Michael Danzer

    In Wasserburg bin ich aufgewachsen, eine schöne Kindheit hatte ich nicht, es fehlte an allem. In meiner Jugendzeit wurde ich straffällig und verbrachte mehr Zeit hinter Gittern als in Freiheit, natürlich lernte ich im Zuchthaus, die richtigen Freunde kennen. Mit der Zeit entwickelte ich eine gewisse Routine, aber ich wurde oft von den Hehlern über den Tisch gezogen und das Zwang mich bei meinen Einbrüchen, mehr und mehr zu Unvorsichtigkeit. Eines Tages erwischten sie mich, obwohl ich um Ausreden nie verlegen war. Es war ein kalter Februartag in St. Johann in Tirol im Jahre 1913, ich saß dort in der Bahnhofswirtschaft und trank gerade einen Schnaps. Als ich wieder zu einem Schluck ansetzen wollte, ging die Türe auf und zwei Gendarmen kamen herein und kontrollierten die Ausweispapiere. Als sie bei mir waren, zeigte ich ihnen den Militärpass von einem Kloo vor, den ich kurze Zeit zuvor ins Jenseits geschickt hatte. Sie waren mit dem Militärpass nicht zufrieden und wollten mich auf das Revier mitnehmen. Diese zwei Kieberer machten nun Bekanntschaft mit meinen zwei Pistolen. Den einen habe ich durch einen Pistolenschuss verletzt, aber der zweite war schneller und ich wurde niedergerungen. Auf dem Weg zu den Gleisen bin ich ihnen wieder entsprungen, aber leider nicht lange.

    Quelle; Rosenheimer Tagblatt, 28. Februar 1913

    Kufstein am grünen Inn

    Ja, in Kufstein, der Perle Tirols landete ich im Gefängnis. Meine Verhaftung hat sich schnell herumgesprochen und es hatte sich das Gerücht verbreitet, ich solle per Bahn nach Rosenheim ins Gefängnis transportiert werden. Heimlich genoss ich diese mir entgegen gebrachte Aufmerksamkeit. Na ja, jetzt kamen sie noch mit Einbrüchen in Großhelfendorf, Hausham, Fischbachau und Gmund daher. Sie bewachten mich Tag und Nacht, in meiner Zelle brannte immer Licht und bei den Verhören musste ich mir etwas einfallen lassen. Ich fing an den Simulanten zu spielen, einen irrsinnigen, denn es war leichter aus der Irrenanstalt zu entfliehen als wie aus einem Zuchthaus. Ich bekam Tobsuchtsanfälle, nur mit dem Schaum vor dem Mund klappte es nicht so recht.

    Dann kamen sie mir darauf, dass ich im Dezember 1912 in Kufstein schon mal einen Einbruch bei der Uhren- und Goldwarenhandlung U. am oberen Stadtplatz begangen hatte, so ein Mist. Damals war ich sofort über Thiersee nach Bayern entkommen. Jetzt brachten sie mich mit einer Droschke zum Bahnhof Kufstein, von wo es nach Innsbruck ging und dort landete ich vor dem Schwurgericht. Es wurde gegen mich wegen Totschlag und nicht wegen Mord ermittelt, was mir den Hals rettete.

    Danke Gott, Danke, ich spende dir auch eine gestohlene Kerze.

    Wer mehr über mich lesen will.

  • Der Bierpreis in Bayern als Inflations-Barometer

    An Durst hob I, a Bier zum schütten, an Wein zum trinken, in Bayern war die Gemütlichkeit zu hause. Land auf, Land ab, lockten hunderte von Biergärten die durstigen Bürger. Dazu noch eine deftige Brotzeit, und der Alltag war vergessen. An den Biertischen gab es keine Standesdünkel, dort saß der Forstrat neben dem Dienstmädchen Anna Mayerhofer und man unterhielt sich. Man musste noch nicht auf den Biertischen und Bierbänken herum springen. Leider endeten manche Wirtshaus besuche eher tragisch. Es kam öfters nach Wirtshaus Besuchen zu Überfällen, Messerstechereien und Morden. Von einer anderen Warte aus betrachtet war der Bierpreis seit alters her ein politisches Barometer, das von der Bevölkerung mit großer Aufmerksamkeit betrachtet wurde. Eine Verteuerung des Bieres war früher ein untrügliches Zeichen für bevorstehende schlechte Zeiten und Krieg. Schon im Juni 1866, mitten in der Mobilmachung Bayerns (das an der Seite Österreichs gegen Preußen kämpfte) kam es in München wegen einer Bierpreiserhöhung zu schweren Straßenschlachten. Um 1900 ist es seine kaiserliche Majestät Wilhem II., der wieder am Bierpreis rüttelt. Er braucht Geld für die Staatskasse, die durch totale Hochrüstung leer ist. 1908 ist das Deutsche Reich mit 4,5 Milliarden Mark verschuldet, steht vor dem Staatsbankrott. Der glücklose Reichskanzler von Bülow muss 1909 zurücktreten, sein Nachfolger Bethmann-Hollweg führt neue Steuern ein.

