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  • Ein Raubmord in Kiefersfelden

    Der Raubmörder Michael Danzer

    In Wasserburg bin ich aufgewachsen, eine schöne Kindheit hatte ich nicht, es fehlte an allem. In meiner Jugendzeit wurde ich straffällig und verbrachte mehr Zeit hinter Gittern als in Freiheit, natürlich lernte ich im Zuchthaus, die richtigen Freunde kennen. Mit der Zeit entwickelte ich eine gewisse Routine, aber ich wurde oft von den Hehlern über den Tisch gezogen und das Zwang mich bei meinen Einbrüchen, mehr und mehr zu Unvorsichtigkeit. Eines Tages erwischten sie mich, obwohl ich um Ausreden nie verlegen war. Es war ein kalter Februartag in St. Johann in Tirol im Jahre 1913, ich saß dort in der Bahnhofswirtschaft und trank gerade einen Schnaps. Als ich wieder zu einem Schluck ansetzen wollte, ging die Türe auf und zwei Gendarmen kamen herein und kontrollierten die Ausweispapiere. Als sie bei mir waren, zeigte ich ihnen den Militärpass von einem Kloo vor, den ich kurze Zeit zuvor ins Jenseits geschickt hatte. Sie waren mit dem Militärpass nicht zufrieden und wollten mich auf das Revier mitnehmen. Diese zwei Kieberer machten nun Bekanntschaft mit meinen zwei Pistolen. Den einen habe ich durch einen Pistolenschuss verletzt, aber der zweite war schneller und ich wurde niedergerungen. Auf dem Weg zu den Gleisen bin ich ihnen wieder entsprungen, aber leider nicht lange.

    Quelle; Rosenheimer Tagblatt, 28. Februar 1913

    Kufstein am grünen Inn

    Ja, in Kufstein, der Perle Tirols landete ich im Gefängnis. Meine Verhaftung hat sich schnell herumgesprochen und es hatte sich das Gerücht verbreitet, ich solle per Bahn nach Rosenheim ins Gefängnis transportiert werden. Heimlich genoss ich diese mir entgegen gebrachte Aufmerksamkeit. Na ja, jetzt kamen sie noch mit Einbrüchen in Großhelfendorf, Hausham, Fischbachau und Gmund daher. Sie bewachten mich Tag und Nacht, in meiner Zelle brannte immer Licht und bei den Verhören musste ich mir etwas einfallen lassen. Ich fing an den Simulanten zu spielen, einen irrsinnigen, denn es war leichter aus der Irrenanstalt zu entfliehen als wie aus einem Zuchthaus. Ich bekam Tobsuchtsanfälle, nur mit dem Schaum vor dem Mund klappte es nicht so recht.

    Dann kamen sie mir darauf, dass ich im Dezember 1912 in Kufstein schon mal einen Einbruch bei der Uhren- und Goldwarenhandlung U. am oberen Stadtplatz begangen hatte, so ein Mist. Damals war ich sofort über Thiersee nach Bayern entkommen. Jetzt brachten sie mich mit einer Droschke zum Bahnhof Kufstein, von wo es nach Innsbruck ging und dort landete ich vor dem Schwurgericht. Es wurde gegen mich wegen Totschlag und nicht wegen Mord ermittelt, was mir den Hals rettete.

    Danke Gott, Danke, ich spende dir auch eine gestohlene Kerze.

    Wer mehr über mich lesen will.

