Des Xaverl wars – Teil 4

Im Februar 1917 änderte sich für die Bauernfamilie einiges. Der Zar wurde gestürzt und eine provisorische Regierung übernahm die Macht. Alles geriet durcheinander, man wusste nicht, was kommen würde. Die Einstellung zu den Gefangenen seitens der Bewacher in den Gefangenenlagern kippte, teilweise betrachteten sie sie jetzt als Genossen (vgl. Wurzer, 2005, Seite 208). Auch die Situation der Gefangenen auf den Bauernhöfen veränderte sich, Xaver zum Beispiel musste ab sofort nicht mehr im Stroh schlafen, sondern durfte die Knecht Kammer nutzen (vg. Wurzer, 2005, Seite 364). Allerdings zerschlugen sich seine Hoffnungen auf eine baldige Rückkehr in die bayerische Heimat. Die Versorgungslage in Russland wurde zusehend schlechter. Einerseits schien weder Geld noch die nötigen Eisenbahnen da zu sein, um die Gefangenen transportieren zu können und andererseits wurde jede Hand dringend gebraucht. Große Teile der Bevölkerung litten Hunger und die Gefangenen spielten auch eine wichtige Rolle als Arbeitskräfte für die russische Kriegswirtschaft (vgl. Nachtigal, 2003, Seite 214 ff.). Noch war der Krieg ja nicht zu Ende.

Russischer wolhynischer Bauer

So verging der Sommer und der Herbst begann. Mit ihm kam im Oktober dann die Oktoberrevolution. Was vorher alles provisorisch war, wurde nun gefühlt in Stein gemeißelt: Die Bolschewiki übernahmen die Macht, der Zar war schon abgesetzt und ab jetzt regierten die Arbeiter und Bauern – und Lenin. Es waren viele Hoffnungen für die einfachen Menschen mit diesem Machtwechsel verbunden, so auch für die Bauernfamilie, bei der Xaverl arbeitete. Aber eine Rückkehr in die Heimat schien für Xaverl in weite Ferne zu rücken, denn dem Land ging es schlecht und es brauchte jede helfende Hand, die es bekommen konnte.

Literaturverzeichnis:

  • Nachtigall Reinhard, 2003, Russland und seine österreichisch-ungarischen Kriegsgefangenen (1914-1918), Verlag Bernhard Albert Greiner, Remshalden
  • Wurzer Georg, 2005, Die Kriegsgefangenen der Mittelmächte in Russland im Ersten Weltkrieg, v & R Uni press, Göttingen

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