Ob Josef Wilfling mit zerknittertem Mantel und gebeugter Körperhaltung herumlief kann ich nicht beurteilen, aber er war in Bayern an der Aufklärung zahlreicher Kapitalverbrechen beteiligt. Auf die schnelle fallen mir Namen wie David, Sedlmayr und Moshammer ein. In all den Dienstjahren hat er sich zu einem Experten entwickelt, nicht nur in Verhörtechniken sondern auch im Umgang mit denn Tätern. Wie Ernst Gennat verstand es auch Josef Wilfling seine Gegenüber aus der Reserve zu locken, mit teilweise unkonventionellen Methoden, er bezeichnete sich auch als Beichtvater. Keine Suggestivfragen, die den Befragten in Art und Weise der Fragestellung beeinflussen, dass hat er immer wieder gepredigt, als wäre es das ABC eines Mordermittlers. Er wurde auch nicht Müde Polizisten für den Kriminaldienst zu motivieren, er sagte immer, das Geld ist das gleiche, aber der Dienst härter und interessanter. „Abgründe“, „Unheil“, „Verderben“ und „Geheimnisse der Vernehmungskunst“, was wie gute Krimis aus dem hohen Norden klingt, diese Bücher hat er der Nachwelt hinterlassen. Josef Wilfling ist vor kurzem an den Folgen einer schweren Krankheit gestorben.
Der grausame Tod einer 18 jährigen Zimmermannstochter
Maria Bosch aus Grassau trug eine gelbbraune Jacke, einen grün- blauen modernen Rock, hatte eine Umhängetasche um, eine Pappschachtel und ein Handkörbchen dabei. Sie liebte diese städtische Kleidung, dass Mädchen vom Lande. Maria war hübsch, hatte dunkle Haare und freute sich über die Bahnfahrt von Rosenheim in Richtung Heimat. Im Wagenabteil traf sie eine ältere Frau, die aber in Prien ausstieg. Ist hier noch ein Platz frei, fragte ein etwa 41 Jahre alter Mann? Die etwas ältere Frau nickte mit dem Kopf, er nahm neben der Alten Frau Platz um das junge Mädchen zu beobachten. Der Mann trug einen dunklen abgetragenen Anzug mit Rock, einen schweren Filzhut und helle Krawatte. Das Gesicht des Mannes war faltig und er fuhr sich immer wieder mit der rechten Hand durch seinen blonden Schnurrbart. In Übersee am Chiemsee müssen beide ausgestiegen sein. Maria wurde in Begleitung eines Mannes auf der Straße nach Grassau gesehen, ein Landwirt aus Übersee hatte noch mit Maria gesprochen. Der Zeuge war der letzte der Maria Bosch lebend gesehen hatte. Maria wurde im sogenannten Meyer-Holz unweit von Mietenkam wahrscheinlich erwürgt, ausgeraubt und in die Tiroler-Ache geworfen. Man vermutet, dass der Mann Maria zuerst mit Streu abgedeckt und zwei Tage liegen lies bevor er sich einen Karren in der Nachbarschaft auslieh um Marias Leiche in die Tiroler-Ache zu werfen um es als Selbstmord darzustellen. Die Gendarmerie kam durch Hinweise aus der Bevölkerung auf einen Mann, bei dem es scheinbar keine Hemmschwelle gab. Bei der Hausdurchsuchung fanden die Gendarmen Gegenstände aus verschiedenen Einbrüchen. Bei einem Einbruch mit einer Maske beim Eberlwirt hatte er die Frau fast erwürgt und dem alten Vater mit erwürgen gedroht. Die bayerischen Gendarmen fanden heraus, dass der Mann aus Tirol stammte und dort als Gendarm einen Meineid geschworen hatte um dauernd eidesunfähig zu sein. Ferner wurde er verdächtigt, während seiner Militärdienstzeit in Bosnien einen Mord begangen zu haben. Es handelte sich bei dem Mann um Alois Egger aus Kössen in Tirol der als Zementarbeiter in Staudach arbeitete. Es wurde vom königlichen Untersuchungsrichter Krazer vom Landgericht Traunstein eine Anzeige auf Hinweise in den Regionalzeitungen geschaltet.