  • Der Bierpreis in Bayern als Inflations-Barometer

    An Durst hob I, a Bier zum schütten, an Wein zum trinken, in Bayern war die Gemütlichkeit zu hause. Land auf, Land ab, lockten hunderte von Biergärten die durstigen Bürger. Dazu noch eine deftige Brotzeit, und der Alltag war vergessen. An den Biertischen gab es keine Standesdünkel, dort saß der Forstrat neben dem Dienstmädchen Anna Mayerhofer und man unterhielt sich. Man musste noch nicht auf den Biertischen und Bierbänken herum springen. Leider endeten manche Wirtshaus besuche eher tragisch. Es kam öfters nach Wirtshaus Besuchen zu Überfällen, Messerstechereien und Morden. Von einer anderen Warte aus betrachtet war der Bierpreis seit alters her ein politisches Barometer, das von der Bevölkerung mit großer Aufmerksamkeit betrachtet wurde. Eine Verteuerung des Bieres war früher ein untrügliches Zeichen für bevorstehende schlechte Zeiten und Krieg. Schon im Juni 1866, mitten in der Mobilmachung Bayerns (das an der Seite Österreichs gegen Preußen kämpfte) kam es in München wegen einer Bierpreiserhöhung zu schweren Straßenschlachten. Um 1900 ist es seine kaiserliche Majestät Wilhem II., der wieder am Bierpreis rüttelt. Er braucht Geld für die Staatskasse, die durch totale Hochrüstung leer ist. 1908 ist das Deutsche Reich mit 4,5 Milliarden Mark verschuldet, steht vor dem Staatsbankrott. Der glücklose Reichskanzler von Bülow muss 1909 zurücktreten, sein Nachfolger Bethmann-Hollweg führt neue Steuern ein.

    Quelle: http://www.bierkrieg.de/der-bierkrieg.html

    Dann war da noch die Geschichte mit der Preußen Maß

    Die eher antipreußische Tageszeitung Das Bayerische Vaterland wetterte: „Was man seither als Maß Bier bezeichnet, verdient den Namen nicht, es ist ein Liter.“ Tatsächlich passten zunächst viele Wirte ihre Preise nicht an, obwohl dem Gast immerhin 69 Milliliter fehlten. Hunderttausende Krüge mussten erst nachgeeicht werden, und das auf Kosten der Besitzer. Zehn Pfennig mussten die Wirte für jeden Literkrug bezahlen.

    Bei unseren Nachbarn in Österreich war es von der Bierpreisgestaltung ähnlich, hier ein etwas älterer Beitrag aus dem Jahre 1972.

    Bierpreiserhöhung?

    Ja, sogar in einem kleinen Dorf, dass später wegen sechs Mordopfern Berühmtheit erlangte, gab es seit Anfang Mai 1914 Streitigkeiten wegen des Bierpreises.

    Bier-philosophisches

    Wohltätig ist des Bieres Macht, wenn’s wird genossen mit Bedacht. Zu allem, was man wirkt und schafft, verleiht es Liebe, Lust und Kraft. Drum, liebe Seele, merk es Dir, es geht nichts über gutes Bier. Doch wo man Unechtes mit Echtem und’s gute mischet mit dem Schlechten, da gibt es einen schlimmen Trank, drum frage, wer ein Glas sich spendet, vorsichtig, welcher Bräu de sendet. Kurz ist der Rausch, der Kater lang.

    28.12.1895

  • Kann ich mich auf mein Gedächtnis verlassen?

    Ich gehöre nicht zu den Menschen, die ihre Erinnerungen einem Schulheft, andere nennen es Tagebuch anvertrauen. An meine Volksschulzeit kann ich mich an den Herrn Pfarrer erinnern, der einen an den Kotletten hochzog, eine Lehrerin die mit Büchern schmiss und einem Lehrer, der mit einem Plastikstock zuschlug oder auf das Lehrerpult mit dem Plastikstock haute um Aufmerksamkeit zu erregen. Von vielen dieser Kindheits- und Jugendbegleiter weiß ich nicht mal mehr die Namen. Als wenn das Gedächtnis platz schaffen müsste für neue Eindrücke. Wäre ich Zeuge in einem Mordfall, müsste man mich zeitnah befragen. Ich bin mir relativ sicher, dass ich zu dem Sachverhalt Jahre später etwas dazu dichten würde, allein schon durch Beeinflussung durch Medien, Gesprächen und eigene Aufarbeitung. Wie sieht denn das Ganze aus wenn man es in ein wissenschaftliches Paket packen würde?

  • Der Mord an dem Landwirt Michael Schweiger

    Eine schaurige Mordtat

    Michael Schweiger war am 21.04.1890 in Altomünster und hatte dort den Pferdemarkt besucht. Er hatte aber nichts ersteigert und der Geldbeutel war noch prall gefüllt. Er kehrte, weil in der Durst plagte, beim Lamplwirt in Pipinsried ein und ließ sich ein paar halbe Bier schmecken. Beim Wirt kam es zu einem Streit mit einem Schuster, dessen Schwester bei Schweiger in Diensten stand. Gegen 22:00 Uhr brach Schweiger vom Lamplwirt auf, ein Freund bot ihm an, ihn bis zur Haustüre zu bringen, weil er kein gutes Gefühl hatte. Schweiger war kräftig und lachte nur, ich nehme es mit jedem auf und so trennte man sich. Kurz vor Ottelsburg wurde Schweiger von hinten überfallen, was eigentlich schon niederträchtig ist und nach heftiger Gegenwehr die Kehle durchschnitten. Bald war klar, dass der Schuster der Täter war, aber er entwischte und stellte sich drei Tage später freiwillig. Der Schuster wurde verurteilt und hingerichtet.

    Der ruchlose Mord von Ottelsburg

    von Werner Dreher

  • Josef Gabriel

    Josef Gabriel

    Josef Gabriel, geboren am 22.03.1891 und gestorben am 11.02.1969 war der Schwager der ermordeten Viktoria Gabriel von Hinterkaifeck. Er war auch der Käufer des Hofes Hinterkaifeck. Trotz seines Engagements für den elterlichen Hof verließ er Laag und verdingte sich in Rettenbach, das zu 83539 Pfaffing gehört, als Gastwirt und Metzger. Dort ist er auch begraben, zusammen mit seiner Frau und mutmaßlich seinen Kindern.

    Auch sein Sohn Josef Gabriel jun. hat weiter die Wirtschaft betrieben:

    Josef Gabriel * 1928 + 1993
    Josef Gabriel * 1928 + 1993
  • Der Mordfall Hinterkaifeck und Frauenhandel?

    Am 07.04.1922 stand im Ingolstädter Anzeiger zu lesen.

    (Belohnung für Ermittlung von Mädchenhändlern) Der „Deutsche Not Bund gegen die schwarze Schmach“ hat in seiner letzten Vorstandssitzung beschlossen, eine Prämie von 1.000 Mark auszusetzen für den, dem es gelingt, Mädchenhändler zur Verhaftung zu bringen, die Mädchen ins besetzte Gebiet verschleppen oder zu verschleppen versuchen. Die Auszahlung erfolgt nach der Verurteilung der Beschuldigten.

    Ein Umschlagplatz für Heiratsvermittler, Zuhälter und Mädchenhändler soll das Wirtshaus Grüner Baum in der Donaustraße in Ingolstadt gewesen sein. Dort verkehrte auch der Tagelöhner Anton Bichler aus Waidhofen der sich mit Schleichhandel befasste und Eier, Butter etc. wöchentlich beim grünen Baumwirt ablieferte. Auch ein Peter Weber aus Waidhofen trieb neben seiner Arbeit Handel mit Frauenkleidern. Was auch etwas komisch anmutet, dass im März 1922 die Postagenten Tochter Fanny Mehl spurlos aus Waidhofen verschwunden ist.

    Über ihren älteren Bruder konnte man lesen, dass er 1921 heimlich das Elternhaus verließ und später aus einem Mittelmeerhafen geschrieben hat. Er soll in die Fremdenlegion eingetreten sein, soll aber später wieder in Waidhofen gelebt haben.

    Hans Mehl ist im Zweiten Weltkrieg am 07.05.1945 im Lazarett in Lission in Folge eines Bauchschusses verstorben. Laut Informationen soll Fanny (Franziska) Mehl 1931 einen Josef Wenger geheiratet haben.

    Es gab einen Fall in Sandizell wo der Gütlerssohn Michael Obeser nach dreieinhalb Jahren Abwesenheit 1924 zurückgekehrt ist. Obeser war 1919 in der Roten Armee (Bayern) und trat nach deren Auflösung von Mainz aus in die französische Fremdenlegion ein. Erst war er in Algier und zuletzt in Syrien, wo er wegen Malaria von den Franzosen nach Mannheim verbracht wurde.

