Kategorie: Schüsse

  • Drei Morde an einem Nachmittag

    Am 11. Mai 1946 machte sich die Gastwirtstochter Irmgard Helmberger, 22 Jahre alt, mit dem Fahrrad auf den Weg von Kammer nach Traunstein, um ihren Verlobten vom dortigen Bahnhof abzuholen. Sie wurde auf ihrem Weg von einem bis heute Unbekannten überfallen, mehrfach vergewaltigt, beraubt und mit einem Kopfschuss ermordet. Der Täter erschoss im Anschluss auf gleiche Weise den Jungbauern Josef Huber, welcher offensichtlich Zeuge der Tat geworden war. Des Weiteren schoss der Täter kurze Zeit später – mit einer Waffe vermutlich tschechischen Ursprungs – auf den Litauer Romualdas Libus, der als Displaced Person im Lager in Traunstein untergebracht und mit dem Rad zu einem Freund nach Kammer unterwegs war, und verletzte diesen. Jedoch gab es noch ein Opfer an diesem Blutvormittag, nämlich Anna Renz, auch sie mit dem Fahrrad unterwegs. Der Mörder, der anschließend mit ihrem Radl floh, hatte auch diese junge Frau mit einem Kopfschuss aus kurzer Entfernung umgebracht. Neben der Traunsteiner Polizei schaltete sich auch die amerikanische Militärpolizei in die Ermittlungen ein, da man zunächst einen der Displaced Persons als Täter vermutete. Bald kamen auch andere in den Fokus der Ermittler, selbst ein Polizist wurde verdächtigt. Jedoch wurde der dreifache Mord bis heute nicht aufgeklärt, er wird wohl ein Cold Case bleiben.

    Der Schrecken nahm kein Ende

    Polizist als Mörder?

  • Wilderei – Der schnellere, war oft der G’sündere

    Ich möchte weder etwas glorifizieren, noch möchte ich den Stab über gewisse Vorfälle brechen. Bayern stand dem Wilden Westen in nichts nach, auf beiden Seiten gab es unzählige Tote. Allein zwischen Wildsteig und Walchensee fanden 40 Menschen den Tod. Auch um Hinterkaifeck wo in der Nacht vom 31. März auf den 1.April 1922 sechs Menschen auf bestialische Weise den Tod fanden, ranken sich Legenden um Schwarzgeher aus der Nachbarschaft. Kein Wunder, sie hatten mit dem Gewehr Mauser Modell 98 das Schießen im ersten Weltkrieg gelernt, dass darunter ausgezeichnete Scharfschützen waren, dürfte niemanden verwundern. So sah sich das Bezirksamt Schrobenhausen am 4.Dezember 1919 zu folgender Meldung genötigt. Das Wilderer Unwesen hat leider in den letzten Monaten immer mehr zugenommen und droht in manchen Gegenden zu einer Landplage zu werden, ganz abgesehen davon, dass der Wildbestand vielfach der vollständigen Vernichtung entgegengeht. Es muss daher nachdrücklich bekämpft werden, und dies wird in erster Linie durch entsprechende Verstärkung des Jagdschutzpersonals erfolgen können. Hieran haben alle Jagdberechtigten das größte Interesse da selbstverständlich der Jagd –Ertrag außerordentlich zurückgehen wird, wenn die Ausübung der Jagd nur im Kampf mit Wilderern möglich ist und der Wildstand durch das Wilderer Unwesen vollständig ausgetilgt wird.

    Wilderer Unwesen (1922)

    Ein Gefecht zwischen Jagdpächtern und Wilderern hat im Jagdbezirk Berg im Gau Edelshausen stattgefunden. Die Wilderer, von denen anscheinend einer verletzt wurde, sind unerkannt entkommen.

    Ungesühnte Mordtaten

    Die Jagdleidenschaft trieb die einen durch den Forst, blanke Not die anderen. Darüber wird oft vergessen, dass das Handwerk des Wilderers auch mit Mord und Totschlag verbunden war. Nicht nur an Förstern und Waldaufsehern wie in dem unaufgeklärten Stuhler Mord, sondern auch oft durch Raubüberfälle und andere Verbrechen.

    Das in Bayern das Brauchtum auch auf die eine oder andere Art gepflegt wird, beweist die Gams am Todestag auf dem Grab von Josef Hacker.

    Schleching: Vor 100 Jahren wurde der Wilderer Josef Hacker erschossen

    Das Grab des wohl bekannteste Wildschützen Bayerns

  • Der Würger von Nürnberg, bisher ungeklärte Morde

    Die bisher ungeklärten Morde an dem aus Jugoslawien stammenden Diplomlandwirt Neidenbach und seiner Zimmervermieterin Frau Wiggen stehen noch immer im Mittelpunkt des Interesses der Bevölkerung in und um Nürnberg. Inzwischen läuft die Fahndung nach dem Mann, dem der Volksmund bereits den Beinamen „Würger von Nürnberg“ gab, noch immer auf vollen Touren. Die Polizei geht jedem Fingerzeig nach, der ihr aus der Bevölkerung heraus gegeben wird. Sie unterstützte auch eine für Donnerstag Abend vorgesehene Sonder-Reportage des Deutschen Fernsehens zu den Mordfällen, bei der möglicherweise neue Anhaltspunkte durch Reaktionen bei den Fernsehteilnehmern herauskommen. Sie geht außerdem – wie der Nürnberger Polizeipräsident Erich Heß erklärte – Hinweisen des Utrechter Hellsehers Gerard Croiset nach, die dieser vor einigen Tagen einem Reaktionsmitglied einer Nürnberger Zeitung gegeben hatte. In einem Gespräch, das auf Tonband festgehalten ist, versucht der Hellseher, den mutmaßlichen Täter zu skizzieren, wobei er die nach berichten von Augenzeugen – die den Täter gesehen haben wollen – bereits angefertigte Porträtskizzen in verschiedenen Linien berichtigt. Croiset gab ferner eine Beschreibung des angeblichen Wohnortes des Mörders. In der Nähe steht eine Mühle, meint er. Nach einer Skizze, die der Hellseher anfertigte, läge der Wohnort des Würgers unweit des Fundortes einer der beiden Leichen im Landkreis Lauf bei Nürnberg.

    Im Fall Hinterkaifeck kam es 1922 in Nürnberg zu spiritistische Sitzungen mit drei verschieden Hellseherinnen, das Ergebnis war eher bescheiden. Bei diesem Fall setzte man auf Gerard Croiset.

    Der Würger von Nürnberg ist tot

    Der Mordfall Neidenbach – Wiggen scheint nach zwölf wöchiger Untersuchung jetzt zum Teil aufgeklärt zu sein, erklärten am Montag Mitglieder der Sonderkommission Nürnberg. Als „Würger von Nürnberg“, steht der 53 Jahre alte Berufssoldat Otto Rudorf aus Feucht bei Nürnberg, der wegen Betrugs vorbestraft ist, unter dringendem Tatverdacht. Er muss jedoch nach Ansicht der Polizei mindestens noch einen Mittäter gehabt haben. Während Otto Rudorf kurz nach seiner Festnahme wegen Betrugs am vorigen Freitagabend Selbstmord durch Einnehmen von Zyankali begehen konnte, befindet sich der unbekannte Mittäter noch auf freiem Fuß. Wie die Sonderkommission Nürnberg bekanntgab, wurden bei einer Durchsuchung von Rudorfs Wohnung in Feucht mehrere Pistolen vom Kaliber 7,65 mm mit Schalldämpfer gefunden. Mit Feuerwaffen dieses Kalibers wurden die Morde an dem 36jährigen Diplomlandwirt Mathias Neidenbach und dessen ehemaliger Zimmervermieterin, der 65jährigen Witwe Elisabeth Wiggen, am 22. Juli 1958 ausgeführt. Weiterhin fand die Kriminalpolizei bei der Haussuchung Notizen, die nach Angaben eines Mitgliedes der Sonderkommission darauf hinweisen, dass Rudorf der geheimnisvolle Würger von Nürnberg war. Außerdem wurde ein gefälschter Ausweis in der Wohnung sichergestellt, der auf „Polizeiamtmann Betz“ ausgestellt war. Die Kriminalpolizei hat ermittelt, das Elisabeth Wiggen am 22. Juli 1958 von einem falschen Kriminalbeamten aus ihrer Wohnung unter einem Vorwand abgeholt und anschließen getötet wurde. Ein Bankbeamter hat ferner nach Mitteilung von Mitgliedern der Sonderkommission den Toten Rudorf als den Unbekannten identifiziert, der vermutlich nach dem Mord an Mathias Neidenbach von dessen Bankkonto 20.000 Mark ohne Vollmacht abheben wollte. Der zweite Bankbeamte, der damals dem Würger von Nürnberg ebenfalls gegenüberstanden hatte, äußerte jedoch angesichts des Toten Zweifel. Rudorfs Auto wurde inzwischen zum Gerichtsmedizinischen Institut nach Erlangen geschafft. Die Sonderkommission hat ermittelt, dass die Bluttaten an Neidenbach und Frau Wiggen in einem Automobil ausgeführt wurden. Schließlich stimmt der Fahndungsbrief der gegen Otto Rudorf vor mehreren Wochen wegen größerer Betrügereien erlassen wurde, weitgehend mit der Täterbeschreibung des Würgers von Nürnberg überein.

