Neunfacher Mord nie aufgeklärt

Verbrechen auf dem Hof Stotter.

Entweder ein Fall für die „Westfälische Miss Marple“ aus Münster Georg Wilsberg oder das Tatort-Team aus Münster Thiel und Boerne.

Rinkerode liegt gerade mal einen Steinwurf von Münster entfernt, in der Nacht vom 11. auf den 12. Juni 1945 wurden unter bis heute ungekärten Umständen auf dem Hof Stotter neun Menschen ermordet. Polizei und Provinzial-Militärregierung fanden viele Spuren. Die Täter konnten nie ermittelt werden.

Georg Wilsberg meint: „Der Täter kann nur aus einer Nervenheilanstalt entsprungen sein“.

Thiel meint:“Ne, Ne Freunde, das ist einer aus der Nachbarschaft“.

Professor Boerne meint.“Was hat die Leichenfundortuntersuchung mit rechtsmedizinischer Leichenschau im Vorfeld der Obduktion ergeben“.

Thiel: „Mensch, Boerne, wir schreiben 1945“.

Die Opfer waren der Landwirt Josef Stotter, seine Frau sowie drei Söhne im Alter von sechs, vier und einem Jahr. Es gibt aber noch mehr Opfer, die Haushaltshilfe G.Frankmölle und H. Olschewski,deren Bruder und den nur als Gast anwesenden F.Dobersek. Dobersek wurde nicht in Rinkerode beerdigt.

Viele ältere Rinkeroder können sich noch heute daran erinnern.

Gerüchte, was genau in jener Nacht geschehen sein könnte, gab es viele, konkrete Beweise aber keine.

Am Morgen de 12. Juni 1945 wurden zunächst die Nachbarn aufmerksam, dass das Vieh auf der Weide unruhig und noch nicht gemolken war und auf dem Hof sich nichts rührte. Die in der Nacht vernommenen Schüsse ordneten viele als weiter entfernt ein. Der damalige Bürgermeister Brockmann war von Landwirt J.Voß verständigt worden, der mit anderen Nachbarn das Haus schließlich betreten und die Opfer gefunden hatte. Die Schränke waren durchwühlt und vieles mitgenommen oder zerstört worden. Der Polizist Kowalski gab zu Protokoll:

„Dort bot sich mir ein grausiger Anblick. Das ganze Innere des Hauses war verwüstet“.

Die anschließenden Ermittlungsergenbisse brachten viele Indizien, zeigten auch unzureichende polizeiliche Arbeit kurz nach Kriegsende.

Es muss zwei Zeuginnen gegeben haben. Die Nachbarn trafen morgens zwei Frauen aus Lüdenscheid an. Sie hätten als sogenannte „Hamsterer“, Stadtbewohner die auf der Suche nach Lebensmitteln aufs Land fuhren, in jener Nacht in der Stotterischen Scheune übernachtet.

„Wollen wohl Lärm gehört, aber nichts gesehen haben“,

berichtet Polizist Kowalski. Bei seinem Eintreffen seien sie bereits weg gewesen.Weitere Kontakte zu beiden, obwohl Name und Adresse bekannt waren, wurden auch danach nicht vernommen.

Das Zeugen erst nach Jahren vernommen werden, eigentlich keine Seltenheit. Es kamen ehemalige Zwangsarbeiter in Verdacht, die Familie selber hatte Kleidungstücke und Ähnliches versteckt die auffälliger Weise geplündert wurden. Der Bürgermeister hat seine eigene Theorie zum Tathergang. Der jungen Haushaltshilfe könnte von den Einbrechern versucht worden sein Gewalt anzutun und dabei die Situation eskaliert sein.Zum anderen, dass bei der Abwehr der Ausplünderung jemand getötet wurde und unter den Einbrechern jemand Bekanntes war. Um eine Bloßstellung zu verhindern seien dann alle getötet worden. Zu der Auffassung sei auch der britische Sicherheitsoffizier gekommen. Brockmanns persönlicher Eindruck ist, dass nach dem „fast geräuschlosen ausgeführten Verbrechen, mindestens eine Person unter den Tätern mit dem Hof und allen Einzelheiten vertraut sein musste“.

Die genauen Hintergründe der schrecklichen Ereignisse in jener Nacht wurden und werden wohl auch nicht mehr zu klären sein.

Das kennen wir doch, Wilsberg ist sprachlos, Thiel schimpft auf den Polizisten Kowalski und Professor Boerne murmelt etwas unverständliches vor sich hin.

Die Geschichte stammt aus den Westfälischen Nachrichten vom 23.03.2016 von dem Autor Philipp Heimann, ich habe sie etwas gekürzt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert