Stoff für die Suchmaschine und Podcast.
Am 14. April 1960 wurde der Arzt Dr. Otto Praun und seine Haushälterin Elfriede Kloo in der Villa des Mediziners in Pöcking im Landkreis Starnberg erschossen aufgefunden. Die Medien hatten großes Interesse an Vera Brühne und Johann Ferbach. Die als Lebedame bezeichnete Brühne, war ein gefundenes Fressen für die damaligen Medien und Ermittler. Lebedame war noch eine Stufe höher als wie Model oder Mannequin wie im Fall Nitribitt.
So kam es im Fall Ferbach/ Brühne bei den kriminalpolizeilichen Tatbestandsaufnahmen zu vorschnellen Schlussfolgerungen und unzulänglicher Ermittlungsarbeit. Scheinbar bekam auch Johann Ferbach einen Polizeispitzel in seine Gefängniszelle, ähnlich wie Anton Gump im Fall Hinterkaifeck. Hier hieß es im nachhinein vom Staatsanwalt.
Anton Gump vielleicht Mitwisser, aber nicht der Mörder.
Zuerst hatten Beamte der Bayerischen Landpolizei Kriminalaußenstelle Fürstenfeldbruck das Geschehen in der Villa als Mord an der Haushälterin mit einer anschließenden Selbsttötung des Täters interpretiert. Vom Präsidium der Landpolizei angeordnete Nachermittlung untermauerten erst später den Verdacht gegen Johann Ferbach und dessen Anstifterin Vera Brühne, die mit einem Grundstück in Spanien bedacht werden sollte. Wie im Fall Rudolf Rupp kam man zuerst nicht in die Gänge, dann übernahm im Fall Rupp ein neuer Staatsanwalt die Regie und bewies mit seiner auslegungsfähigen Arbeitshypothese, wozu man in einem Rechtsstaat fähig ist.
Vera Brühne hat das Verbrechen nie zugegeben und wurde 1979 begnadigt, 2001 ist sie in München verstorben. Johann Ferbach starb 1970 im Gefängnis Straubing. Ferbachs Verteidiger hatte sein Mandat abgegeben, hauptsächlich aus finanziellen Gründen.
Ob Dr. Praun in mögliche Waffengeschäfte im Nachkriegsdeutschland als Vermittler verwickelt war, keine Ahnung. Vielleicht reicht die Geschichte auch weiter bis zum Leiter der Abwehr Wilhelm Canaris zurück. Ob Canaris an der Unterstützung mit Geld und Waffen schon an der Organisation Consul beteiligt war ist umstritten. Auch Sonja Bletschacher die Witwe eines Wehrmachtoffiziers und einstige Geliebte von Dr. Praun, die im Dezember 1951 in Starnberg mit zahlreichen Messerstichen brutal ermordet wurde führte auch ein Doppelleben.
Quelle; Staatsarchiv München, Sonja Bletschacher
Vera Brühne hatte auch einen Auftritt am 10. Oktober 1969 als Zeugin im Fall Herker in Augsburg.
Lebenslänglich für Mord
Das Schwurgericht Augsburg verurteilte am Freitag Abend den 32 jährigen verheirateten Ziegeleiarbeiter Georg Herker aus Strobenried bei Schrobenhausen wegen Mordes zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe und Ehrverlust auf Lebenszeit und die 29 jährige Hausfrau Franziska Pahl aus Strobenried wegen Beihilfe zum Mord zu zehn Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverlust.
Herker hat 1954 seinen Großvater, den 83 jährigen Austragsbauern Georg Herker aus Waidhofen im Landkreis Schrobenhausen eine Schlinge um den Hals geworfen und den alten Mann erdrosselt. Die Leiche beschwerte er mit Steinen und warf sie mit Hilfe der Franziska Pahl, der Stiefenkelin des Rentners, in einen Fluss, der sie erst vier Monate später an Land trieb. Als Motiv des Verbrechens kann gelten, dass Herker die monatliche Unterstützung für seinen Großvater in Höhe von 60 Mark sparen wollte.
29.10.56
Quelle; Passauer neue Presse Niederbayerische Zeitung, 10.04.1955
1922 – Herker Georg, Landwirt, Hausnummer 6 in Schlott
Auch Polizeiorganisatorisch bedeutete der Fall Brühne eine Zäsur.
Wer sich genauer über Vera Brühne informieren will empfehle ich die zwei Podcast von Stefan Wette.
https://www.waz.de/podcast/gerichtsreporter oder
oder
Jeder kleine Spießer macht
das Leben mir zur Qual,
denn er spricht nur immer von Moral.
Kann Liebe eine Sünde sein? Der Text stammt von Bruno Balz und die Musik von Lothar Brühne.