    14. Oktober 1958

  • Die Morde vom Pernleitenhof, ein mysteriöser Mordfall aus Österreich

    Auf einem einzeln liegendem Bauernhof im niederösterreichischem Mostviertel werden fünf Erwachsene und sechs Kinder ermordet aufgefunden. Zwei in ihren Betten schlafende Kinder überleben den Mordanschlag. Eine russische Kommission untersucht den Mordfall zwei Tage lang, kommt aber zu keinem Ergebnis, dass Angehörige der Roten Armee mit dem Fall etwas zu tun haben könnten, obwohl am Abend des Mordtages zwei mit Maschinenpistolen bewaffnete Uniformierte Ausweiskontrollen am Hof durchgeführt haben. Die österreichische Kriminalpolizei darf erst danach ermitteln. Die später aufgefundenen Projektile und Hülsen tragen eindeutig Verfeuerungsmerkmale russischer Maschinenpistolen. Soweit Wolfgang Haidin in seinem Buch: „Das Massaker am Sternleitenhof„. Eigentlich ganz einfach, wer die Täter waren oder vielleicht doch nicht? Neun Opfer werden mit einem Schuss hingerichtet, zwei mit einem Rührholz erschlagen. Gerüchteweise wird dieser Mordfall mit angeblich sehr reichen Ungarn, die in den letzten Kriegsmonaten vor der heranrückenden Roten Armee aus ihrer Heimat geflüchtet sind, in Zusammenhang gebracht. Ein ungarischer Versorgungsstab ist ab Jänner 1945 am Hof einquartiert, wird von Soldaten der Deutschen Wehrmacht entwaffnet. Vor ihrer Weiterflucht sollen sie dort wertvollen Schmuck versteckt haben, den der Bauer Jahre später nach Ende des Krieges auf deren Verlangen nicht wieder herausrücken will. Er rechtfertigt sich damit, dass die Russen alles gestohlen hätten. Zeitzeugen, deren Aussagen in einem 200-seitigen Erhebungsakt protokolliert sind, erklären, dass am Hof Wochen vor dem Überfall sehr große Angst geherrscht hat. Der ungarische Knecht Lajos Amhofer wollte den Pernleitenhof verlassen, es war sein letzter Arbeitstag, auch er musste mit seinem Leben bezahlen. 25 Jahre zuvor kam die Magd Maria Baumgartner auf den Hinterkaifecker-Hof bei Waidhofen (Oberbayern). Bevor sie am nächsten Tag ihren ersten Arbeitstag am Hof beginnen konnte wurde sie von einem Unbekannten mit einer Kreuzhacke erschlagen.

