Monat: November 2023

  • Die Morde auf dem Hof Stotter in Westfalen

    Entweder ein Fall für die „Westfälische Miss Marple“ aus Münster Georg Wilsberg oder das Tatort-Team aus Münster Thiel und Boerne. Rinkerode liegt gerade mal einen Steinwurf von Münster entfernt, in der Nacht vom 11. auf den 12. Juni 1945 wurden unter bis heute ungekärten Umständen auf dem Hof Stotter neun Menschen ermordet. Polizei und Provinzial-Militärregierung fanden viele Spuren. Die Täter konnten nie ermittelt werden. Ich hoffe, das eines Tages das Team Wilsberg und das Tatortteam Münster einmal gemeinsam in so einem Fall ermitteln, deshalb habe ich die Kurzaussagen von Wilsberg, Thiel und Boerne hinzugefügt.

    Georg Wilsberg meint: „Der Täter kann nur aus einer Nervenheilanstalt entsprungen sein“.

    Thiel meint:“Ne, Ne Freunde, das ist einer aus der Nachbarschaft“.

    Professor Boerne meint.“Was hat die Leichenfundortuntersuchung mit rechtsmedizinischer Leichenschau im Vorfeld der Obduktion ergeben“.

    Thiel: „Mensch, Boerne, wir schreiben 1945“.

    Die Opfer waren der Landwirt Josef Stotter, seine Frau sowie drei Söhne im Alter von sechs, vier und einem Jahr. Es gibt aber noch mehr Opfer, die Haushaltshilfe G.Frankmölle und H. Olschewski,deren Bruder und den nur als Gast anwesenden F.Dobersek. Dobersek wurde nicht in Rinkerode beerdigt. Viele ältere Rinkeroder können sich noch heute daran erinnern. Gerüchte, was genau in jener Nacht geschehen sein könnte, gab es viele, konkrete Beweise aber keine. Am Morgen de 12. Juni 1945 wurden zunächst die Nachbarn aufmerksam, dass das Vieh auf der Weide unruhig und noch nicht gemolken war und auf dem Hof sich nichts rührte. Die in der Nacht vernommenen Schüsse ordneten viele als weiter entfernt ein. Der damalige Bürgermeister Brockmann war von Landwirt J. Voß verständigt worden, der mit anderen Nachbarn das Haus schließlich betreten und die Opfer gefunden hatte. Die Schränke waren durchwühlt und vieles mitgenommen oder zerstört worden. Der Polizist Kowalski gab zu Protokoll: Dort bot sich mir ein grausiger Anblick. Das ganze Innere des Hauses war verwüstet“. Die anschließenden Ermittlungsergebnisse brachten viele Indizien, zeigten auch unzureichende polizeiliche Arbeit kurz nach Kriegsende. Es muss zwei Zeuginnen gegeben haben. Die Nachbarn trafen morgens zwei Frauen aus Lüdenscheid an. Sie hätten als sogenannte „Hamsterer“, Stadtbewohner die auf der Suche nach Lebensmitteln aufs Land fuhren, in jener Nacht in der Stotterischen Scheune übernachtet. „Wollen wohl Lärm gehört, aber nichts gesehen haben“, berichtet Polizist Kowalski. Bei seinem Eintreffen seien sie bereits weg gewesen. Weitere Kontakte zu beiden, obwohl Name und Adresse bekannt waren, wurden auch danach nicht vernommen. Das Zeugen erst nach Jahren vernommen werden, eigentlich keine Seltenheit. Es kamen ehemalige Zwangsarbeiter in Verdacht, die Familie selber hatte Kleidungstücke und Ähnliches versteckt die auffälliger Weise geplündert wurden. Der Bürgermeister hat seine eigene Theorie zum Tathergang. Der jungen Haushaltshilfe könnte von den Einbrechern versucht worden sein Gewalt anzutun und dabei die Situation eskaliert sein. Zum anderen, dass bei der Abwehr der Ausplünderung jemand getötet wurde und unter den Einbrechern jemand Bekanntes war. Um eine Bloßstellung zu verhindern seien dann alle getötet worden. Zu der Auffassung sei auch der britische Sicherheitsoffizier gekommen. Brockmanns persönlicher Eindruck ist, dass nach dem „fast geräuschlosen ausgeführten Verbrechen, mindestens eine Person unter den Tätern mit dem Hof und allen Einzelheiten vertraut sein musste“. Die genauen Hintergründe der schrecklichen Ereignisse in jener Nacht wurden und werden wohl auch nicht mehr zu klären sein.

    Das kennen wir doch, Wilsberg ist sprachlos, Thiel schimpft auf den Polizisten Kowalski und Professor Boerne murmelt etwas unverständliches vor sich hin.

    Die Geschichte stammt aus den Westfälischen Nachrichten vom 23.03.2016 von dem Autor Philipp Heimann, ich habe sie etwas gekürzt.

  • Ein brutaler Sechsfachmord bleibt bis heute unaufgeklärt

    Bei einem Kurztrip nach Wasserburg am Inn fand ich an einem Tisch vor einem Büchergeschäft ein Buch. Der Titel des Buches sprang mich förmlich an, „Lost & Dark Places OBERBAYERN“; 33 vergessene, verlassene und unheimliche Orte. Geschrieben von Anne Dreesbach und Laura Bachmann, beide Historikerinnen und True-Crime Fans. Wie bei mir üblich suchte ich nach Hinterkaifeck und wurde auf Seite 14 fündig. Jede gute Geschichte braucht eine gute Einleitung. Vor 100 Jahren befand sich hier nicht nur landwirtschaftliche Nutzfläche, sondern auch ein Hof, auf dem sich ein furchtbare Bluttat ereignete. Darunter die Adresse, Anfahrtsbeschreibung und die GPS Daten. Es folgen seltsame Beobachtungen, waren Fremde um den Hof geschlichen, die Münchner Zeitung und die Schritte am Dachboden, ich bekomme Gänsehaut. Es folgt die Schreckensnacht mit einer Abbildung des Mordwerkzeugs auf Seite 16.

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    Die Hinterkaifeckologen werden jetzt schon etwas unruhig auf ihren Stühlen bei dem Bild. Es wird die Studienabschlussarbeit zum Fall Hinterkaifeck erwähnt und in der Schlussbemerkung dieses Berichts war man sich schnell einig gewesen, wer der Täter gewesen sein müsse. Den Namen hielten sie zum Schutz eventueller Nachfahren unter Verschluss. Ich beschäftige mich seit gut zwanzig Jahren mit dem Fall und muss zu meiner Schande gestehen, dass ich bis heute nicht weiß, wer der oder die Täter waren. Vielleicht hat man sich zu früh auf Raubmord festgelegt, es gibt so merkwürdige und rätselhafte Ungereimtheiten, ob der Täter noch tagelang auf dem Hof war.

    Ich habe bisher nur einen Serienmörder gefunden, der fast eine Woche in einem Haus lebte, wo er vorher drei Menschen erschossen hat. Peter (45), Doris (42) und Michael Smart (10): Die Smarts wurden in den frühen Morgenstunden des 1. Januar 1958 in ihrem Haus in Uddingston erschossen. Nach den Morden blieb Manuel fast eine Woche in ihrem Haus und aß Reste von ihrem Hogmanay-Essen und sogar von dem Futter der Familienkatze, bevor er einige brandneue Banknoten stahl, die Peter Smart für einen Urlaub aufbewahrt hatte. Anschließend nahm er das Familienauto und nahm in diesem Auto einen Polizisten mit, der das Verschwinden von Isabelle Cooke untersuchte, und sagte ihm sogar, dass er das Gefühl hatte, dass die Polizei nicht an den richtigen Stellen suchte.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Manuel

    Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen, es ist 2021 im Bruckmann Verlag GmbH, München erschienen.

  • Neue Augsburger Zeitung, die Bluttat von Hinterkaifeck

    Hans Lautenbacher, der als Sonder-Berichterstatter für die Neue Augsburger Zeitung am Tatort war, schreibt in seinem Bericht vom 08.04.1922 unter der Überschrift „Die Bluttat von Hinterkaifeck“ zum „Heuteppich“ folgendes. Bei der Durchsuchung des Dachbodens ging man auch den Getreide- und Heuboden durch (das alte Anwesen hatte keine Brandmauer) und entdeckte im Heu zwei Stellen, die stark zusammengelegen waren. Von den Liegestellen bis zum Getreideboden führte aufgestreutes Heu. Beim Kamin wies das Dach eine Lücke auf, die dadurch entstanden sein musste, dass die Eindringlinge mehrere Dachziegel ausgehoben hatten. Das vor gestreute Heu führte bis zu dieser Aushubstelle, von der aus, wie man nachträglich ausprobierte, man die im Vorgarten arbeitenden Personen genau übersehen und beobachten konnte.

    Schrobenhausner Wochenblatt vom 13.04.1922

    Denn aus verschiedenen Umständen wird geschlossen, dass die Mörder bereits mehrere Tage im Hause waren. Es war Heu ausgebreitet, um den Schall der Schritte zu dämpfen, an zwei Stellen war auch das Heu zusammengelegen.

    Freilichtmuseum Haus im Moos

    https://haus-im-moos.de

    Durch die Museumshäuser kann man sich einen guten Überblick über Bauweise und Größe von Hinterkaifeck verschaffen.

  • Der Kaffee ist fertig, eine Kaffeebohne kommt selten allein

    Kaffee war noch nie so gut wie heute, dass liegt wahrscheinlich an den Erzeugern und deren wissen über den Anbau. Wir können auf so viele Sorten zurückgreifen, dass man direkt den Überblick verliert. Kaffee genießt einen überaus hohen Stellenwert und sogar Spitzensportler nutzen ihn als Dopingmittel. 125 Millionen Menschen in aller Welt verdienen heute ihren Lebensunterhalt mit der Herstellung von Kaffee. Mehr als 120 Arten der Kaffeepflanze sind bis heute bekannt. Nur zwei Sorten sind für die internationale Kaffeeproduktion von Bedeutung. Aus der Art Coffea arabica werden Arabica-Sorten gewonnen. Sie wachsen vorrangig in höheren Lagen ab 800 Metern und machen annähernd 70 Prozent der Weltproduktion aus. Die Art Coffea canephora bringt Robusta-Sorten hervor. Wie der Name verrät, sind diese Kaffeepflanzen deutlich robuster. Sie wachsen auch im Tiefland, vertragen höhere Temperaturen und sind weniger anfällig für Krankheiten. Von der Pflanze bis in die Tasse durchläuft der Kaffee viele Stationen. Allein die beteiligten Exporteure und Importeure sorgen für den Transport der Ware per Schiffscontainer, früher auf Paletten in Kaffeesäcken was für hohen Schwund sorgte, bevor er die Röstereien erreichte. Heute muss der Mahlgrad zur Zubereitungsmethode passen, auch das Verhältnis Wasser – Kaffee. Der Kaffee sollte in luftdichter Verpackung an einem dunklen und kühlen Ort gelagert werden.

    Immer noch ein gutes Buch ist der Kaffee Atlas von James Hoffmann.

    Aussage der Gebrüder Schirovsky

    Kaffeehändler

    Hinterkaifeck, 5.4.22.

    Erscheinen die Gebrüder Hans und Eduard Schirovsky, ledig, Reisende, 25 und 18 Jahre alt, ständige Adresse Straubing, Hindenburgstraße. Weiters zu erreichen noch bei Schreie, Brauerei Öfele in Schrobenhausen und erklären zur Sache wie folgt: Gelegentlich einer gemeinsamen Geschäftsreise am 01.04.1922 wollten wir um die Mittagszeit zwischen 12:00 und 14:00 Uhr die Familie Gabriel in Kaifeck zwecks Bestellung auf Kaffee aufsuchen. Wir klopften wiederholt an die Fenster des Hauses und gaben auch Laut, es hörte aber niemand. Wir gingen dann ums Haus herum und schauten durch die Fenster in die Küche und Stallung, konnten aber keine Person wahrnehmen. Nur der Hund und das Vieh gab Laut. Alle Türen waren verschlossen, mit Ausnahme des Tores am Maschinenhaus, welches offen stand. Wir entfernten uns dann und machten im Dorfe über unsere Wahrnehmung den dortigen Bewohnern, so dem Herrn Siegl, der Familie Schlittenbauer hierüber Mitteilung. Irgendwelchen Verdacht gegen eine Person als Täter können wir nicht aussprechen. Nur sind uns am Tag bevor wir an das Haus Gabriel kamen, gegen 11 Uhr vormittags 2 Frauen die mit Kirmen beladen waren auf der Straße Einöd-Schachen nach Edelshausen begegnet. Beide Frauen waren 50-60 Jahre alt und hatten zigeunerartiges Aussehen. Eine Mannsperson befand sich in ihrer Begleitung nicht. Sonstige Angaben vermögen wir in dieser Richtung nicht anzugeben.

