Kategorie: Verbrechen

Unter einem Verbrechen wird ein schwerwiegender Verstoß gegen die Rechtsordnung einer Gesellschaft oder die Grundregeln menschlichen Zusammenlebens verstanden.

  • Mord an Otto Praun und seiner Haushälterin

    Am 14. April 1960 wurde der Arzt Dr. Otto Praun und seine Haushälterin Elfriede Kloo in der Villa des Mediziners in Pöcking im Landkreis Starnberg erschossen aufgefunden. Die Medien hatten großes Interesse an Vera Brühne und Johann Ferbach. Die als Lebedame bezeichnete Brühne, war ein gefundenes Fressen für die damaligen Medien und Ermittler. Lebedame war noch eine Stufe höher als wie Model oder Mannequin wie im Fall Nitribitt. So kam es im Fall Ferbach/ Brühne bei den kriminalpolizeilichen Tatbestandsaufnahmen zu vorschnellen Schlussfolgerungen und unzulänglicher Ermittlungsarbeit.

    Scheinbar bekam auch Johann Ferbach einen Polizeispitzel in seine Gefängniszelle, ähnlich wie Anton Gump im Fall Hinterkaifeck. Hier hieß es im Nachhinein vom Staatsanwalt.

    Anton Gump vielleicht Mitwisser, aber nicht der Mörder.

    Zuerst hatten Beamte der Bayerischen Landpolizei Kriminalaußenstelle Fürstenfeldbruck das Geschehen in der Villa als Mord an der Haushälterin mit einer anschließenden Selbsttötung des Täters interpretiert. Vom Präsidium der Landpolizei angeordnete Nachtermittlung untermauerten erst später den Verdacht gegen Johann Ferbach und dessen Anstifterin Vera Brühne, die mit einem Grundstück in Spanien bedacht werden sollte. Wie im Fall Rudolf Rupp kam man zuerst nicht in die Gänge, dann übernahm im Fall Rupp ein neuer Staatsanwalt die Regie und bewies mit seiner auslegungsfähigen Arbeitshypothese, wozu man in einem Rechtsstaat fähig ist. Vera Brühne hat das Verbrechen nie zugegeben und wurde 1979 begnadigt, 2001 ist sie in München verstorben. Johann Ferbach starb 1970 im Gefängnis Straubing. Ferbachs Verteidiger hatte sein Mandat abgegeben, hauptsächlich aus finanziellen Gründen. Ob Dr. Praun in mögliche Waffengeschäfte im Nachkriegsdeutschland als Vermittler verwickelt war, keine Ahnung. Vielleicht reicht die Geschichte auch weiter bis zum Leiter der Abwehr Wilhelm Canaris zurück. Ob Canaris an der Unterstützung mit Geld und Waffen schon an der Organisation Consul beteiligt war ist umstritten. Auch Sonja Bletschacher die Witwe eines Wehrmachtoffiziers und einstige Geliebte von Dr. Praun, die im Dezember 1951 in Starnberg mit zahlreichen Messerstichen brutal ermordet wurde führte auch ein Doppelleben.

    Quelle; Staatsarchiv München, Sonja Bletschacher

    Vera Brühne hatte auch einen Auftritt am 10. Oktober 1969 als Zeugin im Fall Herker in Augsburg.

    Lebenslänglich für Mord

    Das Schwurgericht Augsburg verurteilte am Freitag Abend den 32 jährigen verheirateten Ziegeleiarbeiter Georg Herker aus Strobenried bei Schrobenhausen wegen Mordes zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe und Ehrverlust auf Lebenszeit und die 29 jährige Hausfrau Franziska Pahl aus Strobenried wegen Beihilfe zum Mord zu zehn Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverlust. Herker hat 1954 seinen Großvater, den 83 jährigen Austragsbauern Georg Herker aus Waidhofen im Landkreis Schrobenhausen eine Schlinge um den Hals geworfen und den alten Mann erdrosselt. Die Leiche beschwerte er mit Steinen und warf sie mit Hilfe der Franziska Pahl, der Stiefenkelin des Rentners, in einen Fluss, der sie erst vier Monate später an Land trieb. Als Motiv des Verbrechens kann gelten, dass Herker die monatliche Unterstützung für seinen Großvater in Höhe von 60 Mark sparen wollte.

    29.10.56

    Quelle; Passauer neue Presse Niederbayerische Zeitung, 10.04.1955

    1922 – Herker Georg, Landwirt, Hausnummer 6 in Schlott

    Auch Polizei organisatorisch bedeutete der Fall Brühne eine Zäsur.

    Wer sich genauer über Vera Brühne informieren will empfehle ich die zwei Podcast von Stefan Wette.

    Vera Brühne: Mörderin oder Justizopfer? (1/2)

    Vera Brühne: Mörderin oder Justizopfer? (2/2)

    Jeder kleine Spießer macht
    das Leben mir zur Qual,
    denn er spricht nur immer von Moral

    Kann denn Liebe Sünde sein? Der Text stammt von Bruno Balz und die Musik von Lothar Brühne.

    Zarah Leander

    Kann denn Liebe Sünde sein?, ist ein starker, vieldeutiger Titel. Er kommt auch in dem Film „Die Blechtrommel“ vor.

  • Der Schmuggel zwischen Salzburg und Bayern

    Halt Zoll
    Halt Zoll

    Was wurde geschmuggelt?

    Durch unterschiedliche Zölle und Steuersätze in der unmittelbaren Nachkriegszeit gab es in den bayerischen Grenzgebieten viele Schmuggler, Schmugglerbanden, einflussreiche und international agierende Schmugglerbanden. Es wurden Zigaretten und Kaffee von Österreich nach Deutschland und Zündkerzen, Nadeln, Rasierklingen nach Österreich geschmuggelt. Dass es dabei auch Tode und Verletzte gab verwundert nicht.

    Schmuggel nach 1945 – Bad Reichenhall Wiki

    Mein Tipp mit Podcast:

    Schattenorte: Wertvolle Bohne: Als der Schmuggel in Großgmain blühte | SN.at

    Schmugglerlied

    Es gab auch ein Schmugglerlied in Anlehnung an den Welterfolg die Capri-Fischer, das Lied avancierte zum Renner der regionalen Faschingssession 1952.

    Der Text lautete folgendermaßen:

    Wenn bei Salzburg die rote Sonne im Tal versinkt, und die Sichel des bleichen Mondes am Himmel blinkt, zieh’n die Schmuggler mit ihren Säcken zur Saalach ’naus, und sie ziehen gemütlich Strümpfe und Schuhe aus. Und sie merken in ihrem Eifer den Grenzer kaum, der schon wartet mit seiner Knarre hinter dem Baum. Bis auf einmal der verhasste Ruf erklingt: „Halt, bleib‘ stehn, sonst bist hin!“ Und vor einem Ami-Gericht fragt der Käptn: „Bist du schuldig oder nicht?“ Die drei Monat‘ sind dann schnell vorbei und du bist wieder frei.

    Hier das Original: Capri – Fischer (youtube.com)

    Umfangreicher Spritschmuggel aufgeflogen

    In amerikanischen Munitionsfahrzeugen über die Grenze gebracht. Die Münchner Zollfahndung hat jetzt in Zusammenarbeit mit amerikanischen Dienststellen einer internationalen Bande das Handwerk legen können, die seit Monaten Tausende von Litern reinen Alkohols aus Österreich nach Deutschland geschmuggelt hat. Die Zollfahndung bestätigte am Montag, dass sechs amerikanische Soldaten sowie mehrere deutsche Staatsangehörige und heimatlose Ausländer festgenommen wurden. Im Münchner Stadtgebiet wurden bei einem Metzger und einem Kohlenhändler zwei illegale Spritlager mit zusammen über 5000 Litern ausgehoben. Die gesamte Menge der bisher verschobenen Weingeists lässt sich noch nicht nennen, die Ermittlungen einer Sonderkommission laufen noch. Der Alkohol stammte aus russischen Brennereien u. Österreich. Um ihn ins Bundesgebiet zu schaffen, hatten die Schmuggler amerikanische Soldaten in Salzburg bestochen. Diese brachten den Sprit aus Lastwagen, die als Munitionsfahrzeuge getarnt waren, mit Originalpapieren über die Grenze nach München. Die deutschen Grenzbehörden hatten keine Möglichkeit, die Fahrzeuge zu kontrollieren. In München, wo sich offensichtlich die Zentralstelle der Bande befand, wurde der Sprit auf deutsche Lastwagen umgeladen und an die Abnehmer im Bundesgebiet verteilt. Die sechs festgenommenen US-Soldaten, die für jede Fahrt 900 Dollar erhielten, hatten seit Herbst vergangenen Jahres fast jede Woche derartige Schmuggelfahrten vorgenommen.