    Quelle; Staatsarchiv München

    Der schon erwachsene und nicht mehr am Hof wohnende Sohn der Untermietfamilie Mayer versucht 1951 in dem Fall zu recherchieren, dem vier seiner Familienangehörigen zum Opfer gefallen sind. Schon nach kurze Zeit wird er in einem Brief aufgefordert, „…dies gefälligst sein zu lassen, ansonsten es ihm wie seiner Familie ergehen werde….“.

    Ybbstaler Wochenblatt, Waidhofen an der Ybbs, Freitag, 31.Oktober 1947

    Es gibt auch einen Podcast in zwei Teilen

    https://shows.acast.com/64d0b82e2b59650011851229/episodes/das-massaker-am-pernleitenhof-12-blutiger-oktoberabend

    https://shows.acast.com/64d0b82e2b59650011851229/episodes/das-massaker-am-pernleitenhof-22-die-verdachtigen

    Bluttat in Hatzenbach

    Bei einem Überfall auf ein kleines Gasthaus in Hatzenbach (Niederösterreich) in der sowjetisch besetzen Zone wurde der Sohn der Inhaberin getötet, die Inhaberin und ihre Tochter verletzt. Drei schwerbewaffnete Männer drangen in das Gasthaus ein, schlugen die überraschte Besitzerin nieder, töteten den 29 jährigen Sohn mit einer Axt und verletzten die Tochter durch Messerstiche. Mit einer Beute von sechshundert Schillingen entkamen sie unerkannt. Zum Vergleich, auf dem Pernleitenhof ließen die Täter acht Jahre zuvor fünfhundert Schilling einfach liegen. Während des Überfalls feuerten die Verbrecher mehrere Schüsse ab. Die aufgefundenen Geschoßhülsen sollen sowjetischen Ursprungs sein. Die sowjetische Militärbehörden haben mit der österreichischen Polizei eine gründliche Untersuchung des Falles eingeleitet.

    Wasserburger Anzeiger; 02. August 1955

    Der österreichische Staatsvertrag trat ratifiziert am 27. Juli 1955 in Kraft, bis zum 19. September 1955 mussten auch die sowjetischen Besatzungssoldaten Österreich verlassen.

  • Mord an Otto Praun und seiner Haushälterin

    Am 14. April 1960 wurde der Arzt Dr. Otto Praun und seine Haushälterin Elfriede Kloo in der Villa des Mediziners in Pöcking im Landkreis Starnberg erschossen aufgefunden. Die Medien hatten großes Interesse an Vera Brühne und Johann Ferbach. Die als Lebedame bezeichnete Brühne, war ein gefundenes Fressen für die damaligen Medien und Ermittler. Lebedame war noch eine Stufe höher als wie Model oder Mannequin wie im Fall Nitribitt. So kam es im Fall Ferbach/ Brühne bei den kriminalpolizeilichen Tatbestandsaufnahmen zu vorschnellen Schlussfolgerungen und unzulänglicher Ermittlungsarbeit.

    Scheinbar bekam auch Johann Ferbach einen Polizeispitzel in seine Gefängniszelle, ähnlich wie Anton Gump im Fall Hinterkaifeck. Hier hieß es im nachhinein vom Staatsanwalt.

    Anton Gump vielleicht Mitwisser, aber nicht der Mörder.

