Der Grenzwirt

Der Raubmord an dem Wirt Johann Harlander.

Am Dienstag dem 05. Oktober 1920 stand im Rosenheimer Anzeiger ein kleiner Bericht, der aber die Menschen beidseits der Grenze aufhorchen lies. Der allseits beliebte Gastwirt von Wildbichl Herr Johann Harlander ist gestern in den frühen Morgenstunden einem schnöden Raubmörder zum Opfer gefallen. Als er früh 6:00 Uhr mit zwei Pferden und Wagen nach Kufstein fahren wollte, um Wein und größere Einkäufe zu besorgen, wurde er eine halbe Stunde von Wildbichl entfernt am Gehölz vom Obersteinhäusl von einer unbekannten Person überfallen, die ihm jedenfalls nach vorausgegangenem heftigen Kampf tötliche Messerstiche in den Rücken und in die Armschlagader beibrachte.Nachdem sich der Mörder seines Geldes mit der Uhr bemächtigte, verwickelte er den Unglücklichen in die Räder des Wagens, um einen Unglücksfall vorzutäuschen. Der so plötzlich aus dem Leben gerissene Herr Harlander stand im besten Mannesalter von 30 Jahren und hinterläßt eine ihm erst im vorigen Jahr angetraute Gattin mit einem unmündigen Kinde. Den Hinterbliebenen wendet sich allseitige Teilnahme zu.

Der Zeitungsartikel vom Samstag dem 09. Oktober 1920 beschreibt die Beerdigung des Opfers, dass sogar Leute aus Hohen- und Niederaschau auf bayerischer Seite zur Beerdigung nach Niederndorf gekommen sind. Es wird in dem Artikel auch ein dringend der Tatverdächtiger Holzkneckt präsentiert. Jetzt ist nicht mehr von einem Messer die Rede sondern von einer Hacke, mit dem der Täter sein Opfer erschlug. Auch das geraubte Geld und das Tatwerkzeug konnte bisher nicht gefunden werden. Am Mittwoch dem 13. Oktober 1920 schrieb der Rosenheimer Anzeiger, es ist wohl nicht mehr daran zu zweifeln, dass man in der Person des A. den Mörder des Wirtes von Wildbichl ergriffen hat. A. ist ein amtsbekannter Wilderer und Schmuggler. Nach der Tat fand man in seinem Rucksack eine blutbefleckte Hose.

Bei einem Gespräch mit einer Nachfahrin von Johann Harlander kristallisierten sich noch einige Details heraus. Der Täter hat im Gasthaus musiziert, er war sehr gut bekannt, man konnte nicht ahnen, dass er zu so einer Tat fähig war. Er wurde im Gefängnis von einem Mithäftling oder Mithäftlingen erschlagen. Er soll noch drei andere Raubmorde begangen haben, die er wahrscheinlich kurz vor seinem Tod einem Gefängiswärter gestanden hat.

Die Gedenktafel wurde wegen einer Wegverbreiterung entfernt, ich hoffe, dass sie eines Tages wieder am selben Ort aufgestellt wird, wo das Verbrechen 1920 begangen wurde.

Heute ist Wildbichl ein Mekka für Mountainbiker und mit dem E-Bike eine Tour vom Ritzgraben über Rettenschöss nach Walchsee ein Katzensprung.

https://www.kaiserwinkl.com/de/walchsee-tirol.html

Auch an der Wetterfichte in Hinterkaifeck sollte das Marterl für die Familie Gruber/Gabriel wieder aufgestellt werden.Die Aufnahme zeigt das Marterl am alten Platz und stammt von Gerhard Gronefeld aus den 1950er Jahren,veröffentlicht auf hinterkaifeck.tv

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