Raubmord mit einem Jagdgewehr

Sühne für einen Raubmord bei Pfaffing

Am 18. Juni wurde der 19 Jahre alte Bauerssohn Wolfgang Fertl aus Pfaffing, der in Nacht zum 30. März 1925 auf der Landstraße zwischen Pfaffing und Landersdorf, nächst Markt Dorfen, den Bauern Thomas Strohmeier mit einem zweiläufigen Jagdgewehr aus dem Hinterhalt erschossen und hierauf beraubt hat, vom Schwurgericht beim Landgericht München ll zur Todesstrafe und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Nach Verwerfung der Revision durch das Reichsgericht richtete der Verteidiger, Justiziar Bernatz (Dorfen), für Fertl an das bayerische Gesamtministerium ein Gnadengesuch, dem keine Folge gegeben wurde.

Dienstag früh wurde Wolfgang Fertl von der Ablehnung des Gnadengesuches verständigt. Er machte von der 24 stündigen Gnadenfrist Gebrauch. Am Mittwoch besuchten ihn seine Angehörigen. Fertl verbrachte seine letzte Lebensfrist im Gebet. Am Donnerstag früh halb 7 Uhr, wurde in Gegenwart von Gerichtsbeamten, der 12 Urkundspersonen und der Vertreter der Presse durch Nachrichter Reichhart das Urteil mit dem Fallbeil vollstreckt. Die Leiche wurde in einen Münchner Friedhof gebracht und dort bestattet. — Die letzte Hinrichtung mit dem Fallbeil war in München-Stadelheim im Jahre 1913.

(Ingolstädter Anzeiger 1925)

Der Nachrichter Johann Reichart hatte wenig Arbeit in der Weimarer Republik. 1924 hatte er sieben Hinrichtungen, 1925 neun Hinrichtungen, 1926 drei Hinrichtungen, im zweiten Halbjahr 1927 nur eine. Weil sein Einkommen immer geringer geworden war, beantragte er schließlich am 11.März 1929, man möge ihm für das vergangene Jahr nachträglich ein Salär bewilligen. Er bekam vom bayerischen Staatsministerium der Justiz eine Sondervergütung von 500 Reichsmark und die Erlaubnis für eine Nebentätigkeit gleich welcher Art. 1929 war Reichart entschlossen, sein blutiges Handwerk aufzugeben, sein Antrag auf Auflösung des Arbeitsvertrages wurde vom Ministerium abgelehnt. Reichart war von 1924 bis 1947 im Amt als Scharfrichter und vollstreckte 3165 Todesurteile.

Grab der Scharfrichter Familie Reichart

Johann Reichart starb am 26. April 1972 im Krankenhaus Dorfen, nicht weit entfernt von Landersdorf.

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