    Zuerst hatten Beamte der Bayerischen Landpolizei Kriminalaußenstelle Fürstenfeldbruck das Geschehen in der Villa als Mord an der Haushälterin mit einer anschließenden Selbsttötung des Täters interpretiert. Vom Präsidium der Landpolizei angeordnete Nachermittlung untermauerten erst später den Verdacht gegen Johann Ferbach und dessen Anstifterin Vera Brühne, die mit einem Grundstück in Spanien bedacht werden sollte. Wie im Fall Rudolf Rupp kam man zuerst nicht in die Gänge, dann übernahm im Fall Rupp ein neuer Staatsanwalt die Regie und bewies mit seiner auslegungsfähigen Arbeitshypothese, wozu man in einem Rechtsstaat fähig ist. Vera Brühne hat das Verbrechen nie zugegeben und wurde 1979 begnadigt, 2001 ist sie in München verstorben. Johann Ferbach starb 1970 im Gefängnis Straubing. Ferbachs Verteidiger hatte sein Mandat abgegeben, hauptsächlich aus finanziellen Gründen. Ob Dr. Praun in mögliche Waffengeschäfte im Nachkriegsdeutschland als Vermittler verwickelt war, keine Ahnung. Vielleicht reicht die Geschichte auch weiter bis zum Leiter der Abwehr Wilhelm Canaris zurück. Ob Canaris an der Unterstützung mit Geld und Waffen schon an der Organisation Consul beteiligt war ist umstritten. Auch Sonja Bletschacher die Witwe eines Wehrmachtoffiziers und einstige Geliebte von Dr. Praun, die im Dezember 1951 in Starnberg mit zahlreichen Messerstichen brutal ermordet wurde führte auch ein Doppelleben.

    Quelle; Staatsarchiv München, Sonja Bletschacher

    Vera Brühne hatte auch einen Auftritt am 10. Oktober 1969 als Zeugin im Fall Herker in Augsburg.

    Lebenslänglich für Mord

    Das Schwurgericht Augsburg verurteilte am Freitag Abend den 32 jährigen verheirateten Ziegeleiarbeiter Georg Herker aus Strobenried bei Schrobenhausen wegen Mordes zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe und Ehrverlust auf Lebenszeit und die 29 jährige Hausfrau Franziska Pahl aus Strobenried wegen Beihilfe zum Mord zu zehn Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverlust. Herker hat 1954 seinen Großvater, den 83 jährigen Austragsbauern Georg Herker aus Waidhofen im Landkreis Schrobenhausen eine Schlinge um den Hals geworfen und den alten Mann erdrosselt. Die Leiche beschwerte er mit Steinen und warf sie mit Hilfe der Franziska Pahl, der Stiefenkelin des Rentners, in einen Fluss, der sie erst vier Monate später an Land trieb. Als Motiv des Verbrechens kann gelten, dass Herker die monatliche Unterstützung für seinen Großvater in Höhe von 60 Mark sparen wollte.

    29.10.56

    Quelle; Passauer neue Presse Niederbayerische Zeitung, 10.04.1955

    1922 – Herker Georg, Landwirt, Hausnummer 6 in Schlott

    Auch Polizeiorganisatorisch bedeutete der Fall Brühne eine Zäsur.

    Wer sich genauer über Vera Brühne informieren will empfehle ich die zwei Podcast von Stefan Wette.

    Vera Brühne: Mörderin oder Justizopfer? (1/2)

    Vera Brühne: Mörderin oder Justizopfer? (2/2)

    Jeder kleine Spießer macht
    das Leben mir zur Qual,
    denn er spricht nur immer von Moral

    Kann denn Liebe Sünde sein? Der Text stammt von Bruno Balz und die Musik von Lothar Brühne.

    Zarah Leander

    Kann denn Liebe Sünde sein?, ist ein starker, vieldeutiger Titel. Er kommt auch in dem Film „Die Blechtrommel“ vor.

  • Die Morde auf dem Hof Stotter in Westfalen

    Entweder ein Fall für die „Westfälische Miss Marple“ aus Münster Georg Wilsberg oder das Tatort-Team aus Münster Thiel und Boerne. Rinkerode liegt gerade mal einen Steinwurf von Münster entfernt, in der Nacht vom 11. auf den 12. Juni 1945 wurden unter bis heute ungekärten Umständen auf dem Hof Stotter neun Menschen ermordet. Polizei und Provinzial-Militärregierung fanden viele Spuren. Die Täter konnten nie ermittelt werden. Ich hoffe, das eines Tages das Team Wilsberg und das Tatortteam Münster einmal gemeinsam in so einem Fall ermitteln, deshalb habe ich die Kurzaussagen von Wilsberg, Thiel und Boerne hinzugefügt.