    V.g.u.

    vorgelesen, genehmigt, unterschrieben

    Hans Schirovsky Eduard Schirovsky

    Im April 1922 tauchen zwei Kaffeehändler in Hinterkaifeck auf, bei Leuten die als geizig verschrien waren. Der nächste Kunde ist die Brauerei Öfele in Schrobenhausen, seit 1920 befand sich die Brauerei Öfele im Besitz von Babette Märtl. Hier hatten die Brüder Schirovsky Anfang April 1922 ihr Quartier aufgeschlagen.

    Das Pfund Kaffee 120 -130 Mark

    Die Kaffeegroßhändler Deutschlands erklären, dass bei einem Grundzoll von 160 Mark pro Doppelzentner und dem am 1.März 1922 in Kraft tretenden Grundzollaufgeld von 4.400 v.H. Rohkaffee mit insgesamt 36 Mark und Röstkaffee mit 45 Mark Zoll das Pfund belastet würde. Ein Pfund Kaffee durchschnittlicher Güte, zu diesem Satz verzollt, würde dann unter Berücksichtigung des infolge der Geldentwertung hohen Wertes der Ware, der gleichfalls erhöhten Umsatzsteuer und sonstiger Spesen etwa 120-130 Mark kosten. Angesichts der beträchtlich gestiegenen Kaffeepreise und der schon jetzt bestehenden ungeheuren Zollasten seien übrigens selbst die kapitalkräftigen Einfuhrfirmen in Geldnot.

    22.03.1922

    Münchner Vertreter

    Der Münchner Vertreter einer Hamburger Kaffeefirma rühmte sich am Biertisch seines großen Verdienstes; so viel Geld gebe es gar nicht, meinte er, als er verdienen könne. So habe er z.B. Kaffee zum Preise von 20 Mark das Pfund in Händen, den er mit 100 Mark das Pfund verkaufe. Die Biertischgenossen setzten einigen Zweifel in die Richtigkeit seiner großsprecherischen Angaben. Darauf zog der Mann, um zu zeigen, wie leicht er das Geld verdiene, und wie wenig Wert es für ihn habe, zwei Tausendmarkscheine aus der Tasche, riss sie in Fetzen und warf diese auf den Boden.

    27.04.1922

  • Diplomarbeit von Volker Post über Raubmord

    Die vorliegende Diplomarbeit stammt aus dem Jahre 2003, sicherlich hat sich in den letzten zwanzig Jahren einiges verändert, trotzdem sind einige Vergleiche, Untersuchungen und Schlussfolgerungen sehr interessant und aufschlussreich. Bis zum Jahre 1941 galt im deutschen Recht nur die Tötung mit Überlegung als Mord. Im heutigen Gesetzestext kommt es nicht mehr auf die Art des Vorsatzes an, sondern entscheidend sind nun Tatmotive, Tatumstände und Tat Ziele bei der Tötung. Auch aus diesem Grund müssen daher nach Kaiser et al. Die Abkürzung et al. wird in wissenschaftlichen Arbeiten im Quellenverweis immer dann verwendet, wenn eine Quelle mehr als zwei Verfassende hat. Die etlichen Versuche, Mord kriminologisch sinnvoll zu typisieren, als gescheitert angesehen werden: „Typisierungen etwa in solche nach Konflikt-, Deckungs-, Gewinn- und Sexualmord sagen kaum etwas Spezifisches über die Tat selbst aus, sondern sind lediglich Beschreibungen von Fallgestaltungen, die wegen der gesetzlichen Regelung als Mord gewertet werden“ (S. 173).

    Der Begriff „Raubmord“ ist im StGB nicht zu finden. Vielmehr spricht man von Mord in Zusammenhang mit Raub. Kommt es nun bei einem Raub zur Tötung des Opfers (oder eines Dritten) wird in der Rechtsprechung regelmäßig auf Mord in Tateinheit mit Raub erkannt (vgl. z.B. BGH 3 StR 319/98). Dabei ist es unerheblich, ob der Täter den Mord „eiskalt“ geplant hat oder die Tötung aus einer Eskalation der Situation resultiert. Bei der Gruppe der Raubmörder handelt es sich demnach um eine recht heterogene Gruppe.

    Raubstraftaten mit oder ohne tödlichen Ausgang werden in erster Linie aus ökonomischen Motiven verübt.

    Simons (1988) führt derartige Eskalationen bei Raubmorden u.a. auf eine mangelhafte Planung zurück.

    Dietz (1983) findet bei Raubmördern oft nur kurzfristige Planung. Die aufgestellten Pläne bleiben dabei vage. Bei Tatausführung in der Gruppe werden die Aufgaben nicht unter den beteiligten Personen aufgeteilt.