Kaffee war noch nie so gut wie heute, dass liegt wahrscheinlich an den Erzeugern und deren wissen über den Anbau. Wir können auf so viele Sorten zurückgreifen, dass man direkt den Überblick verliert. Kaffee genießt einen überaus hohen Stellenwert und sogar Spitzensportler nutzen ihn als Dopingmittel. 125 Millionen Menschen in aller Welt verdienen heute ihren Lebensunterhalt mit der Herstellung von Kaffee. Mehr als 120 Arten der Kaffeepflanze sind bis heute bekannt. Nur zwei Sorten sind für die internationale Kaffeeproduktion von Bedeutung. Aus der Art Coffea arabica werden Arabica-Sorten gewonnen. Sie wachsen vorrangig in höheren Lagen ab 800 Metern und machen annähernd 70 Prozent der Weltproduktion aus. Die Art Coffea canephora bringt Robusta-Sorten hervor. Wie der Name verrät, sind diese Kaffeepflanzen deutlich robuster. Sie wachsen auch im Tiefland, vertragen höhere Temperaturen und sind weniger anfällig für Krankheiten. Von der Pflanze bis in die Tasse durchläuft der Kaffee viele Stationen. Allein die beteiligten Exporteure und Importeure sorgen für den Transport der Ware per Schiffscontainer, früher auf Paletten in Kaffeesäcken was für hohen Schwund sorgte, bevor er die Röstereien erreichte. Heute muss der Mahlgrad zur Zubereitungsmethode passen, auch das Verhältnis Wasser – Kaffee. Der Kaffee sollte in luftdichter Verpackung an einem dunklen und kühlen Ort gelagert werden.
Immer noch ein gutes Buch ist der Kaffee Atlas von James Hoffmann.
Aussage der Gebrüder Schirovsky
Kaffeehändler
Hinterkaifeck, 5.4.22.
Erscheinen die Gebrüder Hans und Eduard Schirovsky, ledig, Reisende, 25 und 18 Jahre alt, ständige Adresse Straubing, Hindenburgstraße. Weiters zu erreichen noch bei Schreie, Brauerei Öfele in Schrobenhausen und erklären zur Sache wie folgt: Gelegentlich einer gemeinsamen Geschäftsreise am 01.04.1922 wollten wir um die Mittagszeit zwischen 12:00 und 14:00 Uhr die Familie Gabriel in Kaifeck zwecks Bestellung auf Kaffee aufsuchen. Wir klopften wiederholt an die Fenster des Hauses und gaben auch Laut, es hörte aber niemand. Wir gingen dann ums Haus herum und schauten durch die Fenster in die Küche und Stallung, konnten aber keine Person wahrnehmen. Nur der Hund und das Vieh gab Laut. Alle Türen waren verschlossen, mit Ausnahme des Tores am Maschinenhaus, welches offen stand. Wir entfernten uns dann und machten im Dorfe über unsere Wahrnehmung den dortigen Bewohnern, so dem Herrn Siegl, der Familie Schlittenbauer hierüber Mitteilung. Irgendwelchen Verdacht gegen eine Person als Täter können wir nicht aussprechen. Nur sind uns am Tag bevor wir an das Haus Gabriel kamen, gegen 11 Uhr vormittags 2 Frauen die mit Kirmen beladen waren auf der Straße Einöd-Schachen nach Edelshausen begegnet. Beide Frauen waren 50-60 Jahre alt und hatten zigeunerartiges Aussehen. Eine Mannsperson befand sich in ihrer Begleitung nicht. Sonstige Angaben vermögen wir in dieser Richtung nicht anzugeben.
V.g.u.
vorgelesen, genehmigt, unterschrieben
Hans Schirovsky Eduard Schirovsky
Im April 1922 tauchen zwei Kaffeehändler in Hinterkaifeck auf, bei Leuten die als geizig verschrien waren. Der nächste Kunde ist die Brauerei Öfele in Schrobenhausen, seit 1920 befand sich die Brauerei Öfele im Besitz von Babette Märtl. Hier hatten die Brüder Schirovsky Anfang April 1922 ihr Quartier aufgeschlagen.
Das Pfund Kaffee 120 -130 Mark
Die Kaffeegroßhändler Deutschlands erklären, dass bei einem Grundzoll von 160 Mark pro Doppelzentner und dem am 1.März 1922 in Kraft tretenden Grundzollaufgeld von 4.400 v.H. Rohkaffee mit insgesamt 36 Mark und Röstkaffee mit 45 Mark Zoll das Pfund belastet würde. Ein Pfund Kaffee durchschnittlicher Güte, zu diesem Satz verzollt, würde dann unter Berücksichtigung des infolge der Geldentwertung hohen Wertes der Ware, der gleichfalls erhöhten Umsatzsteuer und sonstiger Spesen etwa 120-130 Mark kosten. Angesichts der beträchtlich gestiegenen Kaffeepreise und der schon jetzt bestehenden ungeheuren Zollasten seien übrigens selbst die kapitalkräftigen Einfuhrfirmen in Geldnot.
22.03.1922
Münchner Vertreter
Der Münchner Vertreter einer Hamburger Kaffeefirma rühmte sich am Biertisch seines großen Verdienstes; so viel Geld gebe es gar nicht, meinte er, als er verdienen könne. So habe er z.B. Kaffee zum Preise von 20 Mark das Pfund in Händen, den er mit 100 Mark das Pfund verkaufe. Die Biertischgenossen setzten einigen Zweifel in die Richtigkeit seiner großsprecherischen Angaben. Darauf zog der Mann, um zu zeigen, wie leicht er das Geld verdiene, und wie wenig Wert es für ihn habe, zwei Tausendmarkscheine aus der Tasche, riss sie in Fetzen und warf diese auf den Boden.
Die vorliegende Diplomarbeit stammt aus dem Jahre 2003, sicherlich hat sich in den letzten zwanzig Jahren einiges verändert, trotzdem sind einige Vergleiche, Untersuchungen und Schlussfolgerungen sehr interessant und aufschlussreich. Bis zum Jahre 1941 galt im deutschen Recht nur die Tötung mit Überlegung als Mord. Im heutigen Gesetzestext kommt es nicht mehr auf die Art des Vorsatzes an, sondern entscheidend sind nun Tatmotive, Tatumstände und Tat Ziele bei der Tötung. Auch aus diesem Grund müssen daher nach Kaiser et al. Die Abkürzung et al. wird in wissenschaftlichen Arbeiten im Quellenverweis immer dann verwendet, wenn eine Quelle mehr als zwei Verfassende hat. Die etlichen Versuche, Mord kriminologisch sinnvoll zu typisieren, als gescheitert angesehen werden: „Typisierungen etwa in solche nach Konflikt-, Deckungs-, Gewinn- und Sexualmord sagen kaum etwas Spezifisches über die Tat selbst aus, sondern sind lediglich Beschreibungen von Fallgestaltungen, die wegen der gesetzlichen Regelung als Mord gewertet werden“ (S. 173).
Der Begriff „Raubmord“ ist im StGB nicht zu finden. Vielmehr spricht man von Mord in Zusammenhang mit Raub. Kommt es nun bei einem Raub zur Tötung des Opfers (oder eines Dritten) wird in der Rechtsprechung regelmäßig auf Mord in Tateinheit mit Raub erkannt (vgl. z.B. BGH 3 StR 319/98). Dabei ist es unerheblich, ob der Täter den Mord „eiskalt“ geplant hat oder die Tötung aus einer Eskalation der Situation resultiert. Bei der Gruppe der Raubmörder handelt es sich demnach um eine recht heterogene Gruppe.
Raubstraftaten mit oder ohne tödlichen Ausgang werden in erster Linie aus ökonomischen Motiven verübt.
Simons (1988) führt derartige Eskalationen bei Raubmorden u.a. auf eine mangelhafte Planung zurück.
Dietz (1983) findet bei Raubmördern oft nur kurzfristige Planung. Die aufgestellten Pläne bleiben dabei vage. Bei Tatausführung in der Gruppe werden die Aufgaben nicht unter den beteiligten Personen aufgeteilt.
Die Forensik-Expertin Carla Valentine erzählt oder vielleicht sollte ich sagen, führt in ihrer Art durch die faszinierente Geschichte der Rechtsmedizin. Sie bedient sich dabei der Romane Agatha Christies und sie begleitet dabei Ermittler wie Miss Marple und Hercule Poirot. Anhand verschiedener Fälle beweist Carla Valentine, dass Agatha Christie schon lange vor der modernen Forensik in Fingerabdrücken, Blutspuren und Schusswunden bewandert war. Vielleicht sind deshalb Agatha Christies Kriminalromane zeitlos und bis heute glaubhaft und authentisch. In einer Einleitung einer 2014 erschienen Ausgabe von – Der Wachsblumenstrauß, schreibt die britische Autorin Sophie Hannah, Agatha Christie
… versteht die Verdorbenheit, die Unbarmherzigkeit und die gefährliche Schwäche der Menschen. Sie weiß alles über verzerrte Vorstellungswelten, lang gehegten Groll, qualvolle Bedürfnisse; all ihren Romanen liegt eine Vertrautheit mit den Nachtseiten der menschlichen Psyche zugrunde.
Poirots Persönlichkeit ist widersprüchlich. Doch das rührt vermutlich von seiner allumfassenden Genialität. Zwischen Genie und Wahnsinn ist nur ein kleiner Spalt. Wenn es ihm passt, ist Poirot keineswegs abgeneigt, herumzuschnüffeln und den Zigarettenstummel und das heruntergefallene Streichholz aufzusammeln. Er ist so selbstsicher und selbstgefällig, dass er sich selbst widerspricht, wann immer ihm danach ist. Vielleicht ein Querschuss, um mal ordentlich die Ermittlungsarbeit in Frage zu stellen, oder Poirot einen anderen Ansatz braucht. Ich liebe Sätze wie:
Genaueres kann ich ihnen erst sagen, wenn er bei mir auf dem Tisch liegt. Wie lange brauchen Sie? Zeitdruck schaffen, ein Schnüffler wie ein Hercule Poirot ist ein Rennpferd in Sachen Aufklärung.
In Carla Valetines Buch gibt es für jeden Hobbykriminalisten bestimmt etwas über Fingerabdrücke, Materialspuren, Forensische Ballistik, Dokumente und Handschriften, Autopsie und noch vieles mehr. Ob es leicht zu lesen ist? Es ist geschmacksache jedes einzelnen und wie schmückt ein Autor seine Geschichten aus, überraschen lassen.
Eines noch, die sich mit dem Mordfall Hinterkaifeck beschäftigen.Die Ansicht von Frederick Treves aus dem Buch von Carla Valentine regt mich zum Nachdenken an.
Auch wenn der Tatort von größter Bedeutung ist, gilt es bei forensischen Ermittlungsarbeiten, viele verschiedene Facetten zu berücksichtigen. In Kurz vor Mitternacht beklagt Kriminologie-Experte Frederick Treves den Umstand, dass Detektivgeschichten meist mit einem Mord beginnen, dieser seiner Meinung nach jedoch das Ende der Geschichte markieren müsste: »Die Geschichte beginnt lange davor. Manchmal Jahre davor – mit den Ursachen und Ereignissen, die bestimmte Menschen zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Tag an einen bestimmten Ort verschlagen [… ]
Am Dienstag dem 05. Oktober 1920 stand im Rosenheimer Anzeiger ein kleiner Bericht, der aber die Menschen beidseits der Grenze aufhorchen lies. Der allseits beliebte Gastwirt von Wildbichl Herr Johann Harlander ist gestern in den frühen Morgenstunden einem schnöden Raubmörder zum Opfer gefallen. Als er früh 6:00 Uhr mit zwei Pferden und Wagen nach Kufstein fahren wollte, um Wein und größere Einkäufe zu besorgen, wurde er eine halbe Stunde von Wildbichl entfernt am Gehölz vom Obersteinhäusl von einer unbekannten Person überfallen, die ihm jedenfalls nach vorausgegangenem heftigen Kampf tödliche Messerstiche in den Rücken und in die Armschlagader beibrachte. Nachdem sich der Mörder seines Geldes mit der Uhr bemächtigte, verwickelte er den Unglücklichen in die Räder des Wagens, um einen Unglücksfall vorzutäuschen. Der so plötzlich aus dem Leben gerissene Herr Harlander stand im besten Mannesalter von 30 Jahren und hinterlässt eine ihm erst im vorigen Jahr angetraute Gattin mit einem unmündigen Kinde. Den Hinterbliebenen wendet sich allseitige Teilnahme zu.
Der Zeitungsartikel vom Samstag dem 09. Oktober 1920 beschreibt die Beerdigung des Opfers, dass sogar Leute aus Hohen- und Niederaschau auf bayerischer Seite zur Beerdigung nach Niederndorf gekommen sind. Es wird in dem Artikel auch ein dringend der Tatverdächtiger Holzkneckt präsentiert. Jetzt ist nicht mehr von einem Messer die Rede sondern von einer Hacke, mit dem der Täter sein Opfer erschlug. Auch das geraubte Geld und das Tatwerkzeug konnte bisher nicht gefunden werden. Am Mittwoch dem 13. Oktober 1920 schrieb der Rosenheimer Anzeiger, es ist wohl nicht mehr daran zu zweifeln, dass man in der Person des A. den Mörder des Wirtes von Wildbichl ergriffen hat. A. ist ein amtsbekannter Wilderer und Schmuggler. Nach der Tat fand man in seinem Rucksack eine blutbefleckte Hose.
Bei einem Gespräch mit einer Nachfahrin von Johann Harlander kristallisierten sich noch einige Details heraus. Der Täter hat im Gasthaus musiziert, er war sehr gut bekannt, man konnte nicht ahnen, dass er zu so einer Tat fähig war. Er wurde im Gefängnis von einem Mithäftling oder Mithäftlingen erschlagen. Er soll noch drei andere Raubmorde begangen haben, die er wahrscheinlich kurz vor seinem Tod einem Gefängniswärter gestanden hat. Die Gedenktafel wurde wegen einer Weg Verbreiterung entfernt, ich hoffe, dass sie eines Tages wieder am selben Ort aufgestellt wird, wo das Verbrechen 1920 begangen wurde.
Es war ein schöner Sommertag im Jahre 1922, die Sonne zeigte sich von ihrer schönsten Seite, da bekam die Einöde Kaltenherberg bei Brunnen nachmittags zwischen 14:00 – 15:00 Uhr besuch von einem jungen Burschen. Es muss wie in einem Selbstbedienungsladen gewesen sein, denn Bettwäsche, Tischtücher, Handtücher, Unterwäsche, Kleider, Uhren und Schmucksachen wechselten den Besitzer. Ein Damenfahrrad der Marke Mars mit breiten weißen Streifen auf dem hinteren Schutzblech und Aufschrift Mars, mit aufwärts gebogener Lenkstange, schwarzen Griffen, Freilauf mit Rücktrittbremse und weißer Bereifung wurde auch mitgenommen.
Der Einbrecher wurde gesehen wie er die gestohlenen Waren auf dem Fahrrad verpackte und davon fuhr. Der Beschreibung nach handelt es sich um einen Burschen Mitte 20, der in Richtung Schrobenhausen davon fuhr. Er trug Patschmütze, dunkle Joppe und Militärschnürschuhe. Etwaige Wahrnehmungen, die zur Ermittlung des Täters führen könnten, werden von der Gendarmeriestation Berg im Gau oder an die Kriminalpolizei Ingolstadt erbeten. Der Schaden zumeist in Friedenspreisen berechnet, beträgt über 75.000 Mark.
Ich hätte jetzt bald noch geschrieben, für die Ergreifung des Täters ist eine Belohnung von …. Mark ausgesetzt. Schließlich ist Mars nicht eine Fahrradmarke, sondern wäre heute mit KTM, Pegasus, Cube vergleichbar.
Anton Gump
Im Herbst 1922 besuchte ich einmal meinen Bruder Adolf, der zur damaligen Zeit in der Gegend von Schrobenhausen mit seinem Korbmachergewerbe sich aufgehalten hat. Er hatte damals eine Geliebte bei sich. Wie der Ort heißt, an welchem ich Adolf seinerzeit in der Gegend von Schrobenhausen besucht habe, kann ich heute mir bestem Willen nicht mehr angeben. Ich besuchte damals meinen Bruder Adolf mit dem Fahrrad. Mein Reiseweg war folgender: Ingolstadt, Zuchering – Karlskron – Pobenhausen – Kaltenherberg- Brunnen. Jetzt weiß ich nicht mehr, bin ich in Brunnen schon links weggefahren oder fuhr ich noch weiter bis Edelshausen und bin erst in dieser Ortschaft links weggefahren. Die Orte, die ich noch zwischen der Ortschaft Brunnen und Edelshausen bei dieser Fahrt berührt hätte, weiß ich nicht. Ich war bei dieser Fahrt allein.
Quelle; gekürzte Aussage, Anton Gump vom 10.05.1952
Im Jahr 2009 gab es im Bauernhofmuseum Jexhof eine Sonderausstellung zum Thema Hinterkaifeck. Einige Eindrücke daraus wurden bereits auf Instagram und in der Facebook-Gruppe veröffentlicht.
Es ist aber schwierig, die vielen einzelnen Aufnahmen der Original-Akten dort adäquat darzustellen, daher werden hier Stück für Stück einige Exponate näher vorgestellt.
Die Ausstellung bestand im Wesentlichen aus verschiedenen in Heu gebetteten Exponaten und vielen, vielen auf pergamentähnliches Material gedruckte Auszüge aus den Originalakten und handschriftlichen Erklärungen, die teils an den Wänden, teils auf litfassförmig aufgeschlichteten Heurundballen in der Mitte der Ausstellungsraums angebracht waren. Dieses fast durchsichtige Material mit den unruhigen Heuhalmen im Hintergrund machten die Sache schwer zu fotografieren, zumal wir von der Digitalfotografie von vor 14 Jahren sprechen. Aber hier nun das erste der Exponate, die wir hier veröffentlichen werden.
Nebenbezeichnete Gerichtskommission des Amtsgerichts Schrobenhausen begab sich auf Mitteilung der Gend.Station Hohenwart in das obige Anwesen, wo sich am 4.April nachts Gend.Posten von Hohenwart und Schrobenhausen sowie Bürgermeister Greger von Wangen einfanden.
Zum Termine am 5.April 1922 hat sich auch Herr II.Staatsanwalt Hensold aus Neuburg a.d. Donau eingefunden.
Das Ergebnis des Augenscheines war folgendes:
Die Gerichtskommission fand am 4.April nachts gegen 10 Uhr das Haus noch verschlossen vor. Man konnte in das Haus nur durch die westliche Türe des Maschinenhäuschens gelangen. Diese Türe ist auf der Planskizze grün bezeichnet. Bei der Ankunft der Kommission war diese Türe von innen nicht verschlossen, sie wurde nur durch ein außen schräg angespreiztes Holzstück zugehalten. Da wo dieses Holzstück den Boden berührte, zeigte der Boden eine Vertiefung, woraus man fast schließen möchte, daß diese Türe regelmäßig oder doch meistens auf diese Weise geschlossen wor-den war. Durch das Maschinenhäuschen gelangte die Kommission durch ein Türchen, das auf der Planskizze gelb bezeichnet ist, in den Stadel. Unmittelbar hinter diesem Türchen lagen vier Leichen und zwar da, wo eine Türe aus dem Stadel in den Stall führt. Diese Türe ist auf der Planskizze rot bezeichnet. Unmittelbar unter der Schwelle dieser Türe lag die Leiche der Cäzilie Gruber und etwas quer zu dieser Leiche die Viktoria Gabriel. Diese beiden Leichen befanden sich noch in ihrer natürlichen Lage, man konnte sofort erkennen, daß sie noch so dalagen, wie sie zusammengesunken waren, östlich von diesen beiden Leichen, unmittelbar daneben, und zwar mit dem Kopf gegen die Stallwand lag die Leiche des Andreas Gruber und die der 9 jährigen Cäzilie Gabriel. Diese beiden Leichen lagen auf dem Rücken und zwar in vollständig gerader ausgestreckter Lage, so daß man sofort erkennen konnte, daß sie erst später in diese Lage gebracht worden waren. Der Bürgermeister Georg Greger, der die Gerichtskommission durch das Haus führte, teilte dann auch auf Befragen mit, daß Schlittenbauer von Gröbern, der mit zwei anderen Personen zuerst das Haus betreten hatte, die Leiche des alten Gruber und der Cäzilie Gabriel an den Platz gebracht habe, wo die Gerichtskommission sie vorfand. Ursprünglich sei die Leiche des alten Gruber quer üb. den Leichen der Cäzilie Gruber und der Viktoria Gabriel gelegen und zwar auf dem Bauch mit dem Kopf nach Westen und zwischen diesen drei übereinander liegenden Leichen und der westlichen Stadelwand, sei die Leiche der 9 jährigen Cäz. Gabriel gelegen. Diese sämtlichen Leichen wiesen Spuren auf, die darauf hinzeigten, daß sie durch Schläge auf den Kopf umgebracht worden waren. Die Leiche der 9 jähr. Cäzilie Gabriel zeigte unten am Kinn eine querverlaufende breitklaffende Wunde.