    Georg Wilsberg meint: „Der Täter kann nur aus einer Nervenheilanstalt entsprungen sein“.

    Thiel meint:“Ne, Ne Freunde, das ist einer aus der Nachbarschaft“.

    Professor Boerne meint.“Was hat die Leichenfundortuntersuchung mit rechtsmedizinischer Leichenschau im Vorfeld der Obduktion ergeben“.

    Thiel: „Mensch, Boerne, wir schreiben 1945“.

    Die Opfer waren der Landwirt Josef Stotter, seine Frau sowie drei Söhne im Alter von sechs, vier und einem Jahr. Es gibt aber noch mehr Opfer, die Haushaltshilfe G.Frankmölle und H. Olschewski,deren Bruder und den nur als Gast anwesenden F.Dobersek. Dobersek wurde nicht in Rinkerode beerdigt. Viele ältere Rinkeroder können sich noch heute daran erinnern. Gerüchte, was genau in jener Nacht geschehen sein könnte, gab es viele, konkrete Beweise aber keine. Am Morgen de 12. Juni 1945 wurden zunächst die Nachbarn aufmerksam, dass das Vieh auf der Weide unruhig und noch nicht gemolken war und auf dem Hof sich nichts rührte. Die in der Nacht vernommenen Schüsse ordneten viele als weiter entfernt ein. Der damalige Bürgermeister Brockmann war von Landwirt J. Voß verständigt worden, der mit anderen Nachbarn das Haus schließlich betreten und die Opfer gefunden hatte. Die Schränke waren durchwühlt und vieles mitgenommen oder zerstört worden. Der Polizist Kowalski gab zu Protokoll: Dort bot sich mir ein grausiger Anblick. Das ganze Innere des Hauses war verwüstet“. Die anschließenden Ermittlungsergebnisse brachten viele Indizien, zeigten auch unzureichende polizeiliche Arbeit kurz nach Kriegsende. Es muss zwei Zeuginnen gegeben haben. Die Nachbarn trafen morgens zwei Frauen aus Lüdenscheid an. Sie hätten als sogenannte „Hamsterer“, Stadtbewohner die auf der Suche nach Lebensmitteln aufs Land fuhren, in jener Nacht in der Stotterischen Scheune übernachtet. „Wollen wohl Lärm gehört, aber nichts gesehen haben“, berichtet Polizist Kowalski. Bei seinem Eintreffen seien sie bereits weg gewesen. Weitere Kontakte zu beiden, obwohl Name und Adresse bekannt waren, wurden auch danach nicht vernommen. Das Zeugen erst nach Jahren vernommen werden, eigentlich keine Seltenheit. Es kamen ehemalige Zwangsarbeiter in Verdacht, die Familie selber hatte Kleidungstücke und Ähnliches versteckt die auffälliger Weise geplündert wurden. Der Bürgermeister hat seine eigene Theorie zum Tathergang. Der jungen Haushaltshilfe könnte von den Einbrechern versucht worden sein Gewalt anzutun und dabei die Situation eskaliert sein. Zum anderen, dass bei der Abwehr der Ausplünderung jemand getötet wurde und unter den Einbrechern jemand Bekanntes war. Um eine Bloßstellung zu verhindern seien dann alle getötet worden. Zu der Auffassung sei auch der britische Sicherheitsoffizier gekommen. Brockmanns persönlicher Eindruck ist, dass nach dem „fast geräuschlosen ausgeführten Verbrechen, mindestens eine Person unter den Tätern mit dem Hof und allen Einzelheiten vertraut sein musste“. Die genauen Hintergründe der schrecklichen Ereignisse in jener Nacht wurden und werden wohl auch nicht mehr zu klären sein.

    Das kennen wir doch, Wilsberg ist sprachlos, Thiel schimpft auf den Polizisten Kowalski und Professor Boerne murmelt etwas unverständliches vor sich hin.

    Die Geschichte stammt aus den Westfälischen Nachrichten vom 23.03.2016 von dem Autor Philipp Heimann, ich habe sie etwas gekürzt.