    25. Mai 1955

    Der Freihandel der Zöllner

    Eine der größten österreichischen Schmuggelaffären nach dem Krieg, deren Fäden über den Grenzbahnhof Passau liefen, wurde jetzt aufgedeckt. Dies bestätigten auf Anfrage die österreichischen Zollbehörden, die im Bahnhof Passau Dienst verrichteten. Während der letzten Monate sollen in acht Eisenbahnwaggons rund 50 Tonnen Teppiche aus Belgien und 30 Tonnen anderer Textilien über den Grenzbahnhof Passau unverzollt nach Österreich eingeführt worden sein. Der Wert des Schmuggelgutes wird auf 30 Millionen Schilling, das sind fünf Millionen Mark, geschätzt. Schlüsselfigur des Schmuggels, dessen Hintermänner in Wien saßen, war nach Angaben der österreichischen Zollbehörden der 37 jährige Zollbeamte Franz Aigenberger aus Wels. Er soll für hohe Bestechungsgelder gefälschte Zollpapiere ausgestellt haben. Verbindungsmann zwischen Wels und Wien war der 46 jährige ehemalige österreichische Kriminalinspektor Franz Schebesta. Die Wiener Geschäftsleute, die die Schmuggelware mit großem Gewinn vertrieben, waren von der Frau Aigenbergers rechtzeitig von der Verhaftung ihres Mannes unterrichtet worden und ins Ausland geflüchtet. Nur zwei von ihnen wurden bisher verhaftet. Festgenommen wurde auch der Verbindungsmann Schebesta und zwei Speditionsangestellte, die die unverzollte Ware in Wels übernommen hatten. Der Schmuggel war im Zusammenhang mit einer anderen Schmuggelaffäre entdeckt worden, in die ebenfalls drei Zollbeamte verwickelt sind. Bei diesem Fall waren 22 Koffer mit 400.000 amerikanischen Zigaretten im Wert von 130.000 Schilling (rund 20.000 Mark) unverzollt aus der Schweiz über Passau nach Österreich geschmuggelt worden. Die österreichischen Zollbehörden hatten daraufhin eine strenge Kontrolle aller Zollpapiere veranlasst.

    14. Juli 1958

    Schmuggelanweisung mit Musik

    Salzburg. (UP) – Durch eine Kennmelodie in einem amerikanischen Soldatensender erhielt nach Mitteilung der österreichischen Polizei ein österreichischer Zollbeamter Weisung, sich an der deutsch-österreichischen Grenze einzufinden, um amerikanische Schmuggelzigaretten in Empfang zu nehmen. Der Leiter der Salzburger Polizeiverkehrskontrolle wurde verhaftet, da er in den Jahren 1948 – 1958 an einem großen internationalen Zigarettenschmuggelring beteiligt gewesen sein soll. Angeblich verdiente er dabei mehr als 200.000 Schilling. Erst jetzt konnte durch die Anzeige eines ehemaligen Komplizen der Fall aufgedeckt werden.