Bei der Ankunft der Gerichtskommission waren die Leichen noch zum Teil mit Heu bedeckt. Nach einer Mitteilung des Bürgermeisters Greger waren die Leichen, als sie von Schlittenbauer aufgefunden wurden, etwa ½ m hoch mit Heu zugedeckt und oben darüber war noch eine alte Türe gelegt. Von der Stelle aus, wo die Leichen lagen, gelangt man durch die bereits erwähnte rot bezeichnete Türe über zwei Stufen in den Stall. Für das Gericht hatte es den Anschein, als seien die 4 Personen, deren Leichen im Stadel gefunden worden waren, an eben der Stelle, wo sie gefunden worden sind, niedergeschlagen worden. Die Täter sind wahrscheinlich auf demselben Wege durch das Maschinenhäuschen in den Stadel gelangt, wie die Gerichtskommission. Auf irgend eine Weise ist es ihnen gelungen, eine Person nach der andern durch den Stall bis zu der Türe, die in den Stadel führt, zu locken und dort niederzuschlagen. Selbst wenn die Person, die gerade im Stadel niedergeschlagen wurde, schrie, so konnte das in der Mägdekammer u.im Schlaf- u.Wohnzimmer nicht gehört werden. Es wurden mehrere Hörproben vorgenommen, der Richter begab sich in die Mägdekammer u. in das Wohnzimmer u. ließ durch zwei Personen an der Stelle im Stadel, wo die Leichen gefunden worden waren, ein mächt. Geschrei aufführen. Die Uhr des Richters und der Personen war vorher genau auf die Minute gleich eingestellt u. genau zur verabredeten Zeit wurde geschrien. Von den Schreien war weder in der Mägdekammer noch im Wohnzimmer irgend etwas zu hören.
Die Türe, die vom Stall in den Stadel führt, ist so schmal, daß nur immer eine Person durch sie in den Stadel treten konnte. Ganz ausgeschlossen war es, daß, falls etwa alle 4 Personen gleichzeitig in den Stadel gekommen waren und eins hinter dem andern durch die Tür in den Stadel trat, daß das innen im Stalle zunächst stehende dem der vorne an der Türe gerade niedergeschlagen wurde, hätte Hilfe bringen können. Denn dazu ist der Gang im Stall und die Tür die zum Stadel führt, zu schmal. Durch den Futtergang im Stall sind die Täter wahrscheinlich weiter in das Haus eingedrungen, gelangten durch den Vorplatz in den Kellervorraum, in die Küche u. von da in die Mägdekammer, wo die Leiche der Maria Baumgartner auf der linken Seite etwas auf den Bauch zugewendet u. mit dem Kopfe beinahe unter der Bettstelle, in einer großen Blutlache auf dem Boden lag. Ihr war ebenfalls durch kreuzweis geführte Hiebe der Schädel eingeschlagen. Die Leiche der Baumgartner war noch vollständig angekleidet. Ihr noch gar nicht ausgepackter Rucksack lag auf einer Bank unter dem südlichen Fenster.
Auf einem Kochherd, der an der Ostwand der Mägdekammer steht, lag ein Papiersäckchen, das etwa ein halbes Pfund Bleischrot enthält. Das Säckchen ist ein Lohnbeutel, der die Aufschrift trägt: „Scheppach Rupert, Gewerk D 2 Nr.54 Lohn für den 2. mit 8.2.1920“.
Aus der Mägdekammer sind die Täter wahrscheinlich wieder in die Küche zurück, von hier in den Hausgang u.vom Hausgang in das Schlafzimmer eingedrungen. Im Schlafzimmer lag in einem Kinderwagen die Leiche des zweijährigen Josef Gruber. Diesem war durch einen wuchtigen Schlag die ganze rechte Schläfenseite eingeschlagen. Der Schlag hatte zuerst das aufgespannte Dach des Kinderwagens getroffen, dieses durchtrennt u.dann dem Kinde den Schädel zerschmettert. Der Schlag war mit solch sinnloser Wucht geführt, daß Blut u.Gehirnteile über die Kopfseite am Wagen u. am Bett klebten. Durchwühlt war eigentlich in der Wohnung nichts, mit Ausnahme vom Schlafzimmer, wo der oder die Täter einige Zeit herumgesucht haben müssen. Denn in dem einen auf der Planskizze blau eingezeichneten Bette lagen vom Oberbett verdeckt mehrere Schlußnoten u. sonst. beschriebene Papiere, ein Notizbuch, eine geleerte Brieftasche u. eine Damenuhr. Ob den Tätern Geld u.Wertsachen in die Hände gefallen sind, lässt sich z.Zt. noch nicht feststellen. Es scheint aber, daß ihm das in der Brieftasche vorhandene Papiergeld in die Hände gefallen ist.
