Ein Mörder plant.
Wir schreiben den 07.Juni 1921, ich habe gerade in einem Schraubstock die Drahtschlinge mit den Holzgriffen verdrillt, jetzt noch ein kurzer Test, sie scheinen zu halten. Ich habe sie in der Größe so angepasst, dass man sie von hinten über den Kopf werfen und zudrehen kann, zwei Stück habe ich angefertigt. Nein nicht doppelt hält besser, eine brauche ich für mein Gspusi, die andere für meine Schwiegermutter in spe, die Schmiedliesl. Ich bin Vitus, über mein Alter sage ich immer Mittedreißig und alleinstehend. Meine Schwägerin schreit gerade, ich soll zum essen kommen. Ich hasse ihr Organ, diese krätzige Stimme, bei ihr müsste man das Maulwerk extra erschlagen. Ich bin ja bloß der Knecht auf dem Hof meines Bruders, und zum arbeiten gut genug. Kriegsuntauglich war ich auch, was ich mir in der Wirtschaft bei uns oft anhören konnte. Bei der Heuernte 1920 lernte ich die Tochter der Schmiedliesl kennen, die große Liebe war es nicht. Sie war ein spätes Mädchen, Mittedreißig und suchte einen Mann. Die Schmiedliesl und ihre Tochter hatten einen Bauernhof in Söllhuben, der den Flammen zum Opfer viel, scheinbar unterversichert kauften sie bei uns in Langenpfunzen ein Gütl und zogen vor acht Jahren hierher. Eines Tages beim Heumanderl aufstellen kamen wir uns näher, wegen des aufziehenden Gewitters waren wir allein. Bald erlag ich ihren Avancen und dass ganze blieb nicht ohne Folgen. Um meinen Fehltritt aus der Welt zu schaffen, die Unterhaltszahlungen hätten mich ruiniert, sollten Tochter und Mutter, dass irdische Paradies mit Hilfe einer Drahtschlinge verlassen. Gestern Nacht bin ich rübergegangen, in der Küche brannte noch Licht, ich sah durch das Fenster die Alte beim Nachtmahl. Da die Haustür nicht abgeschlossen war ersparte ich mir die Leiter. Ich öffneten die Tür, sie knarrte unmerklich, ich hatte sie wenige Tage vorher mit dem gestohlen Maschinenöl von meinem Bruder geschmiert. Ich zog im Hausgang die Schuhe aus und ging am rechten Rande die Treppe hinauf, weil dort die Treppe nicht so knarzt. An der Zimmertür meiner Esmeralda zückte ich die Drahtschlinge und hoffentlich hilft mir der Überraschungsmoment. Leise öffnete ich die Tür, und sah sie noch strickend auf dem Bett sitzend vor. Bevor sie noch Gig und Gag sagen konnte warf ich ihr die Drahtschlinge um den Hals, aber beim zuziehen brachte sie zwei Finger zwischen Schlinge und Hals. Plötzlich riss der Draht, sie biss mich in den Finger und schrie um Hilfe. Du verdammtes Luder, und plötzlich stand die Schmiedliesl im Zimmer und schlug auf mich ein. Während des Gefechts konnte die Tochter entkommen und lief zu den Nachbarn um Hilfe zu holen. Jetzt war mir alles egal, wenn schon nicht die Tochter, dann wenigstens die Mutter. Obwohl 74 Jahre alt, bot sie mir einen starken Kampf und ich musste mich wirklich anstrengen, dass zähe Luder mit der zweiten Schlinge ins Jenseits zu befördern. Nach getaner Arbeit brachte ich sie hinter die Schupfe und legte sie an der Holler Staude ab. Als die Tochter mit einigen Leuten am Gütl auftauchte, war die Mutter nicht auffindbar und ich legte mich ins Bett. Ich ging am nächsten Tag gegen neun auf den Acker meines Bruders wo ich wenig später verhaftet wurde. Obwohl ich leugnete waren trotz Zahnspuren, die Bisswunden unübersehbar, auch bei der Gegenüberstellung hatte ich nichts zu sagen. Dann kam aus Traunstein eine Gerichtskommission, bestehend aus Landgerichtsrat, Oberamtsrichter, einem Doktor für die Leichenschau und einem Gerichtsschreiber. Sie fragten mich Warum und Wieso?
Keiner konnte mich verstehen, Warum und Wieso?