Rosenheimer Anzeiger
Wie sich herausstellte, versuchte Egger einen Tag nach dem Mord Blutflecken aus seinem Sonntags-Anzug zu waschen. Egger versuchte noch den großen Unbekannten zu präsentieren, aber die Belastungsmomente waren derartig, dass man keinen Zweifel hatte, den richtigen Täter vor sich zu haben. Maria Bosch wurde unter großer Beteiligung der Bevölkerung zu Grabe getragen. Überliefert ist, dass der Pfarrer eine rührende Grabrede hielt. Alois Egger wurde vor dem Schwurgericht zum Tode verurteilt, sein Gnadengesuch wurde von seiner königlichen Hoheit dem Prinzregenten abgelehnt. Alois Egger hatte von der ihm angebotenen Gnadenfrist Gebrauch gemacht. Seine letzten Lebensstunden verbrachte er mit geistlichem Zuspruch. Um 7:00 Uhr früh wurde Egger zu dem bekannten weißen Tisch geführt, dort wurde ihm nochmals das Schwurgerichtsurteil vorgelesen. Egger war erdfahl, zeigte sich aber gefasst. Während ihm ein Kapuziner- Pater den Segen erteilte, wurde Egger eine schwarze Binde um die Augen gelegt und ihm die Hände auf den Rücken gefesselt. Unterstützt von zwei Nachrichter-Gehilfen und fortwährend betend trat er sodann den Gang zum Schafott an, während die Armsünderglocke seine schrillen Töne erschallen lies. Egger wurde auf das aufrecht stehende Brett geschnallt, dieses umgelegt und unter die Maschine geschoben. Ein dumpfer Schlag und das Haupt war vom Rumpf getrennt. Der Leichnam Eggers wurde in einem im Gefängnis eingerichteten Obduktionsraum seziert. So fand Alois Egger am 22. März 1899 in München sein Ende.
Im Laufe der folgenden Monate wird jedoch deutlich, dass sich vor allem rechtsradikale Organisationen wie die „Orgesch“, die „Organisation Consul“ und Angehörige der eigentlich aufgelösten Freikorps mit Waffen versorgen. Offensichtlich haben viele Rechte den Stichtag 1. November 1920, bis zu dem illegale Waffen straffrei abgegeben werden konnten, ungenutzt verstreichen lassen.
Militärische Kontrolle auf unbestimmte Zeit? Nach Erklärungen der ‚Times‘ hat die englische Regierung ihre Zustimmung zu dem von Mitgliedern der interalliierten Militärkontrollkommission ausgedrückten Wunsch gegeben, wonach die militärische Kontrolle in Deutschland noch während einer unbestimmten Zeit fortzusetzen ist. Nach einer Londoner Havasmeldung stützt sich dieser Entschluss Englands auf die jüngsten Waffenfunde und die geheimen Waffenlager.
(Berliner Tageblatt am 22. Februar 1922)
Zwei Zeitungsartikel aus dem Jahr 1922
München. Vor dem Volksgericht München I fand Verhandlung gegen den pens. 29 jährigen verheiratete Volkschullehrer und Schriftsteller Rudolf Wolff von Nennhausen, BA. Dachau, und den 30 Jahre alten verheirateten Ingenieur bzw. Feinmechaniker Frz. Hemberger von Erding wegen eines Verbrechens des Landesverrats bzw. Beihilfe hierzu statt. Es handelt sich um den Verrat von Heeresgut an die Entente (Mai 1920) in Höhe von mehreren Millionen Mark. Wolff wurde zur Zuchthausstrafe von 15 Jahren, Hemberger zur Zuchthausstrafe von 6 Jahren und je 10 Jahren Ehrverlust verurteilt.
(14.03.1922)
Hart bei Traunstein, 6 Oktober 1922. Zwei Offiziere der Entente, die einen genauen Situationsplan hatten, holten da hier aus einem Versteck mehrere hundert Gewehre hervor. Ein feiger Deutscher verriet um einige Silberlinge an Fremdländische sein Heimatland; hoffentlich wird er entdeckt, damit er seinen verdienten Lohn empfangen kann. Die eine erfreuliche Erscheinung an der Affäre ist, dass die von den Entente-Offizieren beschlagnahmten Gewehre noch vor dem Bahnversand wieder gestohlen wurden.