Die Gerichtskommission hat Gold u.Silbergeld, einen 5 M-Schein u.Scheidemünzen sowie versch.Pfandbriefe, Kostbarkeiten u.Sparbücher vorgefunden. Diese sämtlichen Werte wurden bei der Hinterlegungsstelle des Amtsgerichts Schrobenhausen hinterlegt.
Hinsichtlich ihrer näheren Bezeichnung wird auf das in Abschrift beiliegende Ersuchen an die Hinterlegungsstelle verwiesen.
In dem Maschinenhäuschen und zwar in seiner nördlichen Hälfte, befindet sich ein kleiner Dachboden, der etwa über Schulterhöhe über dem Fußboden ist u. der durch eine kleine angelehnte Leiter erreicht werden kann. Auf diesem Boden liegt verstreut ein Haufen Stroh u.in diesem Stroh fanden sich Eindrücke, wie wenn dort eine oder mehrere Personen längere Zeit gelegen wären. Neben der Räucherkammer, die sich auf dem Dachboden oberhalb der Küche befindet, hingen etwa 10 – 12 Stücke Rauchfleisch. Von einem dieser Stücke war die Hälfte weggeschnitten.
Wenn die 4 Personen, deren Leichen im Stadel gefunden worden sind, innerhalb des Hauses an einer anderen Stelle niedergeschlagen u.erst dann in den Stadel geschleppt worden wären, so hätten sich Blutspuren finden müssen, die von der Stelle, wo die Personen niedergeschlagen worden wären, zu der Stelle wo die Leichen lagen, geführt hätten. Solche Spuren ließen sich aber im ganzen Hause nirgends entdecken. Sie hätten aber unbedingt da sein müssen, da sämtliche Leichen im Gesicht u. auch an anderen Körperstellen stark mit Blut besudelt waren.
Auch der Hund, ein gelber Spitz, der nach jedem Fremden, der ihn zu berühren sucht, schnappt, – der Richter hat sich hiervon selbst überzeugt – muß einen Schlag auf den Kopf bekommen haben, denn sein rechtes Auge ist getrübt u.etwas verschwollen, auch zeigt der Hund, wenn ein Fremder auf ihn losgeht, eine große Angst, zieht den Schwanz ein, krümmt sich zusammen und fängt heftig an zu zittern, berühren läßt er sich, wie gesagt nicht, sondern er beißt. Dieser Hund wurde jeden Abend in den Stall gesperrt u.er war auch noch im Stall drinnen, als Schlittenbauer mit noch zwei anderen Einwohnern von Gröbern als erster nach der Tat das Anwesen betrat.
Die Tat ist wahrscheinlich in der Zeit vom 31.März auf den 1.April 1922, also Freitag auf Samstag begangen worden, und zwar vermutlich in später Abendzeit am 31.März kurz bevor die Einwohner es Hofes zur Ruhe gehen wollten, denn die 9 jährige Cäz. Gabriel war nur noch mit einem Hemd bekleidet, sie war also wahrscheinlich schon zu Bett gegangen gewesen. Der alte Andreas Gruber war nur noch mit einer Unterhose und einem Hemd bekleidet. Die Leiche der alten Gruber war noch vollständig bekleidet, an dem einen Fuße trug sie noch einen Pantoffel. Die Viktoria Gabriel war ebenfalls vollständig angekleidet, trug aber an den Füßen nur Strümpfe und die Leiche der Maria Baumgartner lag so vor dem Bette, daß man annehmen kann, sie sei in dem Augenblick von hinten niedergeschlagen worden, als sie gerade im Begriffe war, das Bett aufzudecken. Die Baumgartner war noch vollständig bekleidet, auch mit Schnürschuhen. Am Abreißkalender befand sich noch der Zettel für den 1.April. An einem der Fenster der Wohnung steckte noch die Post, die der Postbote dorthin am 1.April gesteckt hatte. Durch den Gend.Ob.Wachtm. Blank ist ermittelt worden, daß die 9 jährige Cäz.Gabriel am Samstag Vorm. nicht mehr in die Schule gekommen ist. Aus all diesen Tatsachen muß geschloßen werden, daß die Tat zu der vorhin angegebenen Zeit geschehen ist. Hinzu kommt noch, daß feststeht, daß die Maria Baumgartner am 31.März 22 nachm. 5 Uhr in das Gruberanwesen gekommen ist, um dort ihren Dienst anzutreten. Die Gerichtskommission hat die Haustüren u. die Fenster verschlossen vorgefunden, die Täter müssen also nach der der Tat das Anwesen auf dem selben Weg, auf dem sie eingedrungen waren, nämlich durch den Stadel u. das Maschinenhäuschen wieder verlassen haben. Deswegen haben sie wohl auch die 4 im Stadel liegenden Leichen mit Heu u.einer Tür zugedeckt, damit sie auf ihrem Rückweg ungehindert über die Leichen wegschreiten konnten, vielleicht auch, damit sie bei ihrem Rückzug ihre blutbefleckten kreuzweise übereinander liegenden Opfer nicht noch einmal ansehen mußten.
Als die Kommission am 4.4. nachts den Stall betrat, war das Vieh noch sehr unruhig u.brüllte durcheinander. Bei der nochmaligen Besichtigung am 5.IV. ergab sich, daß auf dem Dache an 2 verschied. Stellen einmal auf dem Scheunendach u. das anderemal auf dem Hausdach je ein Dachziegel zurück gezogen worden war, so daß man von da aus den Hof übersehen konnte, bes. leicht war dies von der Stelle des Scheunendaches aus möglich. Diese Dachziegeln waren erst vor ganz kurzer Zeit zurück gezogen worden, das konnte man an der Färbung des weiter unten lieg. Ziegels deutlich erkennen. Soweit nämlich der zurückgezogene Ziegel den weiter unten liegenden Ziegel bedeckt gehabt hatte, war der weiter unten liegende Ziegel noch vollständig neu, schön hellrot u.nicht verwittert, während im übrigen die Ziegel die Farbe aufwiesen, wie sie eben ein Jahre hindurch dem Wetter u.dem Rauch ausgesetztes Ziegeldach zeigt.
Am 4.IV. nachts fand die Gerichtskommission am Südende des Futterbarrens im Stall eine schwere Kreuzhacke mit einem etwa meterlangen Stiel; diese Hacke war in den Futterbarren selbst hineingelehnt, so daß sie vom Vieh beleckt werden konnte, u.auch tatsächlich beleckt worden ist, wie der Richter selbst gesehen hat. Es machte den Eindruck, als ob an dem Eisenteil dieser Hacke noch einige Blutspuren zu sehen wären, ebenso zeigten sich an dem Teil des Stieles, da wo er aus den Eisenteilen herausführt, einige rotbraune Flecken, wie von angetrocknetem Blut. Die Kreuzhacke wurde da vorgefunden, wo in der Planskizze ein blaues Kreuz im Futterbarren eingezeichnet ist.
Auf der Planskizze ist im Stadel, nahe beim nördlichen Scheunentor ein rotes Kreuz eingezeichnet. Dort hing vom Dachboden herunter bis auf den Fußboden ein etwa fingerdickes Seil, das oben so fest angeknüpft war, daß sich eine erwachsene männliche Person an ihm herunter lassen konnte. Der Hof ist ringsherum mit einem Drahtgitter eingezäunt, er ist aber trotzdem von außen her frei zugänglich, weil an der Stelle, wo der Backofen steht, in dem Drahtgitter (eine) einige Meter breite Lücke ist.
Im Übrigen wird auf die beiliegenden Planskizzen verwiesen.
Der Hof, wo die Tat begangen worden ist, gehört zur Ortschaft Gröbern, Gemeinde Wangen u.wird im Volksmund Einödhof Hinterkaifeck genannt. Er liegt von der Ortschaft Gröbern, dieser gegenüber etwas erhöht, etwa 500 m entfernt, u.zwar an einem nach Schrobenhausen führenden Weg. Der Hof wird von drei Seiten her von Wald umschlossen u.zwar so, daß sich der Wald im Durchschnitt etwa 4 bis 600 m vom Hofe entfernt hält. Der Hof steht für sich ganz allein.
Die Gerichtskommission: gez. Wiessner. gez. Schäfer.
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