• Ave Maria oder der vergessliche Bigamist

    Das Schöffengericht Traunstein verurteilte den 57jährigen ehemaligen Bergmann Karl H. aus Trostberg unter Zubilligung des §51 wegen zweier Verbrechen der Doppelehe zu sechs Monaten Gefängnis, H. hat viermal geheiratet. Alle Frauen hatten den Vornamen Maria. Die erste Ehe schloss er 1928. Sie besteht heute noch, zum zweiten mal heiratete er 1939. Diese Frau starb 1947, was H. In diesem Fall keine Anklage einbrachte, da Verjährung vorliegt. Die dritte Maria führte er 1948 zum Standesamt. Das Bündnis wurde 1950 geschieden. 1951 schließlich nahm er sich die vierte Maria. Auch diese Ehe ist zunächst noch gültig. Verurteilt wurde er wegen der Ehe mit Maria III und IV.

    H. begründete sein Vorgehen mit der lakonischen Feststellung , er sei „furchtbar“ vergesslich.

    Quelle: WBA 13.04.1959


    Warum vergessen wir?

    Ebenso wie unser Körper unterliegt unser Gehirn natürlichen Schwankungen, was seine Leistungsfähigkeit angeht. Manchmal ist es überfordert: Zu Zeiten, in denen wir Stress haben, krank sind, ungenügend schlafen oder zu viele Eindrücke gleichzeitig auf uns einstürmen, merken wir uns Informationen nicht mehr, oder wir vergessen sie schnell wieder – der Arbeitsspeicher ist voll. Das passiert Kindern ebenso wie Erwachsenen, jungen wie alten Menschen.

    https://www.heumann.de/de/gesundheitstipps/gedaechtnis.html

  • Kriegs- und Zwangswirtschaft

    Kriegs- und Zwangswirtschaft, ein eher wenig bekanntes und dunkles Kapitel.

    https://www.bavariathek.bayern/projektzentrum/unterrichtsmaterial/realschule-fos-bos-gymnasium/bayern-und-der-erste-weltkrieg.html

    Teuerung – Not – Verbrechen

    Die Teuerung für die notwendigen Lebensmittel, für die wahnsinnige Preise gefordert werden, nimmt schrecklich zu. Mit ihr werden aber auch die Verbrechen zunehmen, das mögen sich alle jene zu Herzen nehmen, die dazu beitragen.

    Quelle: WBA, April 1922

  • Ich, meine Frau und ihr Liebhaber

    Ehe zu Dritt

    Im Falle des Landwirts Paul W. half auch das sonntägliche Kirchenlaufen nichts, Gott hatte ihm eine schwere Bürde auferlegt, seine Frau hatte einen Liebhaber. Johann Baptist Sch. aus Reit im Winkel unterhielt mit Frau W. ein Verhältnis, die Frau für damalige Verhältnisse im Reifen Alter von 44 Jahren war Mutter von 10 Kindern. Johann Baptist Sch. hatte eine Werkstatt im Anwesen des Landwirts Paul W., er war zwar fleißig aber auch sehr alkoholliebend und dabei wurde er dann ausfallend und streitsüchtig. Der Ehemann kannte die Schwäche seiner Frau, besaß aber nicht den Mut, den Ehestörer hinauszuwerfen. Es kam zu einer schöffengerichtlichen Verhandlung, wegen Bedrohung wurde Sch. zu 14 Tagen Gefängnis verurteilt. Danach kam er wieder und setzte sein Verhältnis mit Frau W. fort. Es hatte sich bei Sch. eine Rachsucht gebildet und beim Alkohol hatte er sich immer mehr hineingesteigert. Zwei Tage saß er im Wirtshaus und kam Abends betrunken und sie werden es schon ahnen mit einem Messer und einem Revolver auf den Hof. Er schlich nur in Strümpfen in das Schlafzimmer des W. der bereits schlief. W. muss einen leichten schlaf gehabt haben, jedenfalls wurde er wach und zündete ein Licht an. Sch. gab auf W. drei Revolverschüsse ab, zwei verfehlten ihn, die dritte Kugel verletzte ihn am Kopf. Später kam es zu einer Verhandlung in der sich der Angeklagte auf Trunkenheit hinausreden wollte, auch staunte der Richter über das verstörte Wesen des Angeklagten und der Richter verstand die Frau nicht wie sie sich mit dem Kerl einlassen konnte. Das Urteil lautete auf 7 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrenrechtsverlust.

  • Der Prozess im Schlafzimmer

    Raummangel in Oberbayern

    Ein Berliner Gericht erlebt eine unfreundliche Überraschung.
    „Der Prozess findet im Schlafzimmer statt“. Mit dieser Auskunft wurden am Mittwoch Zeugen und Reporter in das erste Stockwerk des Gasthofs Auwirt verwiesen, das sich die Achte Große Strafkammer aus Westberlin für die Zeit vom 19. bis zum 26 Oktober als Tagungslokal für den Tourismo – Prozess auserkoren hat. Das Landgericht Traunstein hatte sich aus Raummangel nicht in der Lage gesehen, den Berliner Gästen, die zur Einvernahmen von Zeugen aus Österreich, Italien und Bayern nach Traunstein gekommen sind, einen geeigneten Sitzungssaal zur Verfügung zu stellen.

    Aber auch die Gastzimmer des Auwirts, auf welche die Moabiter Richter gehofft hatten, konnten wegen der Speisen und Getränkeabgabe nicht freigemacht werden. Die Gastwirtseheleute Pirkl entschlossen sich darum kurzerhand, ihr eigenes Schlafzimmer auszuräumen und für die Erfordernisse einer Gerichtsverhandlung notdürftig herzurichten. Als Beratungsraum musste ihr privates Wohnzimmer dienen. Diese war jedoch nicht die einzige Überraschung, welche die Berliner Strafkammer in Traunstein erlebte. Als sie die ersten Zeugen entließ und zwecks Entgegennahme der Zeugengebühren zum Kostenbeamten beim Landgericht Traunstein sandte, kehrten diese unverrichteter Dinge wieder zurück. Der Traunsteiner Beamte hatte sich für nicht zuständig erklärt.

    „Die Bayern machen mit uns schon was“,

    resignierte daraufhin der Berliner Landgerichtsdirektor Gerhard Schulz, rechnete selbst die Zeugengebühren aus und unterzeichnete: „Schultz, Kostenbeamter, Berlin“. Eine weitere unliebsame Überraschung bereiteten der Strafkammer die Zeugen aus Kärnten. Obwohl sich sogar das Wiener Justizministerium eingeschaltet hatte, um eine Aufhellung der Hintergründe des 1956 erfolgten Zusammenbruchs des Reisebüros Turismo aus Berlin – Charlottenburg von den deutschen Justizbehörden zu erbitten, blieben schon am ersten Tag drei Zeugen aus dem Drautal aus.

    „Wir haben die Österreicher immer für hilfsbereit gehalten“,

    meinte der Vorsitzende, „und nicht erwartet, dass wir nun von dort so wenig Unterstützung bekommen.“ Die ausgebliebenen Zeugen gehören dem Kreis der Geschädigten an. Im Eröffnungsbeschluss wurden 72.000 Mark geltend gemacht, um die sich Hoteliers, Pensionsbesitzer und Omnibusunternehmer betrogen fühlen.


    21.10.1960

  • Spektakuläre Kriminalfälle der zwanziger Jahre

    Babylon Berlin

    Gennat gilt bis heute als Koryphäe in der deutschen Kriminalgeschichte. Bis in die 20er-Jahre gab es in der Polizeiarbeit kein Morddezernat, keine Verhörprotokolle und keine Obduktionsberichte. Als Kommissar straffte und strukturierte der sogenannte Buddha vom Alex, der nicht nur in seinem Metier ein echtes Schwergewicht war, die Ermittlungsmethoden und erreichte eine überdurchschnittlich hohe Aufklärungsquote.

    Kurt Morecks Buch war 1931 ein Bestseller, es führt den Leser mitten hinein in die pulsierende Metropole Berlin. In sagenumwobenen Varietés und Tanzpaläste, in Vergnügungsparks und Kaffeehäuser, in angesagte Bars und Schwulenkneipen, aber auch an Orte der Prostitution und des Verbrechens. Das Dokument in der Mitte stammt vom August 1927, wurde handschriftlich von Ernst Gennat zum Fall Hinterkaifeck verfasst. Das Dokument rechts stammt vom Juni 1927.

    Für Crime Kenner sei die ZDF – Serie XY history empfohlen.

    https://www.zdf.de/dokumentation/xy-history

  • Raubmord – Zimmermann

    Ein ungeklärter Raubmord im Dachauer-Land

    Hören wir dazu den Amper-Boten Mitte März 1922.Ein Raubüberfall wurde in der Freitagnacht, auf dem Wege dem Bahndamm entlang, zwischen Etzenhausen und Prittlbach verübt. Der verheiratete Gütler und Fabrikarbeiter Georg Zimmermann (zum Seppenmarx) in Arzbach ist am Freitag abends zwischen 22:00 Uhr und 23:00 Uhr das Opfer eines gemeinen Raubmörders geworden. Zimmermann, welcher Vater von 10 Kindern ist, trieb am Freitag abends 18:00 Uhr von seiner Behausung in Arzbach weg einen Ochsen zum Zwecke eines Tauschgeschäftes zu dem Viehhändler Mannhardt (Mannert) nach Dachau. Er ist dort etwa abends um 20:00 Uhr angekommen. Bis gegen 22:00 Uhr blieb er dort, um das Geschäft abzuschließen, sich auszuruhen und sich mit der Familie Mannhardt (Mannert) zu unterhalten, um dann seinen Rückweg anzutreten. Zimmermann sollte aber sein Behausung nicht mehr erreichen. Er wurde auf dem Heimwege von einem Straßenräuber überfallen und niedergeschlagen. Am Samstag früh 4:00 Uhr fand ihn sein Stiefsohn, der ihn suchen gegangen war, halbwegs zwischen Etzenhausen und Prittlbach an der sogenannten Leiten bei der Weg Abzweigung nach Prittlbach, bewusstlos auf der Straße liegend auf, Zimmermann hatte schwere Verletzungen am Hinterkopf und lagen Teile des Gehirns am Boden. Der so schwerverletzte Vater wurde von dem Sohne mittels Fuhrwerk in das Bezirkskrankenhaus Dachau gebracht, wo stündlich sein ableben erwartet wird. Das Bewusstsein hat Zimmermann weder am Samstag noch am Sonntag wieder erlangt. Dem gemeinen und niederträchtigen Straßenräuber fielen im ganzen fünf Mark in die Hände, da der Überfallene sonstige Wertgegenstände nicht bei sich hatte. Ohne Zweifel wurde Zimmermann bei seinem Viehtrieb von dem Täter beobachtet, der sich wohl erhoffte, dass Zimmermann auf dem Rückwege eine größere Geldsumme bei sich haben werde. Der Verbrecher hat sich zu seiner Tat eines Naturprügels bedient, der blutbefleckt unweit des Tatortes gefunden wurde. Der Prügel war mittels eines Messers frisch vom Stamme abgeschnitten und als Mordwerkzeug zugerichtet worden. Die Polizei ist eifrigst mit Nachforschungen beschäftigt, doch fehlt bis jetzt noch jede Spur von dem Täter. Es wäre sehr zu wünschen, dass die Bevölkerung der Gendarmerie bei der Suche nach dem gemeinen Verbrecher beisteht und alle Beobachtungen und Wahrnehmungen, die auf die Spur des Verbrechers führen könnten, unverzüglich der Gendarmerie-Hauptstation Dachau mitteilen würde. Es braucht wohl nicht eigens erwähnt zu werden, dass die Bevölkerung offen und in nicht zu verstehender Weise ihren Abscheu über das begangene Verbrechen zum Ausdruck bringt, das wieder so recht zeigt, dass ein Menschenleben so manchen dunklen Elementen eben nichts mehr gilt.

    Georg Zimmermann dürfte ein schlachtreifes Tier nach Dachau getrieben haben, sein Gewinn bestand zwischen dem Gewichtsunterschied eines Jungtieres und eines schlachtreifen Tieres, ähnlich dürfte auch der Hinterkaifecker Landwirt Andreas Gruber auf dem Viehmarkt in Schrobenhausen gehandelt haben.