    Quelle: http://www.bierkrieg.de/der-bierkrieg.html

    Dann war da noch die Geschichte mit der Preußen Maß

    Die eher antipreußische Tageszeitung Das Bayerische Vaterland wetterte: „Was man seither als Maß Bier bezeichnet, verdient den Namen nicht, es ist ein Liter.“ Tatsächlich passten zunächst viele Wirte ihre Preise nicht an, obwohl dem Gast immerhin 69 Milliliter fehlten. Hunderttausende Krüge mussten erst nachgeeicht werden, und das auf Kosten der Besitzer. Zehn Pfennig mussten die Wirte für jeden Literkrug bezahlen.

    Bei unseren Nachbarn in Österreich war es von der Bierpreisgestaltung ähnlich, hier ein etwas älterer Beitrag aus dem Jahre 1972.

    Bierpreiserhöhung?

    Ja, sogar in einem kleinen Dorf, dass später wegen sechs Mordopfern Berühmtheit erlangte, gab es seit Anfang Mai 1914 Streitigkeiten wegen des Bierpreises.

    Bier-philosophisches

    Wohltätig ist des Bieres Macht, wenn’s wird genossen mit Bedacht. Zu allem, was man wirkt und schafft, verleiht es Liebe, Lust und Kraft. Drum, liebe Seele, merk es Dir, es geht nichts über gutes Bier. Doch wo man Unechtes mit Echtem und’s gute mischet mit dem Schlechten, da gibt es einen schlimmen Trank, drum frage, wer ein Glas sich spendet, vorsichtig, welcher Bräu de sendet. Kurz ist der Rausch, der Kater lang.

    28.12.1895

  • Munitionsfund in Günzlhofen nach dem ersten Weltkrieg

    Jessas Maria und Josef! Bei allen Heiligen, die Teller und Tassen tanzen auf dem Tisch, bemerkte die alte Pfarrer Babette. Beruhige dich, meinte Pfarrer Bendert, so schnell geht die Welt nicht unter. Da hat der Herrgott auch noch was zum mitreden. Es stellte sich heraus, dass nach Kriegsende im November 1918 in der Nähe von Günzlhofen etwa 90 Artillerie-Granaten vergraben wurden. Diese Munition wurde von einem Kommando der bayerischen Landespolizei ausgegraben und gesprengt. Der Platz wurde weiträumig abgesperrt, aber lange wusste die Bevölkerung nicht warum? Warum ausgerechnet in Günzlhofen Artillerie-Granaten vergraben wurden und erst 1930 ausgegraben wurden, entzieht sich meiner Kenntnis. Gut möglich, dass Günzlhofen während der Revolutions-Zeit wie Hinterkaifeck in einem Aufmarsch- oder Versorgungsgebiet lagen.

    Wie "Reuter" aus sicherer Quelle erfährt, sollen die Munitionsvorräte in Deutschland so
    Wie „Reuter“ aus sicherer Quelle erfährt, sollen die Munitionsvorräte in Deutschland so groß sein, dass in jedem größeren Geschäft Lagerräume dafür errichtet sind.

    Der Ort Günzlhofen wird erstmals 793/811 als „Cundinchofa“ und 829 al „Cundinchofun“ erwähnt. Der Name bedeutet „Höfe des Gunzil“. Bereits im 13. Jahrhundert dürfte hier eine kleine Burg gestanden haben. Von den „Günzlhovern“ über die „Saldorfer“ kam der Besitz durch Heirat 1480 an den Pfleger von Schlanders (Südtirol) Jeromin Perwanger. 1485 erhielt er die Hofmarksgerechtigkeit, er baute ein beeindruckendes Renaissance-Schloss und errichtete eine Schule mit einem ausgebildeten Lehrer. Es war die erste Schule im heutigen Landkreis, außerhalb der Klosterschule Fürstenfeld. Seine Söhne Augustin und Christof Perwanger wurden 1527 als Wiedertäufer in München enthauptet. Von 1595 bis 1825 gehörte die Hofmark der Familie Imhoff. Das Schloss wurde um 1800 abgebrochen. Die Pfarrkirche St. Margareth, ein spätgotischer Bau, wurde im 17. Jh. barockisiert und 1921 verlängert. In ihr befindet sich ein qualitätvoller Stuckmarmor-Hochaltar, der wahrscheinlich aus der ehem. Klosterkirche von Wessobrunn stammt. Bemerkenswert sind die zahlreichen Marmor-Epitaphien der früheren Hofmarksherren und deren Ehefrauen. Besonders hervorzuheben sind zwei Renaissance-Epitaphien für Anna Perwanger (+ 1488) und Jeromin Perwanger (+ 1517). Neben der Kirche befindet sich der schön restaurierte, ehemalige Pfarrhof, dessen Anfänge in das 16. Jh. reichen. Er wird heute als Pfarrheim genutzt. Günzlhofen ist der Heimatort der Musiker- und Lehrerfamilie Well. Die Mitglieder der Musik- und Kabarettgruppen Biermösl-Blosn und Wellküren wuchsen hier auf.

  • Die Schule in Umratshausen vor 100 Jahren

    Vor 100 Jahren wurde im Frasdorfer Gemeindeteil Umratshausen eine Schule gegründet. Und so sahen die Kinder damals aus: