Kategorie: Mord

Mord steht allgemein für ein vorsätzliches Tötungsdelikt, dem gesellschaftlich ein besonderer Unwert zugeschrieben wird.

  • Der Bierpreis in Bayern als Inflations-Barometer

    An Durst hob I, a Bier zum schütten, an Wein zum trinken, in Bayern war die Gemütlichkeit zu hause. Land auf, Land ab, lockten hunderte von Biergärten die durstigen Bürger. Dazu noch eine deftige Brotzeit, und der Alltag war vergessen. An den Biertischen gab es keine Standesdünkel, dort saß der Forstrat neben dem Dienstmädchen Anna Mayerhofer und man unterhielt sich. Man musste noch nicht auf den Biertischen und Bierbänken herum springen. Leider endeten manche Wirtshaus besuche eher tragisch. Es kam öfters nach Wirtshaus Besuchen zu Überfällen, Messerstechereien und Morden. Von einer anderen Warte aus betrachtet war der Bierpreis seit alters her ein politisches Barometer, das von der Bevölkerung mit großer Aufmerksamkeit betrachtet wurde. Eine Verteuerung des Bieres war früher ein untrügliches Zeichen für bevorstehende schlechte Zeiten und Krieg. Schon im Juni 1866, mitten in der Mobilmachung Bayerns (das an der Seite Österreichs gegen Preußen kämpfte) kam es in München wegen einer Bierpreiserhöhung zu schweren Straßenschlachten. Um 1900 ist es seine kaiserliche Majestät Wilhem II., der wieder am Bierpreis rüttelt. Er braucht Geld für die Staatskasse, die durch totale Hochrüstung leer ist. 1908 ist das Deutsche Reich mit 4,5 Milliarden Mark verschuldet, steht vor dem Staatsbankrott. Der glücklose Reichskanzler von Bülow muss 1909 zurücktreten, sein Nachfolger Bethmann-Hollweg führt neue Steuern ein.

    Quelle: http://www.bierkrieg.de/der-bierkrieg.html

    Dann war da noch die Geschichte mit der Preußen Maß

    Die eher antipreußische Tageszeitung Das Bayerische Vaterland wetterte: „Was man seither als Maß Bier bezeichnet, verdient den Namen nicht, es ist ein Liter.“ Tatsächlich passten zunächst viele Wirte ihre Preise nicht an, obwohl dem Gast immerhin 69 Milliliter fehlten. Hunderttausende Krüge mussten erst nachgeeicht werden, und das auf Kosten der Besitzer. Zehn Pfennig mussten die Wirte für jeden Literkrug bezahlen.

    Bei unseren Nachbarn in Österreich war es von der Bierpreisgestaltung ähnlich, hier ein etwas älterer Beitrag aus dem Jahre 1972.

    Bierpreiserhöhung?

    Ja, sogar in einem kleinen Dorf, dass später wegen sechs Mordopfern Berühmtheit erlangte, gab es seit Anfang Mai 1914 Streitigkeiten wegen des Bierpreises.

    Bier-philosophisches

    Wohltätig ist des Bieres Macht, wenn’s wird genossen mit Bedacht. Zu allem, was man wirkt und schafft, verleiht es Liebe, Lust und Kraft. Drum, liebe Seele, merk es Dir, es geht nichts über gutes Bier. Doch wo man Unechtes mit Echtem und’s gute mischet mit dem Schlechten, da gibt es einen schlimmen Trank, drum frage, wer ein Glas sich spendet, vorsichtig, welcher Bräu de sendet. Kurz ist der Rausch, der Kater lang.

    28.12.1895

  • Kann ich mich auf mein Gedächtnis verlassen?

    Ich gehöre nicht zu den Menschen, die ihre Erinnerungen einem Schulheft, andere nennen es Tagebuch anvertrauen. An meine Volksschulzeit kann ich mich an den Herrn Pfarrer erinnern, der einen an den Kotletten hochzog, eine Lehrerin die mit Büchern schmiss und einem Lehrer, der mit einem Plastikstock zuschlug oder auf das Lehrerpult mit dem Plastikstock haute um Aufmerksamkeit zu erregen. Von vielen dieser Kindheits- und Jugendbegleiter weiß ich nicht mal mehr die Namen. Als wenn das Gedächtnis platz schaffen müsste für neue Eindrücke. Wäre ich Zeuge in einem Mordfall, müsste man mich zeitnah befragen. Ich bin mir relativ sicher, dass ich zu dem Sachverhalt Jahre später etwas dazu dichten würde, allein schon durch Beeinflussung durch Medien, Gesprächen und eigene Aufarbeitung. Wie sieht denn das Ganze aus wenn man es in ein wissenschaftliches Paket packen würde?

  • Der Mord an dem Landwirt Michael Schweiger

    Eine schaurige Mordtat

    Michael Schweiger war am 21.04.1890 in Altomünster und hatte dort den Pferdemarkt besucht. Er hatte aber nichts ersteigert und der Geldbeutel war noch prall gefüllt. Er kehrte, weil in der Durst plagte, beim Lamplwirt in Pipinsried ein und ließ sich ein paar halbe Bier schmecken. Beim Wirt kam es zu einem Streit mit einem Schuster, dessen Schwester bei Schweiger in Diensten stand. Gegen 22:00 Uhr brach Schweiger vom Lamplwirt auf, ein Freund bot ihm an, ihn bis zur Haustüre zu bringen, weil er kein gutes Gefühl hatte. Schweiger war kräftig und lachte nur, ich nehme es mit jedem auf und so trennte man sich. Kurz vor Ottelsburg wurde Schweiger von hinten überfallen, was eigentlich schon niederträchtig ist und nach heftiger Gegenwehr die Kehle durchschnitten. Bald war klar, dass der Schuster der Täter war, aber er entwischte und stellte sich drei Tage später freiwillig. Der Schuster wurde verurteilt und hingerichtet.

    Der ruchlose Mord von Ottelsburg

    von Werner Dreher

  • Der Mordfall Hinterkaifeck und Frauenhandel?

    Am 07.04.1922 stand im Ingolstädter Anzeiger zu lesen.

    (Belohnung für Ermittlung von Mädchenhändlern) Der „Deutsche Not Bund gegen die schwarze Schmach“ hat in seiner letzten Vorstandssitzung beschlossen, eine Prämie von 1.000 Mark auszusetzen für den, dem es gelingt, Mädchenhändler zur Verhaftung zu bringen, die Mädchen ins besetzte Gebiet verschleppen oder zu verschleppen versuchen. Die Auszahlung erfolgt nach der Verurteilung der Beschuldigten.

    Ein Umschlagplatz für Heiratsvermittler, Zuhälter und Mädchenhändler soll das Wirtshaus Grüner Baum in der Donaustraße in Ingolstadt gewesen sein. Dort verkehrte auch der Tagelöhner Anton Bichler aus Waidhofen der sich mit Schleichhandel befasste und Eier, Butter etc. wöchentlich beim grünen Baumwirt ablieferte. Auch ein Peter Weber aus Waidhofen trieb neben seiner Arbeit Handel mit Frauenkleidern. Was auch etwas komisch anmutet, dass im März 1922 die Postagenten Tochter Fanny Mehl spurlos aus Waidhofen verschwunden ist.

    Über ihren älteren Bruder konnte man lesen, dass er 1921 heimlich das Elternhaus verließ und später aus einem Mittelmeerhafen geschrieben hat. Er soll in die Fremdenlegion eingetreten sein, soll aber später wieder in Waidhofen gelebt haben.

    Hans Mehl ist im Zweiten Weltkrieg am 07.05.1945 im Lazarett in Lission in Folge eines Bauchschusses verstorben. Laut Informationen soll Fanny (Franziska) Mehl 1931 einen Josef Wenger geheiratet haben.

    Es gab einen Fall in Sandizell wo der Gütlerssohn Michael Obeser nach dreieinhalb Jahren Abwesenheit 1924 zurückgekehrt ist. Obeser war 1919 in der Roten Armee (Bayern) und trat nach deren Auflösung von Mainz aus in die französische Fremdenlegion ein. Erst war er in Algier und zuletzt in Syrien, wo er wegen Malaria von den Franzosen nach Mannheim verbracht wurde.

    Über das Donaumoos ist in Umbrüche Leben in Neuburg und Umgebung zu lesen, dass das Donaumoos nach dem Ende des Ersten Weltkriegs besetzt war von Vertriebenen aus den französisch besetzten Gebieten. Weiter heißt es:

    Das Donaumoos galt im weiten Umkreis als verrufenes Notstandsgebiet mit unglaublichen sozialen Verhältnissen.

    Leben in Neuburg und Umgebung 1914/48

    Für den Frauenhandel bürgerte sich der Begriff „White Slavery“ um die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts ein. Im deutschsprachigen Raum hat sich der Begriff „Mädchenhandel“ für den Tatbestand herausgebildet. Entsprechend für die Unzufriedenheit der potenziellen Opfer wurden von den Händlern oder Werbern Arbeitsplätze (zumeist im Haushalt) versprochen; es wurde ein intimes Verhältnis zwischen Opfer und Täter eingefädelt oder die Ehe oder eine Ehevermittlung zugesagt sowie Arbeit in Musikkapellen,Tanzkompanien oder Artistengruppen angeboten.

    In der Regel fand eine erste Vermittlung auf Arbeitsstellen statt. Jedoch verloren die Opfer dann sehr schnell ihre Arbeit oder wurden nicht bezahlt und gerieten in wirtschaftliche Not. Dies war der Punkt, an dem die Opfer mit mentaler oder körperlicher Gewalt oder Gewaltandrohung in die Prostitution gedrängt wurden.

    Quelle: Jürgen Nautz, Frauenhandel in Österreich 1918 – 1938

    Oft wurde bei der Beantragung des Reisepasses nicht das Endziel angegeben; man schaltete dann an der vorgeblichen Destination lediglich eine längere Unterbrechung ein, um nicht die Aufmerksamkeit von Auswanderungsbehörden zu wecken. Eines der häufigsten Ziele war Buenos Aires in Argentinien.

    Eine häufige Route führte dabei über Montevideo nach Salto, wo dank der Bestechung von Grenzbeamten über die Rio- Uruguay Brücke bei Concordia argentinisches Territorium erreicht wurde. Laut Bäckermeister Josef Obster (Abschrift 693 v. 20.05.1925) soll Josef Bärtl nach Brasilien oder Argentinien ausgewandert sein. Bei Josef Obster dürfte es sich um einen nahen Verwandten der Mutter von Josef Bärtl handeln. Die Schwester von Josef Bärtl – Anna Stephan geb. Bärtl (Jahrgang 1900) soll im Juni 1924 nach Uruguay ausgewandert sein und in der Deutschen Botschaft für einen Konsulatsbeamten in Montevideo gearbeitet haben. Am 22.04.1922 schreibt das Schrobenhausner Wochenblatt:

    Bärtl ist als notorischer Mörder und Verbrecher in der Umgebung von Ingolstadt bekannt, schwindelte als falscher Gendarm den Leuten Papiergeld zum Abstempeln heraus und hatte sich in Ingolstadt auch als Darlehensschwindler und Heiratsvermittler niedergelassen.
    Auszug Schrobenhausner Wochenblatt

    Ob das ganze ein Zufall war oder mehr dahinter steckte, wir werden es sicher nicht mehr klären können. Laut dem Heimatforscher Ludwig Sommerer ist Josef Bärtl nicht Teil einer Erbengemeinschaft und taucht nicht im Kataster von 1927 auf. Das heißt, entweder hat er nicht mehr gelebt, ist verschollen oder hat sich unter falschem Namen eine neue Existenz im Ausland aufgebaut. Das würde auch erklären warum er von IOS in Wien ausgeschrieben wurde.

    Josef Bärtl
    Josef Bärtl

    Zwischen dem 01.Oktober 1919 bis 01.Mai 1920 sind in Deutschland offiziell 3.700 Mädchen und Frauen verschwunden.

    Georg Grosz; Der Mädchenhändler

  • Fuchsmühl in der Oberpfalz

    Fuchsmühler Holzschlacht

    Die Wallfahrtskirche Maria Hilf im Oberpfälzer Stiftland https://www.ferienregion-stiftland.de/startseite/ ist seit über 325 Jahren Wallfahrtskirche. Weil Sturmschäden immer wieder Schäden an den zwei Kirchtürmen angerichtet haben, trug man die Zwiebelhauben ab. Wetterkapriolen sind keine Erfindung von heutigem Geoengineering. Bekannt wurde Fuchsmühl nicht durch den Wallfahrtsort, sondern durch die Fuchsmühler Holzschlacht. 1894 sorgte die „Fuchsmühler Holzschlacht“ für Schlagzeilen. Der damalige Lehensherr verweigerte den Dorfbewohnern ihr altes Holzrecht. Und als sich nach einem jahrelangen Rechtsstreit fast 200 Männer, Frauen und Kinder im kalten Winter mit Brennstoff versorgen wollten, rückte das Infanterieregiment aus Amberg mit aufgepflanzten Bajonetten an. Viele wehrlose Dorfbewohner wurden verletzt, zwei alte Männer starben. Georg Stock und Leonhard Bauer, beide 69 Jahre alt, wurden durch Bajonettstiche getötet, mehrere andere Männer auf der Flucht schwer verletzt. Trotzdem wurde nicht der Lehensherr verurteilt, sondern die „Fuchs Mühler“ und erst nach einem deutschlandweiten Sturm der Entrüstung von Prinzregent Luitpold begnadigt. Dieses Ereignis erhielt als Fuchsmühler Holzschlacht im gesamten Deutschen Reich publizistische Aufmerksamkeit. Die kritische Presse sprach davon, dass dieser Vorfall die hässliche Fratze des Obrigkeitsstaates entlarven würde. Der Zentrums-Politiker Georg Heim (genannt der Bauerndoktor) setzt sich für die Belange der Fuchsmühler im Landtag ein. Im Rathaussaal von Weiden fand zwischen dem 23. und 27. April 1895 die Verhandlung gegen die 146 Angeklagten statt. Bis auf zwei wurden alle beteiligten Rechtler wegen Landfriedensbruchs, Forstfrevel und anderer Delikte zu Gefängnis- und Geldstrafen verurteilt. Bürgermeister Josef Stock erhielt mit viereinhalb Monaten die höchste Gefängnisstrafe. Die Verteidigung hatte kostenlos der Staranwalt Max Bernstein übernommen. Am 17. Januar 1896 wurden alle Strafen und die Gerichtskosten auf dem Gnadenwege durch Prinzregent Luitpold erlassen.

    Quelle: Wikipedia

    (Quelle: Marktgemeinde Fuchsmühl)

  • Ein Hochzeitsbaum wurde zwei Burschen zum Verhängnis

    Kurz vor der Hochzeit erhielten oft Brautpaare von Nachbarn und Freunden einen dekorierten Hochzeitsbaum. Meistens eine Fichte wird sie oft vom Schwiegervater gestiftet. Die meisten Hochzeitsbäume bestehen aus drei unterschiedlich großen Kränzen, Girlanden mit blau weißen Binden. Auch die Haustür des Brautpaares bekommt einen Kranz. Aufgestellt wird der Baum von Hand, einer gibt die Kommandos, die anderen müssen den Baum nachrücken. Als Nachbar war ich mal dabei, es war eine Riesen Gaudi, am Abend wurde aufgekocht vom Feinsten und der Durst kam auch nicht zu kurz. Ein Schrank mit der Aussteuer war aufgestellt und man konnte noch richtig altes Leinen bewundern. Es muss aber nicht immer lustig zu gegangen sein wie folgender Fall beweist.

    Hochzeitsbaum

    Beim stehlen des Hochzeitsbaumes war es zwischen den Burschen der benachbarten Ortschaften Steppach und Schleefeld zu einer schweren Rauferei gekommen, in deren Verlauf ein rabiater Schmiedegeselle zwei jungen Steppacher Burschen mit einem Schlachtermesser tödliche Verletzungen bei brachte.

    Obgleich dieser Streit damals derart grauenvoll endete, ist in dem abgeschiedenen Winkel leider immer noch nicht Ruhe und Frieden eingekehrt.

    Das oben erwähnte Marterl enthält neben den beiden Gedenktafeln für die Getöteten noch eine dritte Tafel mit der Inschrift:

    Ihr wart lustig und voller Freud – ein Mörder schickte euch in die Ewigkeit.“

    Gedenktafel, Marterl

    Dieser Spruch war einigen Schleefeldern schon lange ein Dorn im Auge. In der Nacht zum 12. April war die Tafel verschwunden. Der mutmaßliche Dieb trat dafür ein, dass der Text auf dieser Gedenktafel nicht der Wahrheit entspreche, da der Täter nicht wegen Mordes, sondern wegen Totschlags verurteilt worden sei. Obwohl das Gericht der Ansicht war, dass Gr. dringend verdächtig ist, konnte ein klarer Beweis für seine Täterschaft nicht erbracht werden, sodass der Angeklagte wegen Mangels an Beweisen freigesprochen wurde.

    Wasserburger Zeitung; Samstag, den 26. Juli 1952