    13. März 1958

    Monster Prozesse mit Schmugglern

    Es gab auch Monster Prozesse mit Schmugglern und zwar waren vor dem Landgericht Traunstein nicht weniger als 43 Menschen angeklagt. Es war ein Schmugglerring, der seinen Hauptsitz in Laufen hatte. Sie schmuggelten amerikanische Zigaretten und Kaffee von Österreich nach Bayern, insgesamt etwa 30 Millionen Zigaretten und einige Mitglieder schmuggelten 4.400 kg Rohkaffee. Im Mittelpunkt stand ein damals 44 jährige Jakob W. aus Laufen. Er ließ die Zigaretten meist aus dem DP – Lager Salzburg – Parsch einführen. Seine damals 32 jährige Ehefrau Erna leistete ihm dabei tatkräftige Hilfe, weil die Erna sagte sich, was ich jetzt schmuggle brauche ich später nicht zu erarbeiten. Man hatte ihn einigen PKWs Schmuggler Verstecke eingebaut, oder einen Teil des Benzintanks als Schmuggelbehälter hergerichtet. Unter Anklage befanden sich damals außer den Deutschen, ein amerikanischer, ein russischer sowie ein britischer Staatsangehöriger und einige Staatenlose. Auch zwei Zollbeamte waren in die Sache verwickelt. Ein Zollsekretär beförderte in verschlossenen Briefumschlägen Geld von Laufen nach Österreich in die Wohnung eines Bandenmitglieds. Unter den Verteidigern befand sich auch der Frankfurter Rechtsanwalt Klibansky.

    28. August 1952

    Joseph Klibansky, Rechtsanwalt in Frankfurt/Main, wurde durch den Generalstaatsanwalt persönlich in seinem Büro verhaftet. Er steht im Verdacht, dem Frankfurter Briefmarkenhändler Morgenbesser und dem ehemaligen Geschäftsführer der Jüdischen Industrie- und Handelsbank in Frankfurt, Leopold Heitner, zur Flucht verholfen zu haben. Morgenbesser und Heitner, die mit 4 Millionen D-Mark in die Schweiz geflohen sind, versuchten, dieses Geld bei einer Züricher Bank und bei der Banque Lyonnaise in Paris einzuzahlen. Bei dem Geld handelt es sich höchstwahrscheinlich um Wiederaufbaugelder des Bundesfinanzministeriums und um alliierte Gelder. Auf Veranlassung der hessischen Bankaufsichtsbehörde wurde Morgenbesser in Paris verhaftet. Die Jüdische Industrie- und Handelsbank wurde durch den Staat Hessen geschlossen. Klibansky ist Aufsichtsratsmitglied der Jüdischen Industrie- und Handelsbank.

    Joseph Klibansky – DER SPIEGEL

    Die Geschichte der NS-Schwarzmarkt-Königin

    In der Nachkriegszeit war Garmisch-Partenkirchen das wichtigste Zentrum für Schmuggel- und Schwarzmarktgeschäfte von Deutschen und US-Offizieren in den westlichen Besatzungszonen. Mittendrin: Zenta Hausner, genannt die „Königin der Nacht“, bis sie mit aufgeschlitztem Gesicht in ihrer Wohnung lag. Ein ehemaliger Agent des US-Geheimdienstes CIC erinnerte sich Jahrzehnte später: „Garmisch war eine Art Goldgräberstadt. Dort traf man jede Art von Gauner, die man sich nur vorstellen kann“.

    Zenta Hausner: Das ist die Geschichte der NS-Schwarzmarkt-Königin – FOCUS online

    Zenta-Hauser
    Zenta-Hauser

    „Englisch spuken is big schwar“

    Neben Glenn Miller, Benny Goodman, Andrews Sisters, Artie Shaw, Duke Ellington, Woody Herman wurde in einem amerikanischen Offiziersclub für die Fräuleins auch dieser Schlager gespielt.

    Erhard Bauschke – Jawohl, meine Herr´n (1937) (youtube.com)

    Es war die große Zeit der Big Bands, ein Schmuggler, der für die US-Army nach dem Krieg am Chiemsee arbeitete, liebte diesen Titel ganz besonders.

    https://www.youtube.com/watch?v=7mVfHrTaYmY

    Als die Gästezahlen stiegen

    1957 stiegen die Gästezahlen in Garmisch-Partenkirchen zum ersten Mal über die magische Grenze von 1 Mio. Übernachtungen bei 221.865 Gästeankünften und dass lockte auch besondere Gäste an.

    Über den Dächern von Garmisch

    In den Kurorten des bayrischen Oberlandes tauchte ein raffinierter Fassadenkletterer auf. Er verübte in letzter Zeit in Pensionen und Hotels nach gründlicher Orientierung Einstiegsdiebstähle, die ihm durch offenstehende Fenster oft noch sehr erleichtert werden. Bei der Kletterei zeichnet ihn außerordentliche Geschicklichkeit aus. So „arbeitet“ er unter anderem in Bad Reichenhall und am Schliersee. In Garmisch-Partenkirchen gelangte er, wie die Polizei am Mittwoch berichtete, über eine Balkonflucht und durch offene Balkontüren in mehrere Zimmer des ersten Stocks eines Hotels. An einer Balkonsäule kletterte er dann in den zweiten Stock weiter. Unbemerkt von den Schlafenden stahl er Schmuck im Werte von 16.000 Mark und für über 3.000 Mark Bargeld. Bis zur Stunde hat noch niemand den Fassadenkletterer beobachtet.

    08. August 1957

  • Einer der schlimmsten Serienmörder Österreichs

    Vor mittlerweile 82 Jahren ermordete der Gelegenheitsarbeiter Franz Podritschnig in der Petutschnig-Keusche im Wölfnitzgraben sechs Mitglieder der Familie Verschnig bestialisch – darunter fünf Kinder im Alter von zwei bis zehn Jahren. Obwohl die schreckliche Bluttat nun schon mehrere Jahrzehnte zurückliegt, hat sie sich in das kollektive Gedächtnis der Griffner eingeprägt, wie Valentin Hauser, Chronist und Historiker aus Leidenschaft, zu berichten weiß.

    Valentin Hauser hat ein Buch darüber geschrieben und zwar mit gesicherten Fakten und nicht mit irgendwelchen dubiosen Theorien.

    Die Gewalttat versetzte die Bevölkerung in großen Aufruhr. Viele Familien verbarrikadierten sich aus Furcht vor dem sich auf freiem Fuß befindenden Täter nachts regelrecht in ihren Häusern,schildert Hauser die Reaktionen der Dorfbewohner auf das in ihrer ländlichen Idylle nahezu unvorstellbare Ereignis.

    Dass den Opfern Podritschnigs zum 80. Jahrestag des Verbrechens ein offizielles Gedenken zuteil wird, erachtet Valentin Hauser als berührend würdevollen Akt. Er würde es jedoch begrüßen, wenn darüber hinaus an dem Tatort im Wölfnitzgraben eine Gedenktafel oder ein Holzkreuz – „So bescheiden wie Familie Verschnig gelebt hat!“ – an die Toten erinnern würde, damit sie nicht dem Vergessen anheimfallen.

    Vor drei Jahren wurde das Marterl in Hinterkaifeck noch saniert, Ende August 2022 wurde es vom Eigentümer des Grundstücks kurzerhand entfernt

    Schrobenhausner Zeitung,November 2020


  • Diplomarbeit von Volker Post über Raubmord

    Die vorliegende Diplomarbeit stammt aus dem Jahre 2003, sicherlich hat sich in den letzten zwanzig Jahren einiges verändert, trotzdem sind einige Vergleiche, Untersuchungen und Schlussfolgerungen sehr interessant und aufschlussreich. Bis zum Jahre 1941 galt im deutschen Recht nur die Tötung mit Überlegung als Mord. Im heutigen Gesetzestext kommt es nicht mehr auf die Art des Vorsatzes an, sondern entscheidend sind nun Tatmotive, Tatumstände und Tat Ziele bei der Tötung. Auch aus diesem Grund müssen daher nach Kaiser et al. Die Abkürzung et al. wird in wissenschaftlichen Arbeiten im Quellenverweis immer dann verwendet, wenn eine Quelle mehr als zwei Verfassende hat. Die etlichen Versuche, Mord kriminologisch sinnvoll zu typisieren, als gescheitert angesehen werden: „Typisierungen etwa in solche nach Konflikt-, Deckungs-, Gewinn- und Sexualmord sagen kaum etwas Spezifisches über die Tat selbst aus, sondern sind lediglich Beschreibungen von Fallgestaltungen, die wegen der gesetzlichen Regelung als Mord gewertet werden“ (S. 173).