(11.10.1922)
Freiheit“ und der „Vorwärts“, die Zeitungen der beiden sozialdemokratischen Parteien, berichten darüber:
„Waffenlager der Orgesch. Waffenfunde und Waffenschiebungen“
„Waffenfunde in Frankfurt a. M.“
„Waffenlager in Cottbus“
„Die Prenzlauer Waffenfunde“
„Reichswehr und Waffenverschiebung. Geheime Waffenlager bei Görlitz“
„Wieder ein Waffenlager entdeckt!“
„Die Potsdamer Waffenschieber“
„Orgesch entlarvt! Das Geständnis eines Offiziers. Diebstahl beschlagnahmter Waffenlager. Bewaffnete Geheimverbindungen überall“
„Waffenlager in Schöneberg. Das Rathaus mit der schwarz-weiß-roten Fahne“
„Entdeckung eines Waffenlagers“
„Ein Waffenlager bei Brandenburg“
Ein parteienübergreifender Wehrkonsens sorgt dafür, dass auch die Demokraten über die illegale Aufrüstung hinwegsehen. 1927 richtet die Reichsregierung unter dem Zentrumspolitiker Wilhelm Marx sogar einen Ausschuss ein, der aufpassen soll, dass die illegale Aufrüstung nach den Regeln des ordentlichen Haushaltsrechts abläuft.
Noch 1930 wurden bei einem Kommunisten Waffen ausgehoben, scheinbar standen die roten Brüder den braunen Brüdern in nichts nach, je nach Quellenlage ist von Unterschiebung von Waffen die Rede.
Wieder einmal war die Gegend um Wasserburg wegen eines Raubmordes in heller Aufregung. Die Gerüchteküche brodelte und die Einwohner gaben die kargen Informationen zum besten und Dichtung und Wahrheit verschmolzen miteinander. Im Dezember 1899 wurde im Kitzberger Holz etwa 150 Meter von einer Straße entfernt der Dienstknecht Steinberger von Hörgen Tod im Schnee aufgefunden. Die Leiche hatte mehrere Wunden am Kopf und die Kehle war mit einem Stilett durchschnitten. Der Geldbetrag der geraubt wurde betrug 4,50 Mark. Der Täter kehrte zwei Tage später noch mal an den Tatort zurück, weil er die Uhr des Opfers vergessen hatte. Das Opfer war seit 04. Dezember 1899 abgängig, Steinberger war ein braver und ruhiger Mann und wurde als schwächlich geschildert. Gefunden wurde die Leiche tiefgefroren von einem Jäger aus Soyen. Der Tode wurde zur Sektion in das Anwesen des Landwirts Weber in Kitzberg verbracht. Am Samstag Vormittag besuchte die Gerichtskommission aus Wasserburg den Tatort. Zuletzt wurde Steinberger im Wirtshaus in Kitzberg gesehen, abends um 19:00 Uhr verließ er die Gaststätte und kurz darauf verlies auch der mutmaßliche Täter die Gaststätte ohne zu bezahlen. Der Wirtssohn Holzmann erinnerte sich, das dieser eine Dreiviertelstunde später zurück kam, seine Zeche bezahlte und einen etwas verstörten Eindruck machte. Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um den Schuhmacher und Tagelöhner De(ä)schinger welcher den Raubmord leugnete. De(ä)schinger beteuerte seine Unschuld, mit Kreuz Fragen in die Enge getrieben gestand er die Tat, der Uhrhacken der Kette des Ermordeten wurde ihm nun zum Verhängnis.
Wie sah Polizeiarbeit an einem Tatort während des ersten Weltkriegs aus? Zustand und Verhältnisse am und um den Ort eines polizeilich relevanten Sachverhaltes fotografisch festhalten, in Ergänzung zum Tat-/Ereignisortbericht (TOB) und zur Tat-/Ereignisort-Skizze. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen der Ereignisortdokumentation und der fotografischen Spurensicherung. Beide Dinge haben eine völlig andere Bedeutung sowie Verfahrensweise und von daher sollten auch die Begriffe nicht durcheinander gebracht werden.
Dokumentation erklärt sich von allein.
Spurensicherung beinhaltet zwei kriminaltechnische Begriffe Spuren und Sicherung.
Spuren sind relativ beständige materiale Erscheinungen, die im Zusammenhang mit einem kriminalistisch relevanten Ereignis entstanden sind und zur Aufklärung beitragen können – ist eine einfache Erklärung.