    Über das Donaumoos ist in Umbrüche Leben in Neuburg und Umgebung zu lesen, dass das Donaumoos nach dem Ende des Ersten Weltkriegs besetzt war von Vertriebenen aus den französisch besetzten Gebieten. Weiter heißt es:

    Das Donaumoos galt im weiten Umkreis als verrufenes Notstandsgebiet mit unglaublichen sozialen Verhältnissen.

    Leben in Neuburg und Umgebung 1914/48

    Für den Frauenhandel bürgerte sich der Begriff „White Slavery“ um die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts ein. Im deutschsprachigen Raum hat sich der Begriff „Mädchenhandel“ für den Tatbestand herausgebildet. Entsprechend für die Unzufriedenheit der potenziellen Opfer wurden von den Händlern oder Werbern Arbeitsplätze (zumeist im Haushalt) versprochen; es wurde ein intimes Verhältnis zwischen Opfer und Täter eingefädelt oder die Ehe oder eine Ehevermittlung zugesagt sowie Arbeit in Musikkapellen,Tanzkompanien oder Artistengruppen angeboten.

    In der Regel fand eine erste Vermittlung auf Arbeitsstellen statt. Jedoch verloren die Opfer dann sehr schnell ihre Arbeit oder wurden nicht bezahlt und gerieten in wirtschaftliche Not. Dies war der Punkt, an dem die Opfer mit mentaler oder körperlicher Gewalt oder Gewaltandrohung in die Prostitution gedrängt wurden.

    Quelle: Jürgen Nautz, Frauenhandel in Österreich 1918 – 1938

    Oft wurde bei der Beantragung des Reisepasses nicht das Endziel angegeben; man schaltete dann an der vorgeblichen Destination lediglich eine längere Unterbrechung ein, um nicht die Aufmerksamkeit von Auswanderungsbehörden zu wecken. Eines der häufigsten Ziele war Buenos Aires in Argentinien.

    Eine häufige Route führte dabei über Montevideo nach Salto, wo dank der Bestechung von Grenzbeamten über die Rio- Uruguay Brücke bei Concordia argentinisches Territorium erreicht wurde. Laut Bäckermeister Josef Obster (Abschrift 693 v. 20.05.1925) soll Josef Bärtl nach Brasilien oder Argentinien ausgewandert sein. Bei Josef Obster dürfte es sich um einen nahen Verwandten der Mutter von Josef Bärtl handeln. Die Schwester von Josef Bärtl – Anna Stephan geb. Bärtl (Jahrgang 1900) soll im Juni 1924 nach Uruguay ausgewandert sein und in der Deutschen Botschaft für einen Konsulatsbeamten in Montevideo gearbeitet haben. Am 22.04.1922 schreibt das Schrobenhausner Wochenblatt:

    Bärtl ist als notorischer Mörder und Verbrecher in der Umgebung von Ingolstadt bekannt, schwindelte als falscher Gendarm den Leuten Papiergeld zum Abstempeln heraus und hatte sich in Ingolstadt auch als Darlehensschwindler und Heiratsvermittler niedergelassen.
    Auszug Schrobenhausner Wochenblatt

    Ob das ganze ein Zufall war oder mehr dahinter steckte, wir werden es sicher nicht mehr klären können. Laut dem Heimatforscher Ludwig Sommerer ist Josef Bärtl nicht Teil einer Erbengemeinschaft und taucht nicht im Kataster von 1927 auf. Das heißt, entweder hat er nicht mehr gelebt, ist verschollen oder hat sich unter falschem Namen eine neue Existenz im Ausland aufgebaut. Das würde auch erklären warum er von IOS in Wien ausgeschrieben wurde.

    Josef Bärtl
    Josef Bärtl

    Zwischen dem 01.Oktober 1919 bis 01.Mai 1920 sind in Deutschland offiziell 3.700 Mädchen und Frauen verschwunden.

    Georg Grosz; Der Mädchenhändler