    Der Begriff „Raubmord“ ist im StGB nicht zu finden. Vielmehr spricht man von Mord in Zusammenhang mit Raub. Kommt es nun bei einem Raub zur Tötung des Opfers (oder eines Dritten) wird in der Rechtsprechung regelmäßig auf Mord in Tateinheit mit Raub erkannt (vgl. z.B. BGH 3 StR 319/98). Dabei ist es unerheblich, ob der Täter den Mord „eiskalt“ geplant hat oder die Tötung aus einer Eskalation der Situation resultiert. Bei der Gruppe der Raubmörder handelt es sich demnach um eine recht heterogene Gruppe.

    Raubstraftaten mit oder ohne tödlichen Ausgang werden in erster Linie aus ökonomischen Motiven verübt.

    Simons (1988) führt derartige Eskalationen bei Raubmorden u.a. auf eine mangelhafte Planung zurück.

    Dietz (1983) findet bei Raubmördern oft nur kurzfristige Planung. Die aufgestellten Pläne bleiben dabei vage. Bei Tatausführung in der Gruppe werden die Aufgaben nicht unter den beteiligten Personen aufgeteilt.

  • Was schon Agatha Christie über Rechtsmedizin wusste

    Die Forensik-Expertin Carla Valentine erzählt oder vielleicht sollte ich sagen, führt in ihrer Art durch die faszinierente Geschichte der Rechtsmedizin. Sie bedient sich dabei der Romane Agatha Christies und sie begleitet dabei Ermittler wie Miss Marple und Hercule Poirot. Anhand verschiedener Fälle beweist Carla Valentine, dass Agatha Christie schon lange vor der modernen Forensik in Fingerabdrücken, Blutspuren und Schusswunden bewandert war. Vielleicht sind deshalb Agatha Christies Kriminalromane zeitlos und bis heute glaubhaft und authentisch. In einer Einleitung einer 2014 erschienen Ausgabe von – Der Wachsblumenstrauß, schreibt die britische Autorin Sophie Hannah, Agatha Christie

    … versteht die Verdorbenheit, die Unbarmherzigkeit und die gefährliche Schwäche der Menschen. Sie weiß alles über verzerrte Vorstellungswelten, lang gehegten Groll, qualvolle Bedürfnisse; all ihren Romanen liegt eine Vertrautheit mit den Nachtseiten der menschlichen Psyche zugrunde.

    Poirots Persönlichkeit ist widersprüchlich. Doch das rührt vermutlich von seiner allumfassenden Genialität. Zwischen Genie und Wahnsinn ist nur ein kleiner Spalt. Wenn es ihm passt, ist Poirot keineswegs abgeneigt, herumzuschnüffeln und den Zigarettenstummel und das heruntergefallene Streichholz aufzusammeln. Er ist so selbstsicher und selbstgefällig, dass er sich selbst widerspricht, wann immer ihm danach ist. Vielleicht ein Querschuss, um mal ordentlich die Ermittlungsarbeit in Frage zu stellen, oder Poirot einen anderen Ansatz braucht. Ich liebe Sätze wie:

    Genaueres kann ich ihnen erst sagen, wenn er bei mir auf dem Tisch liegt. Wie lange brauchen Sie? Zeitdruck schaffen, ein Schnüffler wie ein Hercule Poirot ist ein Rennpferd in Sachen Aufklärung.

    In Carla Valetines Buch gibt es für jeden Hobbykriminalisten bestimmt etwas über Fingerabdrücke, Materialspuren, Forensische Ballistik, Dokumente und Handschriften, Autopsie und noch vieles mehr. Ob es leicht zu lesen ist? Es ist geschmacksache jedes einzelnen und wie schmückt ein Autor seine Geschichten aus, überraschen lassen.