Sicherung bedeutet u. a., dass diese Spur einer Auswertung zugeführt werden soll/muss.
Grundsätzlich unterscheiden wir vier Spurenarten, wie Situationsspuren, Gegenstandsspuren, Materialspuren und Formspuren.Abgesehen davon, dass alle Spuren in ihrer Lage, Form und Beschaffenheit zu dokumentieren sind, können lediglich Formspuren fotografisch gesichert werden, weil nur bei dieser Spurenart die Möglichkeit besteht sie anhand des Fotos auszuwerten.
Bedeutung der polizeilichen Fotografie
Schaffung von Beweismitteln für das weitere Bußgeld-, Straf- bzw. Gerichtsverfahren.
„Die objektive Aussageform von Lichtbildern ist bei sachgemäßer Fertigung kaum noch zu übertreffen.“
Handbuch für Kriminalisten | 2. überarbeitete Auflage Berlin 1987
Es muss sich also die Frage gestellt werden, ob Lichtbilder in jedem Falle objektiv sind?
Wir gehen davon aus, dass niemand, der sich mit der offiziellen Strafverfolgung beschäftigt, einen Tat-/Ereignisort absichtlich manipulieren wird, aber die „Kunst der Manipulation“ liegt im Weglassen.
Hier ist also eine hohe Objektivität der Fotografen vor Ort von Nöten, um einen Ereignisort vollumfänglich fotodokumentarisch zu erfassen.
Um das erreichen zu können, unterscheiden wir in der polizeilichen Fotografie fünf Aufnahmearten.
Am 18. Juni wurde der 19 Jahre alte Bauerssohn Wolfgang Fertl aus Pfaffing, der in Nacht zum 30. März 1925 auf der Landstraße zwischen Pfaffing und Landersdorf, nächst Markt Dorfen, den Bauern Thomas Strohmeier mit einem zweiläufigen Jagdgewehr aus dem Hinterhalt erschossen und hierauf beraubt hat, vom Schwurgericht beim Landgericht München ll zur Todesstrafe und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Nach Verwerfung der Revision durch das Reichsgericht richtete der Verteidiger, Justiziar Bernatz (Dorfen), für Fertl an das bayerische Gesamtministerium ein Gnadengesuch, dem keine Folge gegeben wurde. Dienstag früh wurde Wolfgang Fertl von der Ablehnung des Gnadengesuches verständigt. Er machte von der 24 stündigen Gnadenfrist Gebrauch. Am Mittwoch besuchten ihn seine Angehörigen. Fertl verbrachte seine letzte Lebensfrist im Gebet. Am Donnerstag früh halb 7 Uhr, wurde in Gegenwart von Gerichtsbeamten, der 12 Urkundspersonen und der Vertreter der Presse durch Nachrichter Reichhart das Urteil mit dem Fallbeil vollstreckt. Die Leiche wurde in einen Münchner Friedhof gebracht und dort bestattet. — Die letzte Hinrichtung mit dem Fallbeil war in München-Stadelheim im Jahre 1913.
(Ingolstädter Anzeiger 1925)
Der Nachrichter Johann Reichart hatte wenig Arbeit in der Weimarer Republik. 1924 hatte er sieben Hinrichtungen, 1925 neun Hinrichtungen, 1926 drei Hinrichtungen, im zweiten Halbjahr 1927 nur eine. Weil sein Einkommen immer geringer geworden war, beantragte er schließlich am 11.März 1929, man möge ihm für das vergangene Jahr nachträglich ein Salär bewilligen. Er bekam vom bayerischen Staatsministerium der Justiz eine Sondervergütung von 500 Reichsmark und die Erlaubnis für eine Nebentätigkeit gleich welcher Art. 1929 war Reichart entschlossen, sein blutiges Handwerk aufzugeben, sein Antrag auf Auflösung des Arbeitsvertrages wurde vom Ministerium abgelehnt. Reichart war von 1924 bis 1947 im Amt als Scharfrichter und vollstreckte 3165 Todesurteile.
Grab der Scharfrichter Familie Reichart
Johann Reichart starb am 26. April 1972 im Krankenhaus Dorfen, nicht weit entfernt von Landersdorf.
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