    Hier eine Leseprobe.

    https://www.book2look.com/book/9783426303009

    Eines noch, die sich mit dem Mordfall Hinterkaifeck beschäftigen.Die Ansicht von Frederick Treves aus dem Buch von Carla Valentine regt mich zum Nachdenken an.

    Auch wenn der Tatort von größter Bedeutung ist, gilt es bei forensischen Ermittlungsarbeiten, viele verschiedene Facetten zu berücksichtigen. In Kurz vor Mitternacht beklagt Kriminologie-Experte Frederick Treves den Umstand, dass Detektivgeschichten meist mit einem Mord beginnen, dieser seiner Meinung nach jedoch das Ende der Geschichte markieren müsste: »Die Geschichte beginnt lange davor. Manchmal Jahre davor – mit den Ursachen und Ereignissen, die bestimmte Menschen zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Tag an einen bestimmten Ort verschlagen [… ]

    Frederick Treves
  • Der Raubmord an dem Wirt Johann Harlander

    Am Dienstag dem 05. Oktober 1920 stand im Rosenheimer Anzeiger ein kleiner Bericht, der aber die Menschen beidseits der Grenze aufhorchen lies. Der allseits beliebte Gastwirt von Wildbichl Herr Johann Harlander ist gestern in den frühen Morgenstunden einem schnöden Raubmörder zum Opfer gefallen. Als er früh 6:00 Uhr mit zwei Pferden und Wagen nach Kufstein fahren wollte, um Wein und größere Einkäufe zu besorgen, wurde er eine halbe Stunde von Wildbichl entfernt am Gehölz vom Obersteinhäusl von einer unbekannten Person überfallen, die ihm jedenfalls nach vorausgegangenem heftigen Kampf tödliche Messerstiche in den Rücken und in die Armschlagader beibrachte. Nachdem sich der Mörder seines Geldes mit der Uhr bemächtigte, verwickelte er den Unglücklichen in die Räder des Wagens, um einen Unglücksfall vorzutäuschen. Der so plötzlich aus dem Leben gerissene Herr Harlander stand im besten Mannesalter von 30 Jahren und hinterlässt eine ihm erst im vorigen Jahr angetraute Gattin mit einem unmündigen Kinde. Den Hinterbliebenen wendet sich allseitige Teilnahme zu.

    Der Zeitungsartikel vom Samstag dem 09. Oktober 1920 beschreibt die Beerdigung des Opfers, dass sogar Leute aus Hohen- und Niederaschau auf bayerischer Seite zur Beerdigung nach Niederndorf gekommen sind. Es wird in dem Artikel auch ein dringend der Tatverdächtiger Holzkneckt präsentiert. Jetzt ist nicht mehr von einem Messer die Rede sondern von einer Hacke, mit dem der Täter sein Opfer erschlug. Auch das geraubte Geld und das Tatwerkzeug konnte bisher nicht gefunden werden. Am Mittwoch dem 13. Oktober 1920 schrieb der Rosenheimer Anzeiger, es ist wohl nicht mehr daran zu zweifeln, dass man in der Person des A. den Mörder des Wirtes von Wildbichl ergriffen hat. A. ist ein amtsbekannter Wilderer und Schmuggler. Nach der Tat fand man in seinem Rucksack eine blutbefleckte Hose.

    Bei einem Gespräch mit einer Nachfahrin von Johann Harlander kristallisierten sich noch einige Details heraus. Der Täter hat im Gasthaus musiziert, er war sehr gut bekannt, man konnte nicht ahnen, dass er zu so einer Tat fähig war. Er wurde im Gefängnis von einem Mithäftling oder Mithäftlingen erschlagen. Er soll noch drei andere Raubmorde begangen haben, die er wahrscheinlich kurz vor seinem Tod einem Gefängniswärter gestanden hat. Die Gedenktafel wurde wegen einer Weg Verbreiterung entfernt, ich hoffe, dass sie eines Tages wieder am selben Ort aufgestellt wird, wo das Verbrechen 1920